Kapitel 36

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Ich stolperte aus dem Haus und presste meine Arme fest an meinen Körper. Es war schon dunkel draußen und ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Ohne ein bestimmtes Ziel irrte ich umher, bis ich den Weg in einen Park fand. Er war komplett ausgestorben, keine Menschenseele war mehr hier. Zitternd ließ ich mich auf eine Bank fallen und löste meine Arme von meinem Körper. Sofort fing das Blut an, aus meinen Schnitten auf den Boden zu tropfen. Mein Pullover musste auch schon voll damit sein. Ich konnte nicht mehr. Der Druck war zu groß. Es war alles zu viel. Der Amoklauf heute hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.

Mit zitternden Fingern zog ich die Klinge aus meiner Hosentasche und setzte sie an meinen linken Unterarm. Ich atmete tief durch. Dann zog ich die Klinge entschlossen durch mein Fleisch. Eine Träne lief über meine Wange. Ich wechselte die Seiten. Setzte die Klinge an meinem rechten Unterarm an. Und zog durch. Plötzlich ertönten Schritte hinter mir. Erschrocken packte ich die Klinge in meine Faust und presste meine Arme wieder an meinen Körper. Hoffentlich ging die Person wieder und ignorierte mich.

„Jette?“ Mein Atem stockte, mein Herz beschleunigte sich. Langsam drehte ich mich ein wenig zu der Person um. Es war Stephan. Er trug seine Polizeiuniform. Neben ihm stand Paul. Ebenfalls in Uniform. „Stephan?“, krächzte ich. Eine weitere Träne lief mir über die Wange. „Hey, Jette. Was ist denn los? Hm? Was machst du denn hier so spät noch?“ „I-Ich…“ Ich atmete tief durch. Das Blut glitt durch meine Klamotten. Ich spürte es auf meiner Brust. Mir wurde leicht schwummrig. Dann dachte ich an meinen Vater. „I-Ich brauche Hilfe“, flüsterte ich. „Wir helfen dir, Jette. Wo brauchst du Hilfe?“, sagte Stephan sofort. Er machte einen Schritt weiter auf mich zu. Ich löste meine zitternden Arme von meinem Körper. „Scheiße“, fluchte Paul. Stephan sprang zu mir und kniete sich auf die Bank neben mich. Ich öffnete meine zitternde Faust. Langsam nahm er mir die Klinge aus der Hand. „Es wird alles gut, Jette“, redete er auf mich ein. Er zog seine Jacke aus und band sie um meinen einen Arm.

„11 von 22 kommen. Wir benötigen dringend einen RTW plus NEF in den Neuhofpark. Verletzte Person mit Schnitten an Unterarmen, vermutlich suizidale Absicht“, sagte Paul in sein Funkgerät. Stephan hielt meinen anderen Unterarm umklammert. „Es wird alles wieder gut, Jette, hörst du?“ „Ich bin müde“, murmelte ich und schwankte leicht. „Ich weiß, ich weiß. Aber du darfst nicht einschlafen, Jette. Hörst du mich? Nicht einschlafen.“ Ich blickte leicht zu Stephan. „Es tut mir leid.“ „Es ist alles gut, Jette. Bleib nur schön wach.“ Mir wurde schlecht. Alles drehte sich. Dann hörte ich Sirenen in der Ferne. „Sag Papa, ich hab ihn lieb“, hauchte ich. „Jette? Jette!“ Und dann wurde alles schwarz.

Ich weiß, ich weiß. Ich werde noch gemeiner. Vielleicht bin ich ja nett und poste den nächsten Teil heute Abend ;)
Bringt mich dazu!
LG eure Ronja

P.S. Bei wem kackt die Zeitumstellung auch noch so rein? Es sind Ferien und ich kann nicht Mal bis um neun schlafen deswegen!

Der neue Freund meiner Mutter (AS FF)Where stories live. Discover now