Kapitel 13

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Es war ein vergleichsweise ruhiger Mittwochmittag. Ich hatte gerade eine Doppelstunde Biologie hinter mich gebracht. Eines meiner Lieblingsfächer, bei dem eigentlich kaum jemand aufpasste. Der Weg nach Hause ging dieses Mal schneller vonstatten, obwohl ich sogar noch einen Umweg machte, da ich mir einen neuen Spitzer in der Stadt hatte kaufen müssen. Die Straßen wurden leerer und leerer, bis ich irgendwann in der Ferne einen Haufen Polizeiwägen, jede Menge Polizisten und aufgeregte Menschen sehen konnte. Ich wollte gar nicht wissen, was da los war und setzte zu einem extra großen Bogen an, als mit einem Mal ein weißer Blitz auf mich zuschoss.

„Lucky!“, rief ich aus und nahm das Frettchen schnell hoch. „Was machst du denn hier? Du solltest doch beim Zirkus sein“, zischte ich dem Tier zu und strich ihm über das Köpfchen. Lucky genoss die Streicheleinheiten kurz und sprang dann aufgeregt auf meiner Hand auf und ab. „Was ist denn?“ Immer wieder wandte Lucky seinen Kopf der Menschenansammlung zu, blickte dann wieder zu mir und zurück zu den Menschen. Verwirrt ging ich näher auf die ganzen Leute zu. Mit einem Mal klingelte mein Handy. Abwesend holte ich es aus meiner Tasche. „Hallo?“, meldete ich mich ohne auf den Anrufer zu achten. „Jette! Gott sei Dank erreiche ich dich. Es ist was ganz Schlimmes passiert. Misha heult schon Sturzbäche und meine Eltern kriegen die Krise. Jemand hat Teddys Käfig nicht richtig zugemacht und unser Bär ist doch so neugierig. Er ist auf Erkundungstour gegangen und ich fürchte, Lucky ist ihm hinterher. Bist du….“ „Paolo“, unterbrach ich den völlig aufgelösten Jungen. „Ich glaube, ich habe euren Bär gefunden“, sagte ich trocken. Ich gab ihm schnell den Standort durch und eine ungefähre Übersicht über das Geschehen. Der Frettchenjunge versprach, so schnell wie möglich mit einem Transporter und seinen Eltern da zu sein.

Ich steckte mein Handy wieder weg und kraulte Lucky am Kopf. „Dann wollen wir mal nach Teddy schauen.“ Ich trat näher und konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Der arme Bär saß inmitten der Polizeimenge und sah ziemlich verloren drein, während mindestens fünf Schusswaffen auf ihn gerichtet waren. Lucky sprang von meiner Hand auf den Bären zu. „Hey!“, mischte ich mich ein und hatte sofort die gesamte Aufmerksamkeit. „Lassen Sie den Scheiß! Der Bär ist dressiert, der gehört zu einem Zirkus!“ Ich schlüpfte durch eine Lücke und eilte auf den Bären zu, der wirklich sehr erleichtert aussah. Immerhin kannte er mich noch von den letzten Tagen und schien mich wirklich zu mögen. „Jette, geh da weg! Das ist ein verdammter Bär!“, brüllte es über den Platz. Ich drehte mich leicht um und erkannte Stephan, der mir wohl hinterher rennen wollte, aber von seinen Kollegen festgehalten wurde. „Jette, geh von dem Bär weg“, stiegen diese nun auch ein. Den einen kannte ich sogar. Das war dieser Moritz von unserem Unfall vor ein paar Wochen. „Er ist nicht gefährlich! Er ist nur neugierig“, rief ich und kam endlich bei dem Bär an. „Hey, Teddy. Du sorgst hier aber ganz schön für Aufregung. Misha macht sich auch schon große Sorgen.“ Teddy brummte mich an und drückte seinen Kopf gegen meinen Bauch. Ich legte meine Arme um ihn und strich ihm durch sein Fell. Lucky hüpfte auf den Rücken des Bären und rollte sich zusammen. „Gut gemacht, Lucky“, flüsterte ich und wandte mich den umstehenden Polizisten zu. „Nun stecken Sie endlich die Waffen weg, verdammt! Das ist Teddy und sein Charakter ist wie sein Name. Dieser Bär ist verschmuster als eine Katze.“

Langsam steckte einer nach dem anderen seine Waffe ins Holster. Nach weiteren unendlich scheinenden Minuten fuhr ein Laster vor. Schneller als sie irgendjemand hätte aufhalten können, klammerte Misha schon an Teddys Hals und Paolo hatte sich Lucky geschnappt. „Danke, dass du auf die beiden aufgepasst hast“, wandte er sich an mich und ich erschrak, als ich seine leicht gerötteten Augen erkannte. Der Bär und das Frettchen gehörten eben fest zur Familie. „Kein Ding, wirklich. Ich…“ Paolo zog mich fest an sich und nach einer kurzen Schrecksekunde erwiderte ich die Umarmung ebenso fest. „Ich hatte verdammtes Herzrasen, als ich da einfach durch die Polizisten bin. Die waren alle bewaffnet“, murmelte ich. „Wer weiß, was die ohne deine Anwesenheit gemacht hätten. Du warst verdammt tapfer, Jette. Ich bin so stolz auf dich.“ Warum auch immer, aber diese Worte trieben mir die Tränen in die Augen und ich drückte mich fester an den Jungen. Lucky quetschte sich aus Paolos Tasche und hüpfte auf meine Schulter. So standen wir da, bis Paolos Eltern mich ansprachen. „Danke, Jette, vielen Dank. Ohne dich wäre bestimmt alles viel schlimmer gekommen.“ Ich löste mich von Paolo und blickte zu Irma, seiner Mutter. „Ach, ich hab das doch gern…“ Und schon befand ich mich in der nächsten halsbrecherischen Umarmung.

Auch von Alfons, Paolos Vater und natürlich von Misha bekam ich eine feste Umarmung und wurde sofort auf einen Kuchen eingeladen. Beim Zirkusplatz angekommen, bekam ich natürlich auch noch etwas zum Mittagessen. Bis ich das gegessen hatte – die Familie hatte zum Glück mit mir gegessen, was fast einem kleinen Freudenfest glich – war der Kuchen dann auch aus dem Ofen und wir konnten ihn frisch gebacken essen. Und an diesem Tag passierte es dann wirklich. Ich ritt tatsächlich auf einem echten Bären durch eine Zirkusmanege.

So Leute, ich hab euch natürlich nicht vergessen 😉. Berlin war wirklich schön, fast schon eine andere Welt. Hat jemand meine Instagram Stories verfolgt? Dann wisst ihr ja, wo ich überall war. Die Fahrt gestern war dagegen wirklich sehr anstrengend. Unser Fahrer war wirklich unfreundlich und wir sind auch noch teilweise in Stau geraten, weswegen wir knapp 10 Stunden gebraucht haben. Dafür hab ich heute bis um 11 geschlafen, hatte Schlaf nachzuholen, haha. Jetzt geht's aber frisch weiter mit meiner Story hier.
LG eure Ronja

Der neue Freund meiner Mutter (AS FF)Where stories live. Discover now