Kapitel 33

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Am nächsten Tag musste mein Vater wieder arbeiten. Ich sträubte mich etwas vor dem Weg zu meiner Mutter, aber dieses Mal wartete ich ihre Nachricht gar nicht erst ab und lief schon etwas früher los. Vor ihrer Wohnungstür blieb ich etwas länger stehen und schauderte leicht. Das letzte Mal, als ich hier gewesen war, hatte das Haus gebrannt und wir waren eingesperrt gewesen. Schnell schob ich die aufkommenden Erinnerungen beiseite und klingelte. Es würde schon nichts passieren. Und wenn doch, dann würde ich dieses Mal nicht den Fehler machen und auf meine Mutter warten. Eben jene öffnete nun breit grinsend die Tür. Ehe ich mich versah, hatte sie mich schon in ihre Arme gezogen, und ich ließ es stumm über mich ergehen. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz“, sagte sie, als sie mich wieder losließ. „Danke“, murmelte ich. „Jette!“, kreischte es im selben Moment und Emma sprang mich an. Lachend stolperte ich einen Schritt zurück und stand wieder im Treppenhaus, während meine kleine Schwester mich fest knuddelte. Lachend strich ich ihr über den Kopf. „Emma, lass Jette doch erst einmal reinkommen“, ertönte eine mir nur allzu bekannte Stimme. Ich blickte in den Wohnungsflur und sah Stephan, der mich anlächelte. Ich erwiderte das Grinsen und winkte ihm leicht zu. Dann merkte ich erstaunt, dass seine Anwesenheit mich nicht mehr im Geringsten störte.

Verwirrt von mir selbst ließ ich mich von Emma zurück in die Wohnung und ins Wohnzimmer ziehen. Dort drückte sie mich auf das Sofa und sprang neben mich. „Guck mal! Ich hab geholfen, den Kuchen zu machen. Und ich hab alle Luftschlangen verteilt. Und die Ballons. Aber die hat Stephan aufgeblasen. Und die Geschenke hab ich auch mit eingepackt“, berichtete sie stolz. Ich sah mich im Zimmer um. Wie auch zu Hause waren Ballons und Luftschlangen verteilt. Ein Schokokuchen mit brennenden Kerzen stand auf dem Tisch, umgeben von ein paar Päckchen. „Na los, puste aus“, hibbelte Emma. „Nein, zuerst singen wir“, bestimmte unsere Mutter, die mit Stephan den Raum betrat. „Na gut“, seufzte Emma. „Zum Geburtstag viel Glück. Zum Geburtstag viel Glück. Zum Geburtstag, liebe Jette, zum Geburtstag viel Glück“, sangen die drei im Chor. „Und jetzt mach auf! Meins zuerst!“, rief Emma, griff nach einem kleinen Päckchen und einem Umschlag und reichte mir beides. Grinsend öffnete ich zuerst den Umschlag und betrachtete Emmas offensichtlich selbstgemachte Geburtstagskarte. Dann öffnete ich vorsichtig das kleine Geschenk und ein selbstgeknüpftes Armband fiel mir in den Schoß. „Du musst es gleich anziehen!“, rief Emma, schnappte sich das Armband und band es mir um mein rechtes Handgelenk. „Danke“, bedankte ich mich bei meiner Schwester und schloss sie in meine Arme.

Dann wandte ich mich wieder dem Tisch zu und griff nach den nächsten zwei Geschenken. „Die sind von mir“, sagte meine Mutter. Ich öffnete zuerst das, was sich wie ein Karton anfühlte. Es war auch ein Karton, in dem sich ein Haufen Motivmagnete von allen möglichen Filmen befand. In dem anderen Päckchen lagen zwei T-Shirts mit verschiedenen Zitaten. „Danke“, lächelte ich meine Mutter an und betrachtete dann das letzte Päckchen. „Das ist von mir“, meinte Stephan in dem Moment. Ich blickte ihn an und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Irgendwie war es ein komisches Gefühl, aber auch eine nette Geste von ihm. Ich griff mir das Päckchen. Es war weich und fühlte sich so ähnlich an wie die T-Shirts. Langsam packte ich es aus. Eine Mütze und ein Pullover kamen zum Vorschein. Auf der Mütze stand an der einen Seite klein mein Name und auf der anderen Seite ‚Polizei Köln‘. Auf dem Pullover stand beides auf höhe meiner linken Brust. Ich konnte nicht anders als zu grinsen. „Danke“, grinste ich Stephan an. Ich freute mich wirklich über die Sachen.

Der weitere Tag verlief ähnlich wie der gestrige. Zum Mittagessen gab es zwar Sandwiches, aber Emma und ich aßen hauptsächlich Kuchen, während im Fernsehen ein Film lief, den ich gestern nicht mehr geschaut hatte. Am späten Nachmittag schrieb mein Vater dann, dass er da war, um mich abzuholen. Emma sprang mir sofort in die Arme und drückte mich fest. Nachdem sie mich wieder freigegeben hatte, kam meine Mutter und schloss mich in ihre Arme. Still ließ ich auch diese Umarmung über mich ergehen und stand dann vor Stephan. Kurzentschlossen und ohne nachzudenken schloss ich ihn in die Arme und er erwiderte die Umarmung. Mit meinen Geschenken in der Tasche und einem breiten Grinsen verließ ich winkend die Wohnung und lief zum Auto meines Vaters. „Und, wie war‘?“, wollte dieser sofort wissen. „Es war ok. Stephan war auch da. Ich hab tolle Sachen bekommen. Die Mütze ist von ihm, guck mal.“ Lächelnd zog ich die dunkelblaue Mütze auf und drehte meinen Kopf hin und her, sodass er beide Schriftzüge sehen konnte. „Toll“, sagte mein Vater. „Ach so, es kam übrigens eine Mail. In eurer Schule ist soweit wieder alles in Ordnung und der Unterricht geht pünktlich am Montag wieder los.“ „Das ist toll“, murmelte ich, auch wenn ich innerlich aufstöhnte. Die Schule hätte ruhig noch etwas länger geschlossen bleiben können.

So, nach meiner vierstündigen Deutsch KA, bei der wir einen Kommentar schreiben mussten, blödes Material bekommen haben, ich ewig für die Argumente Suche gebraucht, ewig viel geschrieben und nur einmal Korrektur gelesen habe, kann ich nun endlich wieder aufatmen.
Ich hoffe euer Tag lief besser als meiner!
LG Ronja

Der neue Freund meiner Mutter (AS FF)Where stories live. Discover now