23. Kapitel - Die Ablenkungs-Jamsession

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„He Max, kommst du nachher auch mit auf die Mariahilfer Straße?", lud einer seiner Freunde den Teenager ein, sie auf Wiens beliebte Einkaufsstraße zu begleiten. Max wollte gerade zusagen, als er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine junge Frau mit blonden Haaren bemerkte, die neben einem hageren, großen Mann stand, dessen braune Haare ihm bis zum Kinn reichten. „Äh... Ich würde total gerne, aber ich habe heute keine Zeit", stammelte Max und blickte seine beiden Freunde entschuldigend an. „Alles gut, vielleicht ein anderes Mal", erwiderte einer von ihnen und klopfte ihm auf die Schulter, bevor sie sich voneinander verabschiedeten.

Rasch überquerte Max die Straße und blieb schließlich vor dem ungleichen Paar stehen. „Was ist jetzt wieder passiert?", kam er sofort zum Punkt. „Also-", wollte Roger Waters beginnen, zu erklären, doch Ellie unterbrach ihn: „Die beiden Männer waren wieder da." Max' Augen weiteten sich. „Wirklich?", fragte er ungläubig. Roger verdrehte die Augen. „Nein, wir verarschen dich nur", brummte er, woraufhin Ellie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste. „Achte nicht auf ihn, er hat mal wieder schlecht geschlafen", wandte sie sich an Max, woraufhin dieser grinste. „Jaja, hackt nur alle wieder auf mir herum!", näselte Roger beleidigt, während er sich in Bewegung setzte. „Künstler", murmelte Ellie, nicht ohne einen genervten Unterton in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen.

„Also, nochmal von vorne", keuchte Max, während Ellie und er versuchten, mit Roger Schritt zu halten. „Waters!", rief Ellie dem Bassisten außer Atem hinterher. „Schalt mal einen Gang runter!" Roger blieb daraufhin stehen und wartete mit vor der Brust verschränkten Armen an einer Straßenecke auf seine beiden Begleiter. Sobald sie ihn erreicht hatten, holten Ellie und Max tief Luft, bevor Max weitersprach: „Diese beiden Typen sind also wieder vor eurer Tür gestanden?" Roger und Ellie nickten. „Was haben sie gesagt? Warum sind sie überhaupt wieder aufgetaucht? Gehören sie zu diesem Zeitreise-Bund? Wissen sie, was mit Papa passiert ist?", bombardierte der Junge sie daraufhin nur so mit Fragen. Ellie blickte sich um, um sicherzustellen, dass sie keine unerwünschten Zuhörer hatten, bevor sie begann, zu erzählen: „Also, die Kurzfassung ist, dass diese beiden Männer – sie heißen übrigens Oskar und Paul – tatsächlich Mitglieder des Bundes der Zeitreisenden sind und von diesem Timekeeper damit beauftragt wurden, die Uhr zu stehlen. Sie sind aber auf unserer Seite und haben uns gesagt, dass es deinem Vater gut geht." Bei Ellies letztem Satz seufzte Max erleichtert auf.

Roger setzte die Erzählung an Ellies Stelle fort: „Laut Paul und Oskar gibt es innerhalb dieses Bundes eine Widerstandsgruppe, die aber zu klein ist, um viel anrichten zu können. Also haben wir ihnen natürlich unsere Hilfe angeboten." An dieser Stelle wurde er von Ellie unterbrochen: „Nachdem du erst einmal eine Lobrede über dich selbst gehalten hast!" Roger verdrehte die Augen. „Ich wüsste nicht, inwiefern das für Max relevant ist", brummte er. „Ich wollte es nur kurz erwähnen und dich daran erinnern", grinste Ellie und zwinkerte Max zu, der das Grinsen erwiderte. „Jedenfalls werden Paul und Oskar versuchen, sich öfter bei uns blicken zu lassen, um auf diese Weise mit uns in Kontakt zu bleiben", vollendete Roger schließlich seine Erzählung. „Und ihr habt schon einen Plan, oder...?" Max schaute die beiden fragend an. „Na ja...", sagte Ellie gedehnt. „Daran arbeiten wir gerade."

„Ich gehe schon", seufzte Michael, als es an der Tür zu Roberts Wohnung klopfte. Sein Gesicht hellte sich jedoch auf, sobald er die Tür geöffnet hatte. „Hey Max!", begrüßte er den Teenager freundlich. „Wie war die Schule?" Max lächelte. „Hey Mike, so wie immer", antwortete er, während er sich an Michael vorbei in die Wohnung schob. „Hallo Michael, ich freue mich auch, dich zu sehen!", rief Roger übertrieben höflich, bevor er ebenfalls an dem Amerikaner vorbeiging. Michael starrte ihm mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher. „Einfach ignorieren", riet Ellie ihm, die nun ebenfalls Roberts Wohnung betrat.

„Und? Irgendwelche Fortschritte?", erkundigte Ellie sich, nachdem sie sich neben Andrew niedergelassen und ein Glas Wasser eingeschenkt hatte. Seufzend schüttelte Brian den Kopf. „Das größte Problem ist, dass wir absolut keine Ahnung haben, wie das Hauptquartier des Bundes aussieht", erklärte er. „Wie viele Eingänge gibt es? Welche Fluchtwege stehen uns zu Verfügung? Solange wir das nicht wissen, wird es nicht viel bringen, sich einen Plan zu überlegen." Die anderen nickten. „Also müssen wir auf den nächsten Besuch von Paul und Oskar warten, oder?", schlussfolgerte Max, was Brian mit einem Nicken bestätigte.

David Gilmour klatschte in die Hände, was dazu führte, dass George, der neben ihm saß, erschrocken zusammenzuckte. „Wisst ihr was? Ich finde, wir sollten uns mal von dieser ganzen Zeitreise-Sache ablenken", schlug er vor. „Und wie willst du das anstellen?", wollte der Queen-Roger wissen. Jimi grinste. „Wie wär's mit einer Jamsession?", brachte er den nächsten Vorschlag. Prince und die beiden Davids waren sofort einverstanden und auch die Queen-Mitglieder zeigten sich nicht abgeneigt. Also holte Jimi die weiße Akustikgitarre aus Roberts Arbeitszimmer.

Es dauerte ein wenig, bis die Musiker sich darauf geeinigt hatten, wer zuerst darauf spielen durfte. Schlussendlich hatte Jimi die anderen davon überzeugen können, das Instrument zuerst ihm zu geben, da er es schließlich gestohlen hatte. Es dauerte nicht lange, bis die Klänge eines von Jimi improvisierten Stückes durch Roberts Wohnung tönten. Als Nächstes war David Gilmour an der Reihe, der mit der Erlaubnis seines Bandkollegen den Titelsong des Albums, an dem sie gerade arbeiteten, zum Besten gab. Danach folgte eine Darbietung von Prince, und schließlich bekam auch Brian die Gitarre in die Hände, der sie an Andrew weiterreichte, sobald er zu Ende gespielt hatte. Selbstverständlich bekam jeder der Musiker am Ende seiner Darbietung einen Applaus von den anderen, wobei Max stets am lautesten klatschte. Am Ende des Nachmittages stellten sie fest, dass die Idee tatsächlich funktioniert hatte: Nicht ein einziges Mal waren ihre Gedanken zu Zeitreisen oder magischen Uhren gewandert. Stattdessen hatten sie sich voll und ganz auf die Musik konzentriert – und von allen Dingen würden sie das schließlich immer am besten können.


Time Is FleetingWhere stories live. Discover now