3. Kapitel - Eine leere Wohnung

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Das erste besorgniserregende Detail, das Ellie und den zeitreisenden Musikern abends ins Auge stach, als sie Robert besuchen wollten, war seine sperrangelweit offen stehende Wohnungstür. David runzelte verwirrt die Stirn. „Ist es ein österreichischer Brauch, seine Wohnungstür offen zu lassen, von dem wir nichts wissen?", fragte John Ellie. Diese schüttelte den Kopf. „Wie kommst du denn auf sowas?", fragte sie zurück. „So leichtsinnig ist doch niemand!" Andrew merkte, dass hier etwas nicht stimmte.

Vorsichtig setzte Brian einen Fuß über die Türschwelle. Roberts Wohnung begrüßte ihn mit gähnender Leere. Eine Kaffeetasse, deren Inhalt mittlerweile ausgekühlt sein dürfte, stand auf dem Küchentisch. „Robert?", fragte Roger und ging vorsichtig in das Schlafzimmer des Vermieters. Freddie hob die Zeitung auf, die auf dem Boden neben dem Küchentisch lag. Auch Ellie schaute sich neugierig um. Roger kam zurück in die Küche und John, der währenddessen im Bad nachgesehen hatte, stand nun ebenfalls wieder neben dem Küchentisch. „Er ist nicht da", schlussfolgerte George aus seinen eigenen Beobachtungen und denen seiner Freunde. Die anderen nickten. „Irgendetwas stinkt hier gewaltig zum Himmel", murmelte David.

„Es wirkt fast so, als hätte er die Wohnung überstürzt verlassen", bemerkte Ellie. Brian nickte und blickte nachdenklich zu Boden. „Aber warum sollte er das tun?", fragte Andrew. „Er muss es ja immerhin so eilig gehabt haben, dass er nicht einmal die Tür hinter sich geschlossen hat." In Freddies Kopf nahm eine Theorie langsam Gestalt an. „Und was ist..., wenn er entführt worden ist?", überlegte der Queen-Frontman. Roger lachte auf. „Ach komm schon, Fred!", rief er, immer noch kichernd. „Das ist schon ein wenig sehr weit hergeholt!" Brian nickte. „Ich halte es auch für eher unwahrscheinlich. Es muss eine andere Erklärung geben", stimmte er dem Schlagzeuger zu. „Nur welche?", fragte sich George.

Überraschenderweise war es Ellie, die Freddie zustimmte. „Vielleicht hat er gar nicht so Unrecht...", murmelte sie. „Es muss einen Zusammenhang zwischen diesen Dingen geben." David warf ihr einen verdutzten Blick zu. „Welchen Dingen?", wollte er wissen. „Na dem Verschwinden von Robert und eurem plötzlichen Auftauchen", lautete ihre Antwort. George nickte. „Das glaube ich auch", sagte er. „Aber wie genau das alles zusammenhängt, müssen wir wohl noch herausfinden." Andrew dachte nach. „Denkt ihr, die Uhr wird noch mehr Leute herholen?", fragte er in die Runde. „Na das hoffe ich doch!", rief Freddie sofort. „Ich würde mich schon darüber freuen, die anderen wiederzusehen!" Diese Aussage fand Zustimmung bei seinen Zeitreise-Gefährten. „Dann wird's aber langsam eng in meiner Wohnung!", entgegnete Ellie, was die Musiker zum Grinsen brachte.

Brian wurde wieder ernst. „Also, Fakt ist, dass hier etwas nicht stimmt. Das haben wir alle gemerkt", fasste er zusammen. „Und Robert scheint etwas passiert zu sein", ergänzte John. Roger wiegte seinen Kopf langsam hin und her. „Das wissen wir noch nicht sicher", erwiderte er. „Aber es deutet alles darauf hin!", rief Freddie, woraufhin Andrew nickte. „Am besten wäre es wohl, wenn wir erst einmal abwarten", meinte David. „Vielleicht kommt Robert ja in zwei Tagen wieder und kann uns den Defekt der Uhr erklären." John nickte. „Abwarten halte ich auch für das beste", stimmte er David zu. „Aber was ist, wenn Robert währenddessen etwas passiert?", warf Freddie ein. Brian legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Bis jetzt haben wir so gut wie keine Anhaltspunkte", erklärte er seinem Bandkollegen. „Überstürztes Handeln würde niemandem etwas bringen." Ellie stimmte Brian zu. Roger zeigte sich zuversichtlich: „Das wird sich schon alles irgendwie lösen."

Das Hauptquartier des Bundes der Zeitreisenden – jenseits von Zeit und Raum

Paul fuhr sich mit den Fingern durch seine blonden Haare. Das Verhör war anstrengender als er es erwartet hatte. Der Uhrenmacher wollte einfach keine Details über die magische Uhr preisgeben, außerdem gab er vor, nichts über ihren derzeitigen Aufenthalt zu wissen. „Hören Sie, je schneller Sie reden, desto schneller sind wir hier fertig und Sie können gehen", erklärte der Timekeeper – so wurde der Vorstand des Bundes genannt – dem Gefangenen nun schon zum dritten Mal. „Wie oft soll ich es Ihnen denn noch sagen?", fragte der Mann gereizt. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen! Und im Besitz einer magischen Uhr bin ich auch nicht! Ich habe nur die hier." Er wies auf die Armbanduhr, die er an seinem rechten Handgelenkt trug. Er schien Linkshänder zu sein – das schlussfolgerte Paul daraus, dass die Uhr sich an seinem rechten Handgelenk und nicht an seinem linken befand – so wie es bei einem Rechtshänder gewesen wäre. Er schüttelte den Kopf. Warum dachte er überhaupt darüber nach? Er war mehr als nur gelangweilt.

Dem Timekeeper schien aufgefallen zu sein, dass der junge Mann sich zu Tode langweilte, denn er wandte sich jetzt an diesen: „Nun geh schon, bevor du hier im Stehen einschläfst! Schick einen deiner Kollegen an deiner Stelle her." Paul nickte und deutete eine Verbeugung an, um sich zu verabschieden.

Er gesellte sich zu Oskar, seinem Kollegen und Freund, der mit ihm gemeinsam den Gefangenen hierhergebracht hatte. „Und? Wie sieht's aus?", erkundigte er sich. Oskar zuckte mit den Schultern. „Sie haben die Uhr und ihre derzeitigen Besitzer schon ins Jahr 2022 geholt", berichtete er. „Die anderen, die das letzte Mal mit der Uhr in der Zeit herumgereist sind, sollten sie auch bald haben." Paul nickte. Wie gerne er seinem Freund jetzt doch sagen würde, wie falsch es sich anfühlte, das hier zu tun!

Die eigentliche Aufgabe des Bundes war es doch, die Besitzer von Zeitreise-Uhren mit den magischen Gegenständen vertraut zu machen und nicht, sie gefangen zu nehmen und alle Uhren an sich zu reißen. Doch eine derartige Aussage mitten im Hauptquartier des Bundes konnte fatal enden. Das gesamte Hauptquartier wurde mit Hilfe von Kameras und Mikrophonen überwacht – es war also unmöglich, ein privates Gespräch zu führen. Paul wusste, dass es einige andere Mitglieder des Bundes gab, die ähnlich dachten wie er, und einige von ihnen wären vielleicht sogar bereit, den derzeitigen Timekeeper zu stürzen und einen neuen zu ernennen. Doch wie sollte man eine derartige Revolution planen, wenn man ständig überwacht wurde?

„Wieso wollen sie nochmal alle Leute, die in letzter Zeit mit der Uhr in Berührung gekommen sind, ins selbe Jahr holen?", fragte Paul seinen Freund. „Weil es so leichter ist, sie zu überwältigen", erwiderte Oskar. Paul wusste, dass diese Aufgabe wahrscheinlich bei seinem Kollegen und ihm hängen bleiben würde. So weit hatte er mitbekommen, dass es sich bei den gesuchten Personen um berühmte Musiker aus den Siebzigern und Achtzigern handelte. Das konnte ja heiter werden...

Time Is FleetingWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu