19. Kapitel - Ein wenig Klarheit

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Am Morgen des nächsten Tages, der – nebenbei bemerkt – ein Samstag war, rechnete Michael fest damit, der erste zu sein, der sich auf den Weg in Roberts Küche machte, um sich etwas zu essen zu holen. Immerhin kannte er seine Mitbewohner gut genug, um zu wissen, dass die meisten von ihnen (vielleicht mit Ausnahme von Prince) Langschläfer waren. Umso überraschter war er, als er Max erblickte, der bereits am Küchentisch saß und ein Brot mit Marmelade aß.

„Hey Max", begrüßte er den Jungen freundlich. „Warum so früh schon auf den Beinen?" Max zuckte nur mit den Schultern, während er an einem Bissen Brot kaute. „Ich konnte nicht mehr schlafen", erklärte er. Michael nickte und schenkte sich ein Glas Milch ein. „Ich bin gestern noch bis spät in die Nacht wachgeblieben und habe Opas Buch gelesen", erzählte Max weiter. „Und? Was hat er so für Dinge aufgeschrieben?", wollte Michael wissen. Max holte tief Luft. „Einiges", antwortete er. „Und ich bin wahrscheinlich erst mit der Hälfte des Buches durch." Nun war Michaels Neugierde geweckt. „Hast du Informationen über den Aufenthaltsort deines Vaters gefunden?", hakte er nach. Nachdenklich blickte Max aus dem Fenster. „Ich habe eine Vermutung...", murmelte er. „Lass uns die anderen wecken", schlug Michael vor. „Ich denke es wäre das Beste, wenn wir das Ganze in Ellies Wohnung besprechen."

Etwa eine Stunde später hatte Max es sich im Schneidersitz auf dem Sofa in Ellies Wohnung gemütlich gemacht. Ellie und Jimi saßen links und rechts von ihm, während die anderen Musiker sich auf dem Boden und den Sesseln, die um den Esstisch herumstanden, verteilt hatten. Max räusperte sich. „Also", begann er. „Laut meinem Großvater gibt es verschiedene Arten von Zeitreise-Uhren, deren Funktionen sich ein wenig voneinander unterscheiden." Sofort kam die erste Frage auf. „Und was für eine Art von Uhr ist unsere?", wollte Freddie wissen. „So wie ich das verstanden habe, kann sie Momente kurzweilig einfrieren, sodass der Besitzer der Uhr – also die Person, die mit der Uhr durch die Zeit reist – Veränderungen im aktuellen Moment vornehmen kann, ohne dass die anderen Personen das merken", erklärte Max. Für einen kurzen Moment herrschte Stille.

„Hä? Was genau soll das heißen?", fragte Falco und kratzte sich verwirrt am Kopf. Max räusperte sich und versuchte, seine Erklärung ein wenig zu vereinfachen, indem er die Fernbedienung und die Packung Taschentücher, die auf dem Couchtisch gelegen waren, zur Hand nahm und sie nebeneinanderlegte. „Also, die Fernbedienung und die Taschentücher sind starr, weshalb ich sie beliebig bewegen kann. Ich könnte die Fernbedienung zum Beispiel vor die Taschentücher legen oder umgekehrt, und so ähnlich funktioniert das auch, wenn man mit der Uhr einen Moment einfriert. Der Besitzer der Uhr kann die anderen Personen, die sich im selben Moment befinden, nach Belieben bewegen. Sie sind für ihn so etwas wie Spielfiguren." Jimi schien das Prinzip verstanden zu haben: „Also wenn ich zum Beispiel hinter einem Dieb herlaufe, kann ich mit der Uhr den Moment einfrieren und ihn so einholen?" Max grinste. „Genau, ja."

„Das mit den Uhren ist aber nicht das Wichtigste, was ich herausgefunden habe", fuhr Max fort. „Was noch interessanter ist, ist nämlich, dass es eine Organisation gibt, die die Zeitreisen sozusagen überwacht und die Zeitreisenden mit ihren Uhren vertraut macht. Die Uhren wählen ihre Besitzer nämlich selbst aus – was erklären würde, warum ausgerechnet ihr" – er warf den Queen-Mitgliedern einen Blick zu – „an eine gekommen seid." Sofort verschränkte der Queen-Roger die Arme vor der Brust. „Moment mal, was genau willst du damit sagen?", fragte er vorwurfsvoll. Brian verdrehte seufzend die Augen, während John dem Schlagzeuger beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. „Max meint bestimmt nur, dass es in unseren Familien keine Zeitreisenden gibt, die uns die Uhr weitervererben hätten können", erklärte er, woraufhin der Teenager ihm einen dankbaren Blick zuwarf. „Genau! Ich hab sie nämlich auf einem Weihnachtsmarkt gefunden!", rief Freddie stolz. Der Pink-Floyd-Roger verdrehte die Augen.

Max führte seine Erklärung über die Organisation für Zeitreisende fort: „Das ist aber noch nicht alles. Die Organisation wird „Der Bund der Zeitreisenden" genannt und sie hat auch so etwas wie einen Vorgesetzten, der als „Timekeeper" bezeichnet wird. Dieser gibt dort sozusagen den Ton an und... na ja... Opa hat geschrieben, dass es schlimme Folgen haben könnte, wenn dieser Posten in die falschen Hände gerät..." George fuhr dazwischen: „Du denkst, das könnte passiert sein?" Max nickte. „Es klingt für mich irgendwie am logischsten", antwortete er. „Vielleicht will dieser Timekeeper ja aus irgendeinem Grund alle magischen Uhren an sich reißen und vielleicht hat er Wind davon bekommen, dass Papa euch beim Reparieren eurer Uhr geholfen hat."

Ellie überlegte. „Du glaubst also, dass dieser Bund der Zeitreisenden deinen Vater entführt haben könnte?" Erneut nickte Max. „Aber was ist mit den beiden Männern, die vor ein paar Tagen hier aufgetaucht sind?", warf Prince in die Runde. „Sie könnten auch zum Bund gehören", vermutete Michael. „Aber sie haben uns doch gewarnt", wandte Andrew ein. „Das würden sie doch nicht tun, wenn sie gegen uns wären, oder?"

Daraufhin herrschte Schweigen, bis David Gilmour sich zu Wort meldete: „Was ist, wenn diese beiden Typen, von denen ihr erzählt habt, zum Bund gehören, aber so etwas wie Verräter sind?"

„Du meinst also, dass sie eigentlich auf unserer Seite sein könnten?", hakte Bowie nach, was sein Namenszwilling mit einem Nicken beantwortete. „Die Betonung liegt auf könnten", räumte Ellie ein. „Fakt ist, dass wir uns was die beiden Männer angeht nicht sicher sein können." Roger Waters, der bis zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Wort geäußert hatte, stimmte ihr zu: „Genau. Es wäre leichtsinnig, sich auf ein Gefühl zu verlassen." Freddie warf ihm einen schiefen Blick zu.

„Das Wichtigste ist, dass wir jetzt einmal ein paar grundliegende Informationen über diese ganze Zeitreise-Sache haben", meinte Brian schließlich. „Alles Weitere werden wir auch noch herausfinden – wir müssen nur abwarten."


Time Is FleetingWhere stories live. Discover now