8. Kapitel - Die Eyeliner-Diskussion

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Stolz ließen Andrew und George die Schlafsäcke, die sie gemeinsam besorgt hatten, auf den Boden im Wohnzimmer fallen. Ellie warf einen skeptischen Blick auf die dreizehn zylinderförmigen Päckchen, die nun auf dem Boden lagen. „Warum habt ihr dreizehn besorgt?", fragte sie verwirrt. „Ihr seid doch nur zu zehnt – außerdem kann einer immer noch im Gästebett schlafen." George warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. „Naja... Wer weiß, welche Gäste wir noch so bekommen", grinste er. „Außerdem wollten wir sicherheitshalber noch zwei Ersatz-Schlafsäcke kaufen", fügte Andrew hinzu. Lachend schüttelte Ellie den Kopf. „Ihr seid schon eine komische Truppe", rief sie und ließ sich auf das Sofa neben Roger plumpsen, der wieder einmal mit Fernsehen beschäftigt war. „Na und? Dein Leben war vorher bestimmt viel langweiliger", erwiderte David und nahm einen Schluck von seinem Tee. Ellie fragte sich, ob sie ihn schon jemals dabei gesehen hatte, wie er keinen Tee getrunken hatte. Wahrscheinlich nicht.

„Wo ist Weihnachtsmann & Co KG?", beschwerte Roger sich, während er durch die verschiedenen Fernsehsender zappte. „Als wir das letzte Mal hier waren haben die das doch auch gefühlt die ganze Zeit im Fernsehen gespielt!" Seufzend machte Brian sich daran, Roger zu erklären, dass es sich bei der Serie, in der es um den Weihnachtsmann und seine Elfen ging, wohl um eine Sendung handelte, die nur in der Weihnachtszeit ausgestrahlt wurde. Roger war alles andere als glücklich über diese Information, aber Ellie schaffte es, ihn ein wenig aufzuheitern, indem sie ihm zeigte, auf welchem Sender er sich die Rettungsschwimmer-Serie Baywatch mit David Hasselhoff anschauen konnte. Auch Michael schien der Serie nicht abgeneigt zu sein und machte es sich neben dem Queen-Drummer auf dem Sofa bequem.

Die angenehme Ruhe, die sich mittlerweile im Wohnzimmer ausgebreitet hatte, wurde jäh unterbrochen, als die Tür zum Gästezimmer, in dem die vier Queen-Mitglieder schliefen, sperrangelweit aufgestoßen wurde und niemand anderer als Freddie aus dem Zimmer trat, während er sich ausgiebig streckte. „Guten Morgen meine allerliebsten Mitbewohner!", begrüßte er die anderen. George zog eine Augenbraue hoch und Andrew gab ein leises Kichern von sich. „Ob man..." – David warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr, die neben der Küchennische hing – „...14:30 Uhr noch als Morgen bezeichnen kann, bin ich mir nicht sicher." Freddie starrte ihn entgeistert an. „Habe ich wirklich so lange geschlafen?", rief er. „Warum hat mich denn keiner geweckt?" Brian zuckte mit den Schultern. „Wir wollten dich in Ruhe ausschlafen lassen", erklärte Michael. Freddie raufte sich die Haare und rauschte ins Badezimmer. David schüttelte nur den Kopf, während er seine Teetasse in den Geschirrspüler stellte.

Zur selben Zeit befanden Falco, Prince und John sich in Roberts Wohnung, um nach weiteren Hinweisen auf den Verbleib des Vermieters zu suchen. Zu ihrer Enttäuschung war die Ausbeute mager. „Ich habe das Gefühl, dass wir etwas Wichtiges übersehen", murmelte John und ließ seinen Blick über den unordentlichen Küchentisch schweifen, auf dem Rechnungen, Mietverträge und noch andere Zettel lagen. Robert schien die Sache mit der Ordnung nicht besonders ernst zu nehmen und sein Leben eher nach dem Satz „Das Genie beherrscht das Chaos" zu leben. „Ich hab das Gefühl, dass es hier nix Wichtiges zum Übersehen gibt", brummte Falco und öffnete halbherzig eine Küchenschublade. Prince deutete auf den Haufen aus Zetteln auf dem Küchentisch. „Hast du die heute Vormittag schon alle durgeschaut?", wollte er von John wissen. Dieser nickte. „Es ist bloß unnötiger Papierkram – Mietverträge, Rechnungen, Werbebriefe und so weiter", erklärte er. John war an diesem Tag absichtlich früh aufgestanden, um sich noch einmal in Ruhe in Roberts Wohnung umzusehen. Nach dem Mittagessen waren auch Falco und Prince zu ihm gestoßen. Brian hatte die beiden nach unten geschickt, um John etwas zu essen zu bringen, weil er offenbar so vertieft in seine Suche nach Hinweisen gewesen war, dass er die Zeit völlig übersehen hatte.

„Hat Robert Ellie schon zurückgerufen oder irgendwie auf ihre Anrufe reagiert?", fragte Prince nun. John schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß auch nicht, warum er die Anrufe ignoriert", antwortete der Bassist. Ellie hatte in den letzten Tagen mehrmals versucht, den Vermieter über das Telefon zu erreichen, doch dabei war nichts herausgekommen. „Naja, das könnt auch daran liegen", kam es von Falco. Die Blicke von John und Prince folgten seinem ausgestreckten Zeigefinger, der auf das Handy wies, das unter ein paar Zetteln zum Vorschein gekommen war. Falco nahm das Telefon in die Hand und drückte auf den Knopf, der sich auf der rechten Seite des Smartphones befand. „3 verpasste Anrufe", las er den Text vor, der auf dem Bildschirm erschienen war. Prince seufzte. „Das bringt uns auch nicht weiter", meinte er. „Du sagst es", stimmte John ihm zu. „Hat er sonst noch irgendwelche Nachrichten erhalten?", wollte Prince dann von Falco wissen. Der Sänger überflog die anderen Meldungen auf dem Bildschirm des Handys. „Außer zwei Anfragen für eine Mietwohnung und einer Versandbestätigung für irgendein Paket nix", lautete seine Antwort. „Ich glaube wir können wieder hoch in Ellies Wohnung gehen", sagte Prince. „Das hier bringt uns sowieso nicht weiter." Da die anderen beiden Musiker nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden hatten, sondern Prince zustimmten, machten sie sich auf den Weg nach oben.

Eingehend musterte Ellie Freddies Gesicht. „Hast du schon wieder meine Schminksachen benutzt?", hakte sie nach. „Was? Nein! Ich doch nicht!", rief der Queen-Frontman sofort. „Komisch... Ich habe nämlich den gleichen Eyeliner", hielt Ellie dagegen. „Ich trage heute gar keine Schminke!", verteidigte Freddie sich weiterhin, woraufhin Brian sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlug und George losprustete. Freddies Schultern sackten nach unten. „Na gut, dann habe ich mir deinen Eyeliner eben ausgeborgt, na und?", gab er zu. Ellie verdrehte die Augen. „Freddie, ich mag deinen Style wirklich sehr und du kannst dich toll schminken, aber du kannst doch nicht ständig ungefragt meinen Eyeliner benutzen!", schimpfte sie. „Aber ich habe dich doch schon einmal gefragt!", protestierte Freddie. „Ja, aber danach nicht mehr!", beschwerte Ellie sich. „Ach komm schon, jetzt mach doch nicht so ein Drama deswegen!", zeterte Freddie. Die Diskussion der beiden wurde von einem Schlüssel, der sich im Schloss der Wohnungstür drehte, unterbrochen.

„Gibt nix Neues in Roberts Wohnung", verkündeteFalco, der wenig später die Wohnung betrat, gefolgt von Prince und John. Michaelfuhr sich durch die Haare. „Und was jetzt?", fragte er. Darauf schien niemand sorecht eine Antwort zu wissen. „Das ist doch unmöglich", murmelte David. „Robertkann doch nicht einfach so verschwinden!" Falco zuckte mit den Schultern. „Offenbarhat er das aber irgendwie geschafft", brummte er. Roger schaltete den Fernseherab. „Ich frage mich wirklich, wo Robert jetzt gerade ist...", überlegte er.


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