1. Kapitel - Die selbstständige Taschenuhr

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1976

Fast ein halbes Jahr war seit dem Zeitreise-Abenteuer der Queen-Mitglieder vergangen. Seitdem hatte keiner von ihnen die Uhr berührt. Roger beschützte sie mit seinem Leben und John sorgte dafür, dass Freddie nicht auf die Idee kam, sie noch einmal zu benutzen. Manchmal, wenn Brian nachts nicht schlafen konnte, schlich er zu dem kleinen Tresor, den John speziell für die Taschenuhr besorgt hatte, schloss ihn auf und starrte die Uhr eine Weile lang an. Brian mochte es, sich auf diese Weise an das schrägste Weihnachtsfest, das er je erlebt hatte, zu erinnern.

Eines Nachts ging das Ganze jedoch nicht mit rechten Dingen zu. Als Brian den Tresor aufschloss, wurde er von einem hellen Licht geblendet, sodass er sich schützend eine Hand vor die Augen halten musste. So schnell er konnte rannte er in die Zimmer seiner Bandmitglieder, um sie aufzuwecken. „Leute, das müsst ihr euch ansehen!", rief er aufgeregt durch die ganze Wohnung. John war der erste, der verschlafen aus seinem Zimmer getapst kam. „Du weckst noch alle Nachbarn auf, Bri", murmelte er. „Ich weiß, ich weiß, aber das ist jetzt egal. Hol Freddie, schnell!", wies Brian ihn an. Als John seinen ernsten Blick bemerkte, drehte er sich um und ging geradewegs in Freddies Zimmer.

Brummelnd wälzte Roger sich in seinem Bett umher. „Lass mich in Ruhe", brummte er. Brian rüttelte energisch an seiner Schulter. „Nein, Roger! Es ist wichtig!" Sein Bandkollege seufzte. „Du kannst mir das morgen bestimmt auch noch zeigen. Was auch immer es ist, es läuft schon nicht weg." Brian vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ja, aber vielleicht sind wir morgen nicht mehr hier, weil diese verdammte Uhr uns wieder weiß Gott wohin katapultiert hat!", zeterte er. Plötzlich richtete Roger sich kerzengerade in seinem Bett auf. „Was?", fragte er alarmiert.

Auch John hatte anfangs Schwierigkeiten, Freddie aus dem Bett zu bekommen, doch als John ihm erzählte, dass die Sache etwas mit der magischen Taschenuhr zu tun hatte, sprang er regelrecht aus dem Bett und rannte ins Wohnzimmer. Im Gegensatz zu allen anderen war Freddie nicht besorgt, sondern freute sich darüber, dass die Uhr sich offenbar selbstständig zu machen schien. „Vielleicht reisen wir in die Renaissance!", rief er aufgeregt. „Oder in die goldenen Zwanziger!" John versuchte, seine Freude ein wenig einzudämmen: „Die Uhr hat noch nie von selbst angefangen zu leuchten. Was, wenn das ein schlechtes Zeichen ist?" Doch Freddie winkte nur ab und versicherte John, dass sie bestimmt ein neues lustiges Abenteuer erleben würden.

Vorsichtig holte Brian die Uhr aus dem Tresor und legte sie auf den Küchentisch. Die vier Bandmitglieder beugten sich über die Taschenuhr und betrachteten sie eingehend. Brian runzelte die Stirn. „Und jetzt?", fragte Roger nach einer Weile. „Wie und jetzt?", fragte Brian zurück. „Na, ich meine, was machen wir jetzt? Die Uhr anzustarren, bringt ziemlich wenig, denke ich." Darauf wusste Brian nichts zu erwidern, weshalb es wieder still wurde. Schließlich wurde das Licht, das die Uhr ausstrahlte, immer heller, sodass die Queen-Mitglieder ihre Augen schließen mussten, um nicht geblendet zu werden. Vorsichtig öffnete Freddie sein linkes Auge. „Ah!", rief er erschrocken. „Das Licht bewegt sich!" John zog seine Augenbrauen zusammen. „Was meinst du damit?", rief er zurück. „Es wirkt wie ein Strudel!", kam es von Freddie. „Verdammte Scheiße, nicht schon wieder!", schrie Roger, während die Musiker von dem Strudel aus Licht aufgesogen wurden...

1987

„Heute ist ein furchtbar langweiliger Tag", sagte Andrew. George stimmte ihm zu. „Ich hasse es, wenn wir dieses Werbe-Zeug besprechen müssen", meinte er. „Das ist für mich der schlimmste Teil an einem neuen Album." Andrew nickte. „Obwohl Aufnahmen in der Weihnachtszeit auch nicht gerade angenehm sind." Die beiden grinsten sich an, da sie genau wussten, woran der andere gerade dachte. „Mann, eine Zeitreise wäre jetzt nicht schlecht", brummte Andrew. „Sie würde uns trotzdem nicht vor der Werbeagentur bewahren", bemerkte George. Sein Bandkollege lachte. „Da hast du nicht ganz Unrecht!", stimmte er ihm zu. George klatschte in die Hände. „Na komm, bringen wir's hinter uns!", meinte er und erhob sich von dem Sofa, auf dem er sich ein wenig ausgeruht hatte. Andrew wollte gerade die Türklinke hinunterdrücken, um die Leute von der Werbeagentur hereinzubitten, als er plötzlich von einem hellen Licht umgeben wurde. „Ich glaube, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen!", hörte er George noch sagen, bevor die beiden in einen Strudel aus Jahresdaten gezogen wurden.

2022

„Come on, baby, light my fire

Come on, baby, light my fire

Try to set the night on fire", sang Jim Morrison. Ellie erinnerte sich an ihre Nachbarn, die sich vor kurzem wegen der zu lauten Musik bei ihr beschwert hatten, weshalb sie die Lautstärke an ihrer Stereoanlage ein wenig nach unten stellte. Sie wollte sich gerade wieder ihrer Arbeit zuwenden, als aus dem Wohnzimmer ein lautes Poltern ertönte. Sie runzelte die Stirn. Wahrscheinlich war bloß eines der Teller in der Spüle umgekippt. „Ich sollte öfter den Abwasch machen...", murmelte sie. Als sie jedoch auch noch Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte, war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie sich wirklich auf die Theorie mit den Tellern verlassen sollte. Also stand sie so leise wie möglich auf und schlich ins Wohnzimmer.

Brian blinzelte. John schaute sich neugierig um. „Sind wir... wieder im Jahr 2021 gelandet?", fragte Roger verblüfft. Brian nickte. „Ich glaube schon", meinte John. Freddie starrte den jungen Mann, der vor ihm stand, entgeistert an. „George?", fragte er, bevor er den Sänger in eine innige Umarmung zog. Als er sich von ihm gelöst hatte, bemerkte er auch dessen Bandkollegen. „Und Andrew!", rief Freddie freudig und auch Andrew wurde umarmt. Mittlerweile hatten auch Freddies Bandmitglieder George und Andrew bemerkt und sie gebührend begrüßt. „Bist du dafür verantwortlich?", wollte Andrew grinsend von Freddie wissen, doch der schüttelte den Kopf. Dann erzählte Brian den beiden davon, wie die Uhr sich selbstständig gemacht hatte. „Okay... Das ist ein wenig gruselig", murmelte George, als Brian mit seiner Erzählung fertig war. Die anderen stimmten ihm zu. „Ist das... Queen? Und... Wham!?", ertönte auf einmal eine Stimme hinter ihnen. Verdattert fuhren die Musiker herum.

Die Frau, die ungefähr 30 Jahre alt war, starrte sie beeindruckt an. „Wer sind Sie denn?", fragte John verwirrt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Das Gleiche könnte ich euch fragen. Wie zum Teufel kommt ihr in mein Wohnzimmer?", wollte sie wissen und blickte ihre unerwarteten Gäste abwartend an. „Als wir das letzte Mal hier waren, war die Wohnung noch nicht vermietet, oder?", raunte Roger Andrew zu. Dieser schüttelte den Kopf. „Welches Jahr haben wir?", erkundigte sich Brian bei der Frau, deren Gesichtsausdruck dadurch noch erstaunter wurde. „2022", erwiderte sie. Freddie grinste. „Juhu! Wir sind noch weiter in die Zukunft gereist als das letzte Mal!", freute er sich. „Es ist nicht einmal ein Jahr, Freddie", erinnerte ihn Brian. „Ist mir egal!", rief Freddie und breitete glücklich seine Arme aus. „Moment mal", unterbrach die Frau den Queen-Frontman. „Was heiß hier in die Zukunft gereist? Und ist das nicht das erste Mal, dass euch das passiert?" George seufzte. „Das ist eine lange und komplizierte Geschichte...", begann er. Grinsend ließ sich die Frau im Schneidersitz auf das Sofa fallen. „Also ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich hab Zeit!", verkündete sie.

Time Is FleetingOnde histórias criam vida. Descubra agora