6. Kapitel - Schreibblockaden und Schläfchen

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1985

Nachdenklich blickte Prince aus dem Fenster. Eigentlich sollte er an einem Song arbeiten, aber aus irgendeinem Grund wollte ihm das nicht so recht gelingen. Egal, welchen Text oder welche Noten er auch niederschrieb, er war nie völlig zufrieden damit. Manchmal störte ihn sein stark ausgeprägter Hang zum Perfektionismus doch ein wenig. Vielleicht brauchte er einfach ein wenig Ablenkung. Ein Spaziergang könnte ihn beispielsweise auf andere Gedanken bringen. Nur hatte Prince in diesem Moment alles andere als Lust auf einen Spaziergang.

Er verabscheute Schreibblockaden. Sie störten seinen Gedankenstrom. Er fragte sich, wozu eine Schreibblockade eigentlich gut war. Was wollte sein Gehirn ihm damit sagen, dass ihm keine neuen Songs oder Melodien einfielen? Dass er am Ende seiner Kreativität angelangt war? Nein. Das war unmöglich. Aber es musste doch irgendeinen höheren Sinn dahinter geben, oder? Oder war das einfach nur eine weitere unbrauchbare Eigenschaft des menschlichen Denkens, die die Evolution noch nicht beseitigt hatte? Er würde es wohl nie erfahren und um ehrlich zu sein hatte er auch gar keine Lust darauf, sich weiter darüber zu informieren.

Seufzend ließ er sich wieder auf den Stuhl vor seinem Mischpult fallen, aus dem er sich wenige Minuten zuvor erhoben hatte, um im Raum hin- und herzuwandern. Seine braunen Augen schweiften unruhig durch das Zimmer und er fuhr sich mit seiner linken Hand durch seine schwarzen Locken. Mit dem Stift, den er in der anderen Hand hielt, klopfte er in einem gleichmäßigen Takt auf den Tisch, auf dem sich auch sein Mischpult befand. Normalweise holte Prince sich nicht gerne Ratschläge von anderen Künstlern – er war eher ein Einzelgänger – aber in diesem Moment wünschte er sich schon ein wenig, dass er mit einem der anderen Musiker reden könnte, mit denen er vor einem halben Jahr die Weihnachtszeit in der Zukunft verbracht hatte. Roger wäre sicher äußerst schadenfroh darüber, dass ihm nichts einfiel. Michael vielleicht auch ein wenig, auch wenn das eigentlich nicht zu seinem Charakter passte. Aber zwischen ihm und Prince hatte eben schon immer ein Konkurrenzkampf geherrscht. John und Freddie würden wahrscheinlich versuchen, ihm zu helfen. Der Gedanke daran brachte Prince zum Lächeln.

Zwar versuchte er oft, seine Erinnerungen an das Weihnachtsfest aus seinem Kopf zu verdrängen, aber es gab trotzdem Momente, in denen er in seinem Studio saß und ins Leere starrte, während seine Gedanken ins Wien des 21. Jahrhunderts zurückkehrten. Prince schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu sortieren und sich wieder auf den Song zu konzentrieren, bei dem er nicht weiterkam. Allerdings würde er sich nicht mehr lange mit dem Lied herumschlagen müssen...

1987

Falco legte den Kopf schief und betrachtete seine kleine Tochter, die gerade friedlich in ihrem Bett eingeschlafen war, mit einem stolzen Grinsen im Gesicht. Seine Freundin Isabella, die auch die Mutter seiner Tochter war, war heute unterwegs, weshalb er sich alleine um das Mädchen kümmern musste. Das störte Falco jedoch nicht weiter, da er das Kind über alles liebte und so oft wie möglich Zeit mit Katharina – so lautete der Name des Mädchens – verbrachte.

Nun schlich er leise aus dem Kinderzimmer, um Katharina nicht aufzuwecken. Er machte es sich im Wohnzimmer gemütlich und beschloss, ein wenig Musik zu hören. Es dauerte eine Weile, bis Falco sich für eine Platte aus seiner Sammlung entschieden hatte, doch schlussendlich fiel seine Wahl auf das Let's Dance-Album von David Bowie. Falco gefiel vor allem die Melodie des Titelsongs sehr gut und er hatte sich bei seinem eigenen Lied Junge Roemer ein wenig daran orientiert. Er mochte Davids Musik – sie hatte ihn schon oft zu eigenen Songs inspiriert, wofür er den britischen Musiker sehr schätzte.

Falco lehnte sich in dem Ohrensessel zurück, der im Wohnzimmer neben seinem Plattenregal stand. Er schloss die Augen und träumte ein wenig vor sich hin – eine Beschäftigung, der er in letzter Zeit des Öfteren nachging. Falco mochte es, sich auszumalen, wie seine Tochter sich wohl entwickeln würde, wenn sie älter wäre. Er war sich sicher, dass aus ihr einmal eine starke Frau werden würde, auf die er stolz sein könnte.

Irgendwann wurden Falcos Atemzüge immer gleichmäßiger und seine Gedanken schweiften hinüber in eine andere Welt. Er war eingeschlummert, genauso wie seine Tochter, die zur gleichen Zeit in ihrem Bettchen lag. Allerdings war Falcos Schläfchen nur von kurzer Dauer, da er nicht einmal zehn Minuten später hochschreckte. Er bildete sich ein, einen hellen Lichtstrahl gesehen zu haben. Das Licht musste so hell gewesen sein, dass es sogar durch seine geschlossenen Augenlider gestrahlt hatte. Kopfschüttelnd ließ er sich wieder in den Sessel sinken. Wahrscheinlich hatte er sich das alles nur eingebildet und sein Gehirn hatte ihm einen Streich gespielt.

Dass er mit dieser Annahme falsch lag, merkte er spätestens dann, als das helle Licht erneut auftauchte und er sich schützend die Hände vor die Augen halten musste. Zum dritten Mal in seinem Leben wurde Falco von einem magischen Zeitstrudel eingesogen.


Eigentlich möchte ich Anmerkungen der Autorin unter diesem Buch so gut es geht vermeiden, da sie meistens sowieso unnötig sind, aber ein paar Mal werde ich euch schon nerven, bevor ihr auf „Den nächsten Teil lesen" klickt oder auf das nächste Kapitel wartet. Jedenfalls wollte ich euch nur kurz erklären, dass das hier ein etwas kürzeres Kapitel war, da es sozusagen nur als Platzhalter gedacht ist – wenn ihr versteht, was ich meine. Anyways, schreibt mir gerne eure Meinung zu der Geschichte und den Charakteren bisher oder Ähnliches in die Kommentare.

Peace and out.

Time Is FleetingOnde histórias criam vida. Descubra agora