20. Kapitel - Die Widerstandsgruppe

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Das Hauptquartier des Bundes der Zeitreisenden – jenseits von Zeit und Raum

Ihren Freunden geht es gut.

Warum sagst du mir das?

Weil wir auf eurer Seite sind.

Wer ist „wir"? Und warum sollte ich euch vertrauen?

Unwichtig. Und hast du wirklich eine andere Wahl?

Nachdenklich betrachtete Oskar die Servietten, die Paul ihm in die Hand gedrückt hatte. „Das sind drei Servietten, auf denen sieben Sätze stehen", stellte er fest. Paul nickte. Oskar schüttelte verwirrt den Kopf. „Was genau willst du mir damit sagen?", wollte er wissen. Sein Kollege seufzte. „Ich habe die Servietten benutzt, um mit Robert zu sprechen", erklärte Paul, dessen Stimme nicht mehr als ein Raunen war. „Aber diese Sätze sagen doch so gut wie gar nichts aus. Wie soll uns das weiterhelfen?", hakte Oskar weiter nach. Er wirkte alles andere als überzeugt, was Paul ein wenig wütend machte – immerhin war er sehr stolz auf seine Idee mit den Servietten gewesen. „Es ist ein Anfang. Im Laufe der Zeit werden wir schon ein wenig präziser mit unseren Antworten werden", meine er, was Oskar mit einem skeptischen Blick zur Kenntnis nahm. „Aber irgendwie muss Robert doch wissen, dass wir ihm helfen wollen."

„Ich habe übrigens auch interessante Neuigkeiten", lenkte Oskar das Gespräch schließlich in eine andere Richtung. Sofort hatte er Pauls volle Aufmerksamkeit. „Schieß los!", verlangte er neugierig. Oskar grinste. „Wusstest du, dass es eine kleine Widerstandsgruppe innerhalb des Bundes gibt?", fragte er. Pauls Augen weiteten sich. „Wirklich? Und was genau meinst du mit klein?", verlangte er sofort zu wissen. Oskar räusperte sich. „Na ja... Bis jetzt besteht sie aus fünf Leuten... aber wir brauchen doch jede Hilfe, die wir kriegen können, oder?" Nachdenklich wiegte Paul seinen Kopf hin und her. „Da hast du nicht ganz Unrecht", gab er schließlich zu.

Wenig später befanden sich die beiden Männer auf dem Weg zu einer kleinen Abstellkammer in der Nähe des Speiseraumes. Oskar klopfte in einem bestimmten Rhythmus viermal an die Tür, woraufhin diese von einer Frau geöffnet wurde. „Oskar!", begrüßte sie ihn freudig, sobald sie hinter den beiden Männern den Raum betreten und die Tür geschlossen hatte. „Toll, dass du gekommen bist!" Geschmeichelt lächelnd blickte Oskar zu Boden, während Paul seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Der Mann, der hinter der Frau stand, die ihnen die Tür geöffnet hatte, hatte nun auch Oskars Begleiter bemerkt. „Was hat er hier zu suchen?", fragte er argwöhnisch und blickte Paul missbilligend an.

Paul wandte beschämt den Blick zu Boden – fast so, als hätte man ihn bei etwas Verbotenem erwischt. Die Frau legte dem Mann ihre linke Hand auf die Schulter. „Beruhig dich!", zischte sie ihm zu. „Ich bin mir sicher, Oskar hat einen guten Grund, um ihn hierherzubringen!" Nun lagen die abwartenden Blicke aller im Raum anwesenden Personen auf Oskar. Dieser räusperte sich. „Den habe ich. Ich versichere euch, dass mein Kollege vertrauenswürdig ist", wandte er sich an die Mitglieder der Widerstandsgruppe, die aus drei Frauen und zwei Männern bestand. Völlig überzeugt schienen diese jedoch noch nicht zu sein, da sie Paul immer noch mit einer Mischung aus Missbilligung und verhaltener Neugier anstarrten. Er fragte sich, ob sie anders auf sein Auftauchen reagiert hätten, wenn sie nichts von seiner Verbindung zum Timekeeper gewusst hätten. Wahrscheinlich schon, immerhin vertrauten sie Oskar auch.

Als Oskar jedoch begann, von ihren Sabotagen an der ihnen aufgetragenen Mission und Pauls Idee mit dem Nachrichtenaustausch über Servietten zu erzählen, lösten sich die Zweifel in den Augen des Mannes, der Paul gegenüberstand, langsam auf. Der zweite Mann, der sich während Oskars Erzählung im Hintergrund gehalten hatte, löste sich nun aus dem Schatten, um Paul auf die Schulter zu klopfen. „Dafür, dass ihr zwei noch ziemlich jung seid, habt ihr ganz schön gute Ideen!", lobte er grinsend. Bevor er noch etwas sagen konnte, wurde er von einer der Frauen unterbrochen: „Wir sollten nicht zu viel Zeit verschwenden." Die Türöffnerin – wie Paul sie mittlerweile in Gedanken nannte – nickte.

„Also, wie ihr wahrscheinlich schon wisst, ist es unser Ziel, dem Timekeeper einen Strich durch die Rechnung zu machen", begann sie zu erklären. „Dass ihr beide dazugestoßen seid, ist verdammt praktisch, weil es euer Auftrag ist, eine der Uhren zu besorgen, von denen sich mittlerweile nur noch fünf nicht in den Händen des Timekeepers befinden. Am besten wäre es, wenn wir eine Art Informationsaustausch einführen, bei dem wir uns gegenseitig weitergeben, was uns auf unseren Missionen auffällt. Was sagt ihr dazu?" Paul und Oskar wechselten einen Blick. „Aber... Wie finden wir euch, wenn wir eure Namen nicht kennen?", fragte Paul zaghaft. „Es ist besser, wenn ihr unsere Namen nicht kennt – und wir werden euch auch so wenig wie möglich mit euren Namen ansprechen. Wir treffen uns jeden Tag nach dem Mittagessen hier in diesem Raum, um unsere Informationen auszutauschen. Es reicht, wenn nur einer von euch beiden kommt." Mit diesen Worten entließen die Mitglieder der Widerstandsgruppe Paul und Oskar in den Gang vor dem Speisesaal.

2022

„Ich verstehe diese ganze Sache mit den verschiedenen Uhren immer noch nicht. Und bin ich der Einzige, der den Titel Timekeeper mehr als nur komisch findet?", fragte Roger Taylor, während er versuchte, einen besonders hartnäckigen Fleck von einem Teller zu entfernen. „Sprich doch noch lauter – ich glaube, die Gäste ganz hinten haben dich noch nicht gehört", zischte Jimi, der damit beschäftigt war, das von Roger abgewaschene Geschirr abzutrocknen und an David Bowie weiterzugeben, der es wiederum in das richtige Regalbrett schlichtete. „Wenigstens haben wir jetzt einen Anfang und können mehr über die Uhr herausfinden", meinte David mit leiser Stimme. „Aber was ist, wenn dieser Bund Robert nicht entführt hat?", fragte Roger. „Wo soll er sonst sein? Im Urlaub?", hielt Jimi dagegen. „Eben", stimmte David ihm zu. „Dieser Bund der Zeitreisenden ist die einzige Spur, die wir haben."

Da Jimi gerade mit dem Abtrocknen einer Tasse beschäftigt war, bemerkte er zu spät, dass Roger ihm bereits ein Teller entgegenhielt. So war es keine große Überraschung, dass das Teller zu Boden fiel und in dutzende Scherben zersprang, sobald der Schlagzeuger es losgelassen hatte. „Verdammt!", fluchte Roger. Unglücklicherweise betrat in diesem Moment der Besitzer des Cafés die Küche. Herr Rogner schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, als er die Scherben auf dem Boden erblickte. „Roger! Das ist das fünfte Teller, das du kaputtgemacht hast! Ihr arbeitet noch nicht einmal einen Monat hier!", schimpfte er. Peinlich berührt richtete Roger seinen Blick auf den Boden und murmelte eine Entschuldigung, während David und Jimi ihr Bestes gaben, um nicht loszuprusten.


Time Is FleetingWhere stories live. Discover now