15. Kapitel - Die Neuankömmlinge

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1975

„Du verdammtes Arschloch!" Am liebsten hätte David seinem Bandkollegen eine schallende Ohrfeige verpasst. Und vielleicht auch einen Kinnhaken. „Wann wirst du endlich verstehen, dass diese Band nicht nur aus dir allein besteht?" Roger verschränkte die Arme vor der Brust und schien den Gitarristen mit seinen Blicken regelrecht zu erdolchen. Rick seufzte. Er hasste es, wenn seine Bandmitglieder sich stritten – was in letzter Zeit leider des Öfteren vorgekommen war. „Ach hör doch auf, dich zu beschweren!", fauchte Roger. „Wer schreibt denn die Songs? Ohne mich wäre diese Band gar nichts!" Davids Hände ballten sich zu Fäusten. „Ja, aber alleine könntest du auch keine Musik machen und Alben veröffentlichen!", schoss er zurück. „Und Rick und ich haben auch schon Songs geschrieben!" Er hasste Rogers Ego. Stets hielt der Bassist sich selbst für das wichtigste Bandmitglied – dabei trugen sie doch alle etwas zum Erfolg ihrer Band bei. Doch Roger schien das nicht einsehen zu wollen. Nick tauschte einen vielsagenden Blick mit Rick. Der Keyboarder seufzte. Wütend schaute David Roger in die Augen. Er hasste es, dass der Bassist wegen seiner Körpergröße trotz allem stets auf ihn herabschauen konnte.

Nachdem er Nick erneut einen Blick zugeworfen hatte, stand Rick auf und stellte sich zwischen die beiden Streithähne. „Okay, ihr hört mir jetzt mal gut zu", sagte er mit eindringlicher Stimme. „Nick und ich" – er blickte den Schlagzeuger fragend an, woraufhin dieser nickte – „Haben eure Streitereien satt. Ihr geht jetzt vor die Tür und regelt das gefälligst", befahl er und schob die beiden vor sich her aus dem Raum.

David wollte sich gerade umdrehen und Rick erklären, dass er keine Schuld an dieser Situation trug und dass das alles auf Rogers Mist gewachsen war, doch der Keyboarder hatte ihm bereits die Tür vor der Nase zugeschlagen. David hämmerte gegen die Tür. „Lasst mich wieder rein, ihr Idioten!", rief er. „Sperrt von mir aus Roger aus, aber lasst mich verdammt nochmal in Ruhe meine Gitarre stimmen!" Er vermisste die schwarze E-Gitarre, die sich noch auf der anderen Seite der Tür befand, jetzt schon. „Ach halt doch deine Klappe", näselte Roger. Wütend schnaubte der Gitarrist auf. „Das sagt der Richtige!", erwiderte David und lachte ironisch auf. „Wenn du nicht so ein verdammter Egoist wärst, würden wir uns gar nicht erst in dieser Situation befinden!" Roger verdrehte die Augen und lehnte sich gegen die Wand. David wandte sich wieder der Tür zu und hämmerte erneut dagegen – doch vergeblich. Rick und Nick blieben hartnäckig.

Verwirrt zog Roger die Augenbrauen zusammen, als er das helle Licht erblickte, das seinem Bandkollegen und ihm immer näher kam. „David...", murmelte er und streckte seine Hand in Richtung seines Bandkollegen aus. „Lass mich in Ruhe!", motzte dieser. „David!" Wütend fuhr der Gitarrist herum, bereit dazu, auf den Bassisten loszugehen. Er hielt mitten in der Bewegung inne, als er sah, worauf Roger ihn aufmerksam machen wollte. „Was-", war alles, was er sagen konnte, bevor der Zeitstrudel die beiden Musiker eingesogen hatte.

2022

Zögernd lugte Ellie zwischen ihren Fingern hervor. „Hat es funktioniert?", fragte David. „Ich denke schon...", kam es von Andrew zurück. „Wer sind die Typen?", wollte Jimi wissen, sobald er die beiden Männer erblickt hatte, die nun auf dem Sofa im Wohnzimmer saßen. Prince musterte den Mann mit den langen, dunkelblonden Haaren, der vor ihm saß, kritisch. „Du solltest dir mal die Haare waschen", brummte er abfällig. Falco verdrehte die Augen. „Wer zum Teufel sind Sie?", fragte der andere Mann, dem seine kinnlangen, braunen Haare in die Stirn fielen. „Das ist eine verdammt gute Frage", stimmte der Typ mit den dunkelblonden Haaren ihm zu. Michael fiel der britische Akzent der beiden Männer auf. Er fragte sich, aus welcher Zeit sie wohl stammten. Ihrem Kleidungsstil nach zu urteilen, mussten sie ungefähr aus einem ähnlichen Jahr wie die Queen-Mitglieder kommen.

Der Blick des Mannes mit den dunkelblonden Haaren fiel auf Jimi. „Jimi Hendrix?", fragte er entgeistert und starrte den Gitarristen mit großen Augen an. „Aber bist du nicht schon seit fünf Jahren-" Schnell legte George seine Hände über Jimis Ohren. „Ach sei doch still du Trottel!", fuhr Falco den Neuankömmling an, woraufhin dieser erschrocken zusammenzuckte. „Jimi soll das nicht wissen!", zischte Andrew. „Jaja, kein Grund so wütend zu werden", brummte der Braunhaarige. David blickte die beiden Männer auf Ellies Sofa eingehend an. „Ich glaube... Ich glaube, ich weiß, wer diese beiden sind", verkündete er schließlich. Prince verschränkte die Arme vor der Brust und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ja? Na dann stell sie uns mal vor", meinte er.

„Das sind doch die Dark-Side-Of-The-Moon-Typen, oder?", wollte John zögerlich wissen. „Also, zumindest zwei von denen." Jetzt fiel auch bei Prince der Groschen. „Ach, die mit der Hymne gegen die Schule?", fragte er. Max' Blick wanderte verwirrt von einem zum anderen. „Hä? Ich dachte, das mit dem Lied gegen die Schule wäre Falco gewesen", murmelte er, was Falco dazu brachte, stolz zu grinsen. „Er meint einen anderen Song", flüsterte der österreichische Sänger Max zu. „Ah", machte dieser. David seufzte. „Wenn mich nicht alles täuscht, sind das hier David Gilmour und Roger Waters von Pink Floyd", verkündete er. Die beiden Männer nickten. „Ach die", kam es von Ellie. „Hätte jetzt vielleicht irgendjemand die Güte, uns darüber aufzuklären, was zum Teufel gerade mit uns passiert ist?", fragte der Typ, den David den anderen als Roger Waters vorgestellt hatte, in einem passiv-aggressiven Ton. „Jaja, beruhig dich, Pferdegesicht", meinte Freddie trocken, was ihm einen empörten Blick vonseiten des hageren Musikers einbrachte. Der Queen-Roger kriegte sich währenddessen kaum noch ein vor Lachen.

Brian konnte bloß über die Kindlichkeit seiner Bandkollegen seufzen. Schließlich erbarmten Andrew und er sich dazu, den Neuankömmlingen die Sache mit der Uhr zu erklären, während Freddie und der Queen-Schlagzeuger sich immer noch über Freddies Witz kaputtlachten. Sehr zum Zorn von Roger Waters.

Während sein Bandkollege Andrew und Brian mindestens zwanzig Fragen zu dieser Zeitreise-Sache stellte, wanderten Rogers Augen durch den Raum. Er kannte einige der Musiker hier – Jimi Hendrix hatte er vor ein paar Jahren mit eigenen Augen dabei beobachten dürfen, wie er Eric Clapton bei einem Konzert die Show gestohlen hatte, und von David Bowie mit seinem Alter Ego Ziggy Stardust hatte ebenfalls schon gehört. Natürlich war ihm auch die Band Queen nicht fremd. Die anderen Künstler allerdings hatte er noch nie zuvor gesehen. Der Kleidungsstil des kleinen Mannes, der David vorher für seine Frisur kritisiert hatte, kam ihm äußerst eigenartig vor, und aus seinem Akzent schloss er, dass er wohl aus Amerika stammen musste – genau wie der junge Mann mit den kurzen, schwarzen Locken, der neben ihm saß und sich gerade mit dem Typen mit dem eigenartigen Akzent unterhielt. Englisch schien nicht die Muttersprache des Mannes mit den dunkelbraunen Haaren zu sein. Und wer war eigentlich der Mann, der ihnen gemeinsam mit Brian May dieses Zeitreise-Zeug erklärt hatte? Gehörte er zu dem braunhaarigen Briten, der sich mittlerweile zu den beiden Amerikanern gesellt hatte? Wer war die Frau mit den blonden Haaren, die ihn neugierig musterte? Und was zum Teufel hatte der Teenager hier zu suchen? Fragen über Fragen schwirrten Roger durch den Kopf.

„Hey", bemerkte Freddie auf einmal grinsend, als er sich von seinem Lachanfall erholt hatte. „Jetzt haben wir ja zwei Rogers und zwei Davids!"


Eigentlich hat diese Geschichte schon viel zu viele Charaktere, aber es gibt sowieso zu wenig deutsche Stories über Pink Floyd und diese Story hier ist auch nicht mehr zu retten, so it doesn't matter.

Time Is FleetingWhere stories live. Discover now