Kapitel 68

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"Du bist wahnsinnig", meinte ich und starrte stur nach vorne so, jedoch interessierten ihn meine Worte nicht.

"Geisteskrank", nickte ich, aber wieder sagte er nichts.

"Wohin zur Hölle fährst du mich?!", brüllte ich ihn dann schließlich außer mir an, denn meine Geduld war weg.

Ace hatte mich in ein Auto geschleppt, bevor Liam überhaupt merkte, dass ich spurlos verschwand. Das er wahrscheinlich nach mir gerade suchte, blendete ich aus, denn ich musste mich auf die Situation konzentrieren. Er machte es mir aber nicht ansatzweise einfach, da er kein Wort sagte. Die ganze Zeit schwieg er und fuhr irgendwo hin. Es machte mich beinahe verrückt, dass er nicht auf mich reagierte, doch selbst mit einer stärkeren Reaktion gab er nichts von sich.

Er wirkte lediglich angespannt und teilweise nervös, denn er tippte mit dem Finger auf dem Lenkrad herum. Letztlich krallte er die Hände fest daran, bis seine Handrücken weiß hervorstachen. Seine Brust hob und senkte sich für meinen Geschmack etwas zu viel, aber er wirkte dennoch konzentriert. Zumindest sagten es mir seine Gesichtszüge. Sie blieben vollkommen unverändert. Nicht einmal einen Blick würdigte er mir, als ob er Angst hatte, dass ich ihn ablenkte. Er spielte den Blinden, um nicht schwach zu werden. Nicht nur die Augen hatten aber eine große Wirkung auf Menschen, sondern Worte ebenso. Im Augenblick versuchte er sich zusammenzureißen, jedoch für wie lange?

"Wo ist meine Schwester?", wollte ich dann so wissen.

"Sag es mir, bitte", flüsterte ich verzweifelt.

"Nimm sie mir nicht weg", fügte ich nur ängstlich hinzu.

Nach kurzer Stille blickte ich erneut zu ihm rüber und starrte ihn mit unverständlichen Augen an. Ein Hass durchflutete meinen ganzen Körper und ich besaß das Bedürfnis ihn mit eigenen Händen zu erwürgen. Ein anderes Gefühl verlieh er mir nämlich nicht, jedoch war ich machtlos und das war am schlimmsten. Ich konnte mich einfach nicht wehren. Immer wieder hatte er die Stärke mir wehzutun und das machte er mit Absicht und mit Bewusstsein. Er handelte in meinen Augen wie ein Monster und nicht anders. Wortwörtlich.

"Ich hasse dich", sagte ich somit, worauf er mich kurz ansah und so auf mich zum ersten Mal jetzt reagierte.

Wenige Sekunden später fuhr er plötzlich auf die Seite und schnallte sich ab, um sich in meine Richtung drehen zu können. Diesmal war ich aber diejenige, die ihn ignorierte, denn auf seine Spielchen hatte ich keine Lust. Sein brennender Blick lag dennoch auf mir und als er zum Sprechen begann, zog ich nur die Augenbrauen bei seinem Worten zusammen.

"Denkst du wirklich noch immer, dass ich so bin? Wie ein Monster, der dich jedesmal reinlegt?", hakte er so nach, aber ich schwieg lediglich und sah einfach raus.

"Antworte mir!", regte er sich auf.

"Aria!", wurde er wütender, wodurch ich es nun wurde.

"Was?!", brüllte ich nur zurück und blickte ihn dann an.

"Warum verstehst du nicht, dass ich dich lediglich nur beschützen möchte?", verwirrte es ihn komplett somit.

"Beschützen?", lachte ich humorlos auf.

"Du hast meine Schwester einem Psycho übergeben", erklärte ich, worauf Ace still blieb und nichts erwiderte.

"Einem Psychopathen!", schrie ich schlussendlich.

"Das nennst du beschützen?", glaubte ich es so nicht.

"Solange dir nichts geschieht, ja", antwortete er somit.

"Ich tu alles, nur damit dir nichts passiert, Schönheit", fasste er zusammen und ich schüttelte jetzt den Kopf.

"Du kannst mich nicht beschützen, indem sie als eine Zielscheibe gezeigt wird. Keiner aus der Familie", ließ ich ihn wissen und er blickte schweigend in die Leere.

"So tötest du mich nur eigenhändig", murmelte ich.

Für einige Minuten blieben wir leise, denn eine große Anspannung lag in der Luft, die zum Greifen nahe war. Jeder blieb in seinen eigenen Gedanken und jeder bevorzugte es selbst zu schweigen. Stille bedeutete nämlich auch viel. Manchmal musste man nicht reden. Nicht zu sprechen, reichte vollkommen aus, aber gerade war es für mich nicht genug, denn ich wusste noch immer nicht, wo sich meine Schwester befand. Es ließ mich ängstlich und nervös zugleich werden, weil die Zeit verging. Ich musste sie endlich finden und nur Ace hatte eine Ahnung, weil er sie auch entführte.

"Wo ist meine Schwester?", wollte ich daher erneut so wissen, dabei blickte ich ihn geduldig von der Seite an.

"Es ist schon zu spät", erklärte er daraufhin.

"Sag mir, wo sie ist, Ace", verlangte ich weiterhin aber.

"Du kannst nichts mehr tun", versuchte Ace es mir klar zu machen, jedoch verlor ich somit nun meine Geduld.

"Sag es mir!", brüllte ich augenblicklich.

"Ich habe sie Caden übergeben. Du kannst nichts tun und das würde ich auch nicht zulassen!", wurde er so ebenfalls lauter und blickte mich mit großen Augen an.

Nach diesen Worten konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und verpasste ihm eine Ohrfeige. Sein Kopf flog nach rechts und er verharrte für ein paar Sekunden in dieser Haltung. Anschließend schaute er mir tief in die Augen, wobei ich seinem Blick stand hielt, da er mir keine Angst machte. Das war ihm ebenso bewusst, weshalb er den Blick von mir abwandte und den Motor wieder anschaltete, um weiterzufahren. Ich beobachte ihn deshalb kurz, bis ich es realisierte.

"Wohin fährst du?", hakte ich nach, jedoch erhielt ich keine Antwort von ihm, was mich nur wütend machte.

"Ace?!", regte ich mich auf.

"Aria bist du angeschnallt?", fragte dieser mich somit.

"Warum? Ja", antwortete ich verwirrt.

"Hab jetzt keine Angst. Dir wird nichts passieren. Das verspreche ich dir", versicherte er mir, aber ich konnte nichts verstehen, weshalb ich ihn auch fraglich ansah.

"Ace, was ist los? Was meinst du?", verstand ich nicht.

"Wir werden verfolgt", erklärte er kurz und knapp.

Bevor ich etwas erwiderte, fuhren wir plötzlich immer schneller und das gefiel mir überhaupt nicht. Mein Puls beschleunigte sich und ich war nicht fähig irgendwas zu sagen. Panik und Angst krochen in mir hoch, wobei Ace neben mir ganz ruhig und entspannt wirkte. Darüber schüttelte ich lediglich den Kopf und warf einen Blick aus dem Fenster, wo ich ein Auto neben mir fahren sah, dass uns versuchte auf die Seite zu drängen. Mit aufgerissenen Augen blickte ich deshalb zu Ace rüber und verstand überhaupt nichts mehr.

Ein Hin und Her war es, bis er langsamer wurde und auf die Seite fuhr. Keiner von uns redete, denn wir betrachteten lediglich die zwei maskierten Männer, die aus dem fremden Wagen ausstiegen und vor uns stehen blieben. Sie hielten beide eine Waffe in der Hand, die sie auf uns richteten, weswegen ich aus Reflex nach Ace's Hand griff und mich an sie krallte. Er blieb weiterhin beruhigt und erwiderte meine Berührung mit Vorsicht, bis sie stärker wurde. Es stieg nämlich eine weitere Person aus dem Auto aus, der sich ebenfalls vor Ace's Wagen stellte und uns grinsend zu winkte.

Caden.

Das HerzWhere stories live. Discover now