Kapitel 41

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Vor der Haustür der Black's stand ich nun. Ace hatte mich hier abgesetzt und fuhr danach sofort weg. Ich wusste nicht, wohin. Er redete nicht mehr. Eigentlich sollte es mich nicht so sehr interessieren und darum versuchte ich es auszublenden. Liam würde nämlich sofort bemerken, dass etwas nicht stimmte. Er sollte sich nicht aufregen oder ausrasten. Ein Lächeln war nun auf meinen Lippen. Schließlich wollte ich an der Klingel klingeln, aber entschied mich dagegen, denn die Tür stand einen Spalt offen. Verwirrt zog ich jetzt die Augenbrauen zusammen. Warum war sie offen?

Ich runzelte die Stirn und überlegte kurz, bis ich rein ging und sie hinter mir schloss. Es war sehr still und man hörte nichts. Ein komisches Gefühl entstand so in meinem Bauch, was ich versuchte wegzudrängen und trat ins Wohnzimmer. Kein Liam. Ich dachte viel zu negativ. Vielleicht hatte er die Tür einfach nur aus Versehen offen vergessen. Sowas konnte passieren und bei mir war es sogar einmal vorgekommen. Das war völlig normal. Was wenn nicht? Atmen Aria und keine Panik bekommen. Sollte ich nach Liam rufen?
Wenn aber jemand im Haus war, würde ich mich nur selbst verraten. Toll, was nun? Die Verzweiflung ließ mich nur nervös werden und ich überlegte nur leise.

Im selben Moment hörte ich von oben etwas, worauf ich etwas erschrocken zusammenzuckte. Sofort ließ ich meine Tasche vorsichtig auf den Boden und jetzt hielt ich Ausschau nach einer Waffe. Schließlich griff ich nach der großen Vase. Perfekt zum zu schlagen.

Somit tapste ich in den Flur und schaute schnell zur Küche hinein, wo ebenfalls keiner war. Danach ging ich leise die Treppen hoch und stoppte. Alle Zimmer waren zu, außer der Kunstraum. Die Tür stand ganz weit offen. Verwundert und unsicher zog ich jetzt die Augenbrauen zusammen. Mit einem schnellen Herz näherte ich mich langsam so zum Raum, bis ich nur noch wenige Schritte entfernt davor stand. Ich traute mich nicht hinein, wobei ich aufgewühlt nachdachte.

Letztendlich vergaß ich meine Angst und lief einfach in den Kunstraum rein, wo sich niemand befand. Es herrschte Stille. Ich wurde aber von der Situation so stark abgelenkt, als ich etwas bemerkte. Mein Mund blieb sprachlos offen. Beinahe ließ ich die Vase jetzt aus meinen Händen fallen, doch hielt sie dann noch fest. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich war sehr schockiert und verblüfft zugleich, denn es war einfach unglaublich. Im Augenblick war ich kurz davor in Tränen auszubrechen, da das mich unbeschreiblich emotional machte. Er bekam es hin.

Die schwarze Wand. Sie war weg und meine Augen wurden wieder auf die Wand gezeichnet. Liam hatte sie nun erneut gezeichnet und es war wunderschön.

Vor Freude lachte ich auf und bekam zugleich sogar Tränen in den Augen. Es machte mich glücklich und emotional. Ich wusste noch ganz genau wie zerstört ich war, als er meine Augen mit schwarzer Farbe so übermalt hatte. Seine Worte konnte ich genauso nie vergessen. Sie nagelten sich in meinen Kopf ein. Es ging nicht raus und verfolgte mich, jedoch hörte dies heute auf. Die Zeichnung war nämlich wieder an der Stelle, wo sie sein sollte. Es beruhigte mich wirklich.

"Gefällt es dir?", ertönte plötzlich seine wundervolle Stimme, weswegen ich mich umdrehte und lächelte.

Ich nickte mit Tränen in den Augen und stellte direkt die Vase auf den Boden, nur um ihn dann schnell in meine Arme zu nehmen. Liam erwiderte es ohne zu überlegen und zog mich sogar näher an sich. Fertig mit meinen Gefühlen blickte ich ihm ins Gesicht und könnte wieder weinen, aber tat es nicht. Ich lächelte breiter und küsste nun sein ganzes Gesicht ab, was ihn zum schmunzeln brachte. Am Ende legte ich die Lippen an seine. Er lächelte in den Kuss hinein und das brachte mich ebenfalls dazu. Als ich mich damit erneut von ihm löste, schaute ich so in seine Augen.

"Du bist unglaublich", hauchte ich fasziniert von ihm.

"Es ist so schön", gestand ich lächelnd, was er auch erwiderte, dabei legte er die Hand an meine Wange.

"Du bist wunderschön", flüsterte er.

"Deine Augen sind wie ein Kunstwerk", sagte er nun verträumt und blickte mich so gedankenverloren an.

"Ich bin verliebt in sie", murmelte Liam.

"Verliebt in diese Lippen", ergänzte dieser so weiter.

"Verliebt in diese Locken", grinste er darüber und er nahm sich sogar eine Locke zwischen seine Finger.

"Ich bin in dich verliebt, Aria", raunte er.

Ich hatte gerade das Gefühl, das gleich mein armes Herz heraussprang. So viel Liebe war zu viel, da ich kein Wort rausbrachte und ihn nun sprachlos ansah.

"Du bist nervös", stellte er wenige Sekunden später fest, was ihn auch gerade unfassbar amüsierte hier.

"Bin ich nicht", widersprach ich lediglich.

"Natürlich", lächelte er dann nicht davon überzeugt.

"Aria", begann er schließlich.

"Ja?", hakte ich nach.

"Warum hattest du die Vase in deiner Hand?", fragte er verwirrt nach und schaute gerade zu dieser rüber.

"Die Haustür stand offen und ich dachte, jemand ist ins Haus eingebrochen", antwortete ich ihm nur und näherte mich zur Wand, um es nochmal anzusehen.

"Anstatt nicht reinzugehen und mich anzurufen, bist du einfach reingegangen und wolltest jemanden mit der Vase eine rüber hauen oder wie?", wollte dieser jetzt interessiert darüber wissen, wodurch ich nickte.

"Du bist verrückt", kommentierte er darauf.

"Kann sein", schmunzelte ich und betrachtete jedes so kleinste Detail der Zeichnung mit Faszination an.

"Ich will das auch können", schmollte ich jetzt.

"Ich kann es dir beibringen", meinte Liam und nahm mich in eine Umarmung von hinten, dabei küsste er mich einmal an der Wange, was ich wirklich genoss.

"Warum kann es nicht immer so sein? Friedlich und schön. Ohne Sorgen und Probleme. Ich möchte nur Ruhe und mehr nicht", murmelte ich traurig darüber.

"Wird es auch, versprochen", versicherte er.

"Und wann?", fragte ich, dabei zog ich Liam's Arme von mir weg, sodass ich mich zu ihm nun umdrehte.

"Du weißt es nicht", nickte ich wie erwartet.

"Warum verheimlichen wir es? Wieso tun wir nichts? Unsere Freunde haben ein Recht es zu wissen. Und am meisten Katy und Levin. Seit Monaten war sie in Gefahr und ich erfahre es erst jetzt. Nun weiß ich es und kann nichts tun! Gar nichts! Es fühlt sich gerade so an, als ob meine Hände festgebunden wären. Ich suche nach einem Ausweg, aber finde keinen. Es ist zum durchdrehen! Ich fühle mich nutzlos", fasste ich dieses Chaos in meinem Kopf Liam nun zusammen.

"Caden beobachtet uns. Wenn er bemerkt, dass alle von ihm Bescheid wissen, dann haben wir schon so verloren. Er würde Ace nicht mehr vertrauen und die krankhaften Pläne, die er plant verheimlichen. Somit würden wir Katy verlieren", versuchte er zu erklären.

"Ich sollte dann nicht hier sein", bemerkte ich nun.

"Bist du allein gekommen?", wollte Liam nur wissen.

"Ace hat mich gebracht", antwortete ich.

"Er vertraut Ace, also würde er ihn nicht beobachten lassen", beruhigte er mich und kam auf mich zu, um mich zu umarmen und was ich jetzt sofort erwiderte.

"Liam", begann ich gedankenverloren.

"Ja, Engelchen?", hakte er nach und schaute zu mir runter, dabei legte sich ein Lächeln an seine Lippen.

"Ace's Oma ist tot", erzählte ich ihm bedrückt, wobei sein Lächeln augenblicklich verschwand und er nun schwieg, dabei schaute er angespannt auf die Seite.

"Wie geht es ihm?", interessierte es ihn plötzlich.

"Schlecht", antwortete ich.

"Seine Mutter ist da", teilte ich ihm ebenfalls mit.

"Wirst du zur Beerdigung kommen?", hakte ich nach und er schien zu überlegen, bevor er mir antwortete.

"Ja", murmelte er letztendlich und ich lächelte leicht.

Liam und Ace. Ich wünschte, sie wären nur Freunde und keine Feinde mehr. So wäre es doch friedlicher.

Das HerzWhere stories live. Discover now