Kapitel 14

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Liam's Sicht

Das war das zweite Mal, dass sie meine Umarmung nicht erwiderte und nicht redete. Sie ließ es zu, dass ich sie berührte, aber sie reagierte nicht darauf, was mich verwirrte. Ich zog die Augenbrauen zusammen und löste mich ein wenig von ihr, sodass ich sie nur an ihren Oberarmen festhielt. Meine Augen suchten nach ihren, jedoch blickte sie nicht zu mir hoch. Aria wirkte total angespannt und nervös, was mich noch mehr verwirrte. Darum legte ich meine Finger unter ihren Kinn, sodass ich langsam ihren Kopf hob. Sie sollte mich ansehen, doch sie tat es weiterhin nicht.

"Aria?", fragte ich etwas besorgt, aber ihre Lippen blieben eine gerade Linie und sie sah nicht zu mir.

"Schau mich an", bat ich sie sanft.

Sie schüttelte nur den Kopf und entfernte sich einen Schritt von mir, sodass ich sie loslassen musste. Ihr Ausdruck schaute gerade beinahe gequält aus und ich wusste nicht, was mit ihr los war. Vielleicht hatte ich unbemerkt einen Fehler gemacht oder sie hatte mir vielleicht noch nicht verziehen. Egal, um was es sich handelte, dass musste gelöst werden, denn ihr Anblick riss mir das Herz aus der Brust. Ich konnte nicht damit umgehen, wenn Aria traurig war. Sie so zusehen, war für mich Quälerei. Aus diesem Grund wollte ich jetzt auf sie zugehen, doch sie ging erneut einen Schritt zurück, damit der Abstand noch blieb.

Verständnislos blickte ich sie an, aber sie vermied es mich weiterhin anzusehen, was ich noch immer nicht nachvollziehen konnte. Deshalb blieb ich nun stehen und näherte mich nicht mehr weiter zu ihr.

Ich beobachtete sie schweigend, wie sie sich durch die roten Locken ging, womit sie sie nur noch mehr durcheinander brachte. Der Drang steckte daher in mir ihre Haare in Ordnung zu bringen, aber ich hielt mich davon ab. Ehrlich gesagt, wollte ich eigentlich nur ihre wunderschönen Haare anfassen, denn ich liebte sie und könnte stundenlang mit ihren Locken spielen. Mir würde auch niemals langweilig werden.

"Ich weiß, dass du vielleicht auf mich wütend bist, aber bitte rede mit mir", verlangte ich nun von ihr.

"Ich wollte dich nicht verletzen", sprach ich weiter.

"Geh", sagte sie schließlich.

"Was?", fragte ich verwirrt und hoffte, dass ich mich verhörte, doch ihr Gesichtsausdruck entsprach dies.

"Bitte, geh", wiederholte sie sich und ich sah sie an, dabei brauchte ich einige Sekunden, um zu reden.

"Ich soll gehen?", hakte ich jetzt nach.

"Ja", antwortete sie monoton.

"Nein", war ich dagegen.

"Ich lasse dich nicht bei Ace", meinte ich.

"Das kannst du nicht bestimmen, denn es ist meine Entscheidung", erwiderte sie daraufhin und schaute lediglich nur auf den Boden, anstatt in meine Augen.

"Deine Entscheidungen interessieren mich nicht", reizte sie mich so langsam, wobei sie ruhig blieb.

"Du kommst mit mir", bestimmte ich.

"Ich bin mit Ace verheiratet und nicht mit dir", haute sie mir darum diese Worte voller Wucht ins Gesicht.

"Er wartet bestimmt schon auf mich", machte sie weiter und wollte gehen, doch ich ließ es nicht zu.

Bevor sie an mir vorbeigehen konnte, hielt ich sie an ihrem Arm fest und zog sie sanft zurück. Ich ließ sie los und betrachtete sie still. Aria schloss ihre Augen und öffnete sie wenige Sekunden später erneut, um mich endlich anzusehen. Ihre Miene blieb kühl, was mich ebenfalls ernst ließ, obwohl ich das brennende Bedürfnis hatte sie zu küssen. Ich sehnte mich nach ihren Lippen. Gerade war ich mir aber unsicher, ob sie es überhaupt erwidern würde, denn sie sah nicht so aus, als ob sie mich auch vermisst hätte. Sie war zurückhaltend und komisch. Mir war selbst bewusst, dass ich mich, wie ein Idiot verhielte, doch ich hatte es mir trotzdem nicht so vorgestellt. Nicht auf dieser Weise, denn sie wirkte nicht, wie meine Aria gerade.

Eigentlich müsste sie mich jetzt anschreien oder vor Wut weinen oder mich sogar vielleicht schlagen. Sie würde eine Reaktion von sich geben und mich auch verstehen, aber sie würde nicht vor mir stehen und mir ins Gesicht sagen, dass sie zu Ace gehen muss.

"Lass mich gehen", verlangte sie nun.

"Vergiss es", schüttelte ich stur den Kopf.

"Willst du mich gegen meinen Willen mitnehmen?", wollte sie jetzt von mir wissen, worauf ich ihr einen fassungslosen Blick zu warf, jedoch blieb sie ernst.

"Aria, was ist los mit dir?! Ich weiß, dass es nur ein Spiel ist, aber es ist jetzt vorbei! Du kannst endlich aufhören!", schrie ich sie wütend an, weswegen sie leicht lächelte und den Kopf darüber nur schüttelte.

"Du verstehst es nicht oder?", fragte sie amüsiert.

"Was?", hakte ich verwirrt nach.

"Ich liebe dich nicht mehr", sagte sie und blickte mir dabei in die Augen, womit sie mich zum Schweigen brachte und ein gewisser Schmerz bildete sich in meiner Brust, der mir im Moment unfassbar wehtat.

"Du lügst", widersprach ich ihr.

"Ich habe dich wirklich geliebt, aber ich fühle einfach nichts mehr", erklärte sie mir dabei völlig entspannt.

"Ein zweites Mal falle ich nicht darauf rein", meinte ich zu ihr, wobei sie einen Schritt auf mich zu kam.

"Vielleicht warst du nie meine große Liebe, sondern Ace", erzählte sie, womit sie mich wütender machte.

"Aria es reicht", regte sie mich langsam auf.

"Er ist anders", fuhr sie fort.

"Er würde mir niemals körperlich wehtun", zählte sie nun auf und spielte damit auf meine Wutanfälle an.

"Auch nicht aus Versehen", nickte sie.

"Glaubst du ernsthaft ich würde dir wehtun?", fragte ich vollkommen ungläubig über ihre jetzigen Worte.

"Du hast dich nie unter Kontrolle", antwortete sie.

"Hör endlich damit auf, bitte", flehte ich sie schon beinahe an und war kurz vorm Durchdrehen hier.

"Womit?", tat sie auf ahnungslos.

"Du willst also nicht aufhören?", wollte ich wissen, wobei sie nur schwieg und nichts dazu erwiderte.

"Hast du vergessen, was er alles getan hat?", ließ ich sie darüber nachdenken, denn es reichte mir.

"Dein Vater", erinnerte ich sie.

"Du trägst da genauso Schuld und dennoch hatte ich mich in dich verliebt", sagte sie kühl und damit ließ ich nun beschämt den Blick zu Boden senken.

"Stimmt, du hast Recht", murmelte ich leise.

"Ich höre auch nie auf mir die Schuld daran zu geben", fügte ich hinzu und sah sie wieder an.

"Du weißt ganz genau, womit du mich fertig machen kannst", lachte ich bitter und ging den letzen Schritt auf sie zu, sodass wir uns beinahe schon berührten.

Sie schwieg und starrte mich mit großen Augen an, dabei rührte sie sich nicht vom Fleck. Das war gut, denn ich würde sowieso nicht zulassen, dass sie verschwand und damit ersparte sie mir eine kleine Arbeit. Ein kleines Lächeln legte sich dadurch an meine Lippen, wobei sie verwirrt die Augenbrauen zusammenzog und mir fragend entgegen schaute.

"Du kannst so oft sagen, dass du mich nicht liebst", begann ich und legte meine Hand an die Stelle, wo sich ihr Herz befand und sehr unregelmäßig schlug.

"Wir wissen aber beide, dass dieses Herz nur für mich schlägt", lächelte ich und sie schwieg noch.

"Dein Herz", flüsterte ich und beugte mich zu ihr vor, sodass meine Lippen vorsichtig ihren Hals streiften.

"Verratet dich", hauchte ich dagegen und küsste die empfindliche Stelle an ihrem Hals quälend langsam.

"L-Liam", murmelte sie aufgelöst.

"Aria", erwiderte ich leise und blickte wieder in ihre Augen, die schon bereits auf mich gerichtet waren.

"Du gehörst nur mir", erinnerte ich sie und hinterließ einen kleinen Kuss an ihren wunderschönen Lippen.

"Vergiss das nicht, Engelchen", lächelte ich leicht.

Das HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt