Kapitel 24

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Liam's Sicht

"Wie lange willst du noch so starren?", fragte ich sie genervt und hörte nun auf meinen Kaffee zu trinken.

"Solange ich will", antwortete Hope und blickte mich weiter mit hasserfüllten Augen an, womit sie einfach nicht aufhörte und mich mit Absicht wütend machte.

"Warum ist sie hier?", richtete ich mich aus diesem Grund an Hunter, der nur mit den Schultern zuckte.

"Du kannst mich nicht rausschmeißen, falls dir das gerade durch den Kopf geht", lächelte sie mich nun falsch an, weshalb ich sie jetzt aufmerksam ansah.

"Denkst du wirklich, dass ich sie nicht liebe?", hakte ich neugierig nach, wodurch Hope für einen Moment schwieg und mich einfach nachdenklich betrachtete.

"Nein", antwortete sie ehrlich.

"Du verheimlichst etwas", ergänzte sie dann.

"Schau nicht so. Ich bin nicht dumm und sehe, was hier abläuft", machte sie mir klar und ich nickte nur.

"Warum erzählst du uns nichts?", hakte sie nach.

"Je weniger es wissen, desto sicherer", erklärte ich kurz und knapp, wobei sie mich schweigend ansah.

Aus der Tasse nahm ich einen Schluck, bis ich mich dann auf die leere Couch setzte. Den Becher stellte ich auf dem Tisch ab. Meine Augen verfielen in eine Leere hinein und ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, aber schaffte es nicht. Alle Fragen, die sehr lange uns schon beschäftigten, waren jetzt entlüftet. Nur ich kannte die Wahrheit, aber konnte es einfach nicht aussprechen. Selbst wenn ich wusste, wie das alles passierte, fühlte ich mich in einem Chaos, weil ich schweigen musste, um sie zu schützen und weil ich alle schützen wollte, die ich liebte. Genau darum würde ich mein Leben lang schweigen, als zu reden und damit jemanden in Gefahr zu bringen. Nochmal könnte ich nicht ertragen, dass wegen mir ein Leben verloren ging und ihrs niemals. Ich würde dann auch mit ihr zusammen sterben, denn ohne sie konnte ich nicht mehr. Dieses Mädchen war nun alles für mich.

Liam existierte ohne Aria nicht.

Das hatte ich endlich verstanden. Wenn sie nicht da sein würde, dann wäre ich verloren. Ich wusste nicht mehr, wie es ohne sie war. Sie hatte mich verändert.

Allein bei unserer ersten Begegnung war ich einfach nur fasziniert von ihr, auch wenn ich sie nicht genug betrachten konnte. An diesem furchtbaren Tag hatte sie etwas wunderschönes bei mir hinterlassen. Eine Erinnerung an ihre atemberaubende Schönheit. Sie war das schönste Mädchen, dass ich sah. Ihre roten Locken hatten mich hypnotisiert und abgelenkt. Ihre Augen nahmen mich aber komplett gefangen, dabei versiegelten sie sich in mein Gedächtnis. Ich konnte ihre Augen nie vergessen. Sie waren immer einfach immer in meinem Kopf drinnen. Daher zeichnete ich sie ständig und somit verschwanden sie nie von mir.

Das zweite Mal sah ich sie an der Beerdigung ihres Vaters. Ich war ebenfalls dort. Es war der dreißigste November, als er sein Leben verlor und am zweiten Dezember wurde er dann beerdigt. An dem Tag war ich heimlich hinter einem Baum versteckt. Auch als alle gingen und nur Aria am Grab blieb, blieb ich mit ihr zusammen dort. Sie weinte. Ununterbrochen, bis sie verzweifelt auf die Knie fiel und ihren Vater dazu bat zu ihr zurückzukommen. Ihr Anblick riss mich in Stücke. Am liebsten wäre ich da gestorben, aber es passierte nichts. Ich lebte noch, obwohl ich am Tod eines unschuldigen Mannes verantwortlich war und es weiterhin war. Diese Schuld trug ich ewig mit mir und ich konnte nicht verstehen, wie sie mich darum noch liebte. Aria sollte mich nicht lieben, denn diese Liebe verdiente ich keineswegs. Ich war aber leider viel zu egoistisch dafür, um sie von mir fernzuhalten.

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