Kapitel 57

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Weiterhin befand ich mich im Krankenhaus. Gerade saß ich aber fertig angezogen im Flur auf einem der weißen Wartestühle. Liam kümmerte sich um meine Entlassung, da ich nicht mehr hier bleiben wollte. Er erzählte mir vorher, dass die Jungs sich ebenfalls in unserer Nähe aufhielten. Sie waren auch, wie wir im Krankenhaus momentan. Anscheinend schauten sie nicht in einem sehr guten Zustand aus und mussten behandelt werden. Trotzdem waren sie frei und dies zählte mehr als alles andere. Zuerst wollte ich direkt alle sehen, doch ich entschied mich dagegen. Noch schaffte ich es nämlich nicht ihnen in die Augen nun zu blicken, auch wenn sie von all dem nichts hörten.

Lediglich Liam und Ace wussten es.

Meine Tante war längst in die Arbeit gefahren, bevor sie etwas mitbekam. Darüber war ich erleichtert und fast schon glücklich, denn ich hätte ihr den Vorfall in einfachen Worten nicht erklären können. Sowas war nicht ansatzweise nachvollziehbar. Das war dann in meinem Fall pure Verzweiflung und sonst gar nichts.

Im selben Augenblick setzte sich jemand nun neben mich, worauf ich leicht verwirrt den Blick hob. Zuerst wollte ich etwas sagen, aber verstummte letztlich. In der Sekunde wusste ich nicht, was ich überhaupt so sagen sollte. Deshalb wagte ich es lediglich in seine blaugrauen Augen zu sehen, die auf einmal nun kalt und dunkler wirkten. Ich zog die Augenbrauen daher zusammen und drehte mich wieder weg. Er tat auch dasselbe und blieb für eine Weile schweigsam.

"Es tut mir leid", entschuldigte Ace sich plötzlich und ließ mich so etwas verwundert zu ihm wieder sehen.

"Wofür?", hakte ich schließlich vorsichtig nach.

"Dafür, dass ich dir dein Leben zerstöre", erklärte er, weshalb ich ihn für eine kurze Zeit einfach anblickte.

"Seitdem ich dich auch zum ersten Mal sah, begann ich dein Leben zu zerstören. In deiner Nähe zu sein, ist etwas Schönes, aber meine Nähe bringt dich ans Ende. Ich bin das Schlechte in deinem Leben. Es ist mir selbst bewusst und dennoch schaffe ich es nicht mich von dir fernzuhalten. Ich kann nur einfach nicht gehen, wenn du in Gefahr bist. Selbst wenn du mich hasst, kann ich es nicht. Niemals könnte ich es. Aria ich bin wegen dir so. Wenn es dich nicht gäbe, dann wäre ich vielleicht jetzt an Caden's Seite. Du hast es in mir hervorgelockt und zwar das Gute", erzählte er mir und ich brachte so kein Wort über meine Lippen.

"Du wirst mich niemals lieben, dass weiß ich, jedoch kannst du mich als einen Freund lieben oder einfach nur nicht hassen? Vielleicht, irgendwann", dachte er nun nach und senkte den Blick somit jetzt zu Boden.

"Vielleicht", sagte ich ehrlich.

Er hob den Kopf und sah mir daraufhin in die Augen nur. Im nächsten Moment legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, was er leicht erwiderte. Somit sah ich ich wieder nach vorne und hielt nebenbei Ausschau nach Liam nur. Für einige Sekunden spürte ich noch Ace's Blick auf mir, bis er ebenfalls wegsah. Gerade konnte ich nicht sagen, ob ich ihn noch hasste, aber das Gegenteil konnte ich auch nicht behaupten. Das Thema war etwas kompliziert. Keiner mochte ihn so wirklich und am meisten Liam nicht. Dennoch besaß er genug Kontrolle, um sich zurückzuhalten. Ich war mir nur nicht sicher wie lange er es aushielt, denn er war nicht geduldig. Liam und Ace hatten trotzdem in sich noch eine tiefe Bindung zueinander. Gut konnte ich dies noch erkennen, nur sie konnten dies nicht.

Vielleicht hatten beide keine schöne Vergangenheit, doch trotzdem waren sie Freunde gewesen. Es war noch ein kleiner Funke da, der sie zueinander auch binden konnte. Sie ließen es lediglich nicht zu. Weil ich der Teil bin, der ihnen im Weg steht. Da sie mich beide liebten, was ich nicht verstand, doch mir nicht Gedanken machte. Zumindest versuchte ich es nun.

"Was suchst du hier?", fragte plötzlich Liam, worauf ich verwirrt hochblickte, doch dieser sah zu Ace nur.

"Verschwinde!", brüllte er dann wütend, weshalb ich von meinem Platz aufstand und ihn jetzt zurückhielt.

Ace blieb seelenruhig sitzen, bis er schließlich doch das tat, was Liam verlangte. Er erhob sich und ohne etwas jetzt zu sagen oder sich zu verteidigen, wollte er gehen. Verständnislos sah ich ihm nach. Letztlich wurde ich nun zornig und hielt ihn davon ab. Ace tat nämlich nichts, wofür er weggehen musste und dies wie ein Schuldiger erst gar nicht. Er war auf unserer Seite und das die ganze Zeit über. Ich vertraute ihm und das wusste er ganz genau. Das würde er selbst niemals nun kaputt machen. Ace ist nicht der Böse.

"Ace!", rief ich, was ihn vom Gehen abhielt, aber er drehte sich nicht um und Liam sah mich perplex an.

"Aria ist dir bewusst, dass er-", wollte er plötzlich so weiter sich aufregen, doch ich unterbrach ihn sofort.

"Nein", widersprach ich lediglich.

"Setzt euch beide hin. Wir klären das jetzt und hier", befahl ich ohne Widerrede, worauf sie mich nun für ein paar Sekunden ansahen und sich dann setzten.

"Ace hat nur alles vorgespielt", begann ich somit zu erklären und setzte mich genau zwischen ihnen auf den freien Platz, wo ich die Anspannung jetzt fühlte.

"Du glaubst ihm das?", hakte Liam nach.

"Ja", antwortete ich ehrlich, wobei ich Ace's Blick so deutlich auf mir spüren konnte und es nur ignorierte.

"Du kennst ihn besser als ich, Liam. Du musst doch am besten wissen, wann er lügt", erinnerte ich Liam daran, weshalb er still wurde und damit nur wegsah.

Schließlich wandte ich den Blick von ihm ab, worauf ich links auf den Flur blickte. Im Augenblick war dort eine Menge los. Viele Krankenschwester gingen hin und her, doch eine Person stach mir ins Auge, da er direkt zu mir blickte. Wenige Meter von uns entfernt, lehnte lässig an der Wand und beobachtete mich so nur. Caden. Er grinste mich breit an, weshalb ich ihn lediglich anstarrte und keinen Laut von mir gab. Aus Angst krallte ich mich an Liam's und Ace's Arm. Das ließ sie wacher werden und ihre Augen auf mich nur richten. Mein Griff wurde stärker und sie stellten nun Fragen, aber ich hörte nicht hin. Caden blickte noch immer zu mir, bis er leicht den Kopf schüttelte. Dann drehte er sich um und ging. Er verschwand von hier.

"Er ist hier", murmelte ich ängstlich.

"Wer?", fragten sie gleichzeitig verwirrt nach, worauf ich beide kurz ansah und anschließend zum Flur so.

"Caden", antwortete ich leise.

Das HerzWhere stories live. Discover now