Kapitel 62

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Ich stand gedankenverloren am Türrahmen, dabei ließ ich den Blick auf Hope und Jayden ruhen. So langsam stiegen meine Mundwinkel nur in die Höhe und ich war wirklich glücklich. Für die beiden freute ich mich. Hope wirkte auch irgendwie beruhigt, als Jayden schon so in Tränen vor Freude ausbrach. Er umarmte sie. Trug sie in seinen Armen und drehte sie im Kreis.

Anscheinend hatte Hope mit jeder Reaktion gerechnet und gewartet, aber nicht mit solch einem Gefühl. Liam lächelte ebenfalls über diese Nachricht, denn dies war eine tolle Nachricht für uns alle. Schöne Dinge erleben und hören, genau das brauchten wir alle so stark.

Somit schlangen sich im nächsten Moment zwei Arme um meinen Bauch. Sofort stieg nun sein Duft in meine Nase und ein wunderschönes Gefühl drang nur durch meinen Körper. Den Kopf legte er auf meiner Schulter, doch hinterließ davor einen Kuss still an meinem Hals. Mein Lächeln wurde größer und Mal wieder wurde mir nun bewusst, was für ein Glück ich hatte. Ich hatte ihn.

"Ich liebe dich", sprach ich ganz leise aus, damit es er nur hörte und dadurch umarmte er mich sogar stärker.

"Ich liebe dich auch, Engelchen", flüsterte Liam mir zu.

"Irgendwann werden wir auch so sein", meinte er jetzt.

"Du möchtest Kinder?", interessierte es mich.

"Möchtest du denn keine?", hinterfragte er schließlich.

"Wenn du mit zehn einverstanden bist?", schmunzelte ich nur und drehte mich leise in seiner Umarmung um.

"Zwanzig", verlangte dieser mit einem Grinsen.

"Fünfzehn", lachte ich und schüttelte belustigt nur den Kopf über ihn, jedoch blieb Liam gerade so hartnäckig.

"Fünfundzwanzig", meinte er dann.

"Nein, fünfzig", rief Jayden so laut zu uns dazwischen.

Wir drehten uns lachend in seine Richtung und gerade konnte ich nicht abstreiten wie schön alles war. Genau diese Stimmung brauchten wir, jedoch konnte ich nicht mit einem starken Glauben sagen, dass das immer so blieb. Etwas passte nicht, aber ich wusste nicht, woran das lag. Vielleicht machte ich mir auch umsonst solche Gedanken. Ich konnte es wirklich nicht sagen.

"Aria?", erklang Hope's Stimme zu mir durch, wobei es mich zu ihr blicken ließ und sie so leicht verwirrt wirkte.

"Alles okay?", fragte sie mich leise und besorgt.

"Ja", nickte ich überrascht über ihre Frage und es blieb noch immer der sorgenvolle Blick in ihrem Gesicht nur.

"Wollt ihr etwas trinken? Ja? Gut, ich hol etwas, wobei mir Aria eigentlich helfen kann. Komm mit, Aria", sagte sie plötzlich und zog mich dann schnell hinter sich her.

In der Küche setzten wir uns hin und Hope blieb lange schweigsam mit mir, bis sie schnaubte. Ich blickte nun zur Tür und lauschte den Jungs zu. Die beiden wollten nicht mehr aufhören. Sie redeten über das Geschlecht des Babys. Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen in dieser Sekunde, doch es erlosch, als die Blondine nun das Wort ergriff. Damit holte sie mich wieder zurück.

"Eigentlich müsstest du auch vor Freude davon reden, da du die Tante bist, aber du tust es nicht", meinte sie.

"Natürlich freue ich mich-", begann ich schnell, aber in derselben Zeit unterbrach sie mich einfach und redete.

"Erzähl es mir", verlangte sie sanft.

"Ich mache mir zu viele Gedanken", erklärte ich somit.

"Worüber?", hakte sie nach und hörte aufmerksam zu.

"Über alles", antwortete ich und blickte so in die Leere.

"Ace hat geschrieben, dass nun alles vorbei ist. Es ist nur so, dass es sich nicht so anfühlt. Zumindest bleibt diese Unruhe weiterhin in mir. Warum ist das so Hope und warum will es nicht vergehen?", verstand ich nun nur nicht, doch anscheinend wusste sie es auch nicht.

"Etwas stimmt nicht. Ich spüre es", sprach ich nun die Gedanken aus, die durch meinen Kopf jetzt so gingen.

"Ace", murmelte Hope.

"Du sorgst dich um ihn. Nicht wahr?", wollte sie hören.

"Aria bist du-?", fragte sie, aber konnte es nicht weiter aussprechen, wofür ich sie fassungslos nun anblickte.

"Natürlich liebe ich ihn nicht", widersprach ich.

"Tut mir ja leid", entschuldigte sie sich und sah zu mir.

Ich sagte nichts, da im selben Moment die Tür gerade klingelte. Wenige Sekunden später stand ich auf. Das müssten Katy und Levin sein, jedoch handelte es sich nicht um die beiden. Eine unerwartete Person.

"Ace?", sprach ich gerade so sichtlich überrascht aus.

"Hey", begrüßte dieser mich und schenkte mir danach ein Lächeln sogar, doch erwidern tat ich es nicht ganz.

"Ich hab dich angerufen", erinnerte ich ihn und gerade schien er darüber so nachzudenken, bis er kurz nickte.

"Jetzt bin ich hier", erklärte er lediglich.

"Stimmt es? Die Nachricht, die du geschrieben hast?", wollte ich erfahren und er blieb grundlos schweigsam.

"Ja", antwortete er am Ende.

Für einen Augenblick sagte ich nichts, sondern blickte auf die Seite. Ich dachte nach und wohin meine tiefen Gedanken hineinfielen, war es nicht gut. Ich dachte in dieser Sekunde über etwas unmögliches nach und es würde mehr als nur merkwürdig aussehen, aber diese Feindschaft hatte aufgehört. Es war jetzt an der Reihe neue Kapitel zu schreiben. Ich wollte es zu lassen. Im inneren weigerten sich noch meine Gefühle, doch das hieß nicht, dass ich es nicht wagte. Daher ging ich still einen Schritt auf die Seite und öffnete die Haustür nun etwas weiter auf. Meinen Blick richtete ich auf Ace nur und sammelte all meinen Mut zusammen.

"Komm rein. Du kannst zum Essen bleiben", sagte ich und meine Worte ließen ihn nur vollkommen erstarren.

"D-Du...Das ist ein Scherz oder?", lachte er humorlos.

"Nein, ich meine es ernst", erklärte ich ihm.

"Das ist keine gute Idee, Aria. Ich gehe lieber", meinte er und wollte gehen, doch er wurde davon abgehalten.

"Du kannst bleiben", erklang Liam's Stimme.

"Ich koche für die ganze Familie. Das Essen reicht für eine weitere Person noch", sprach er weiter und mein Herz flatterte dabei auf wie er mit Ace gerade umging.

"Also kommst du rein? Einen Koch bräuchte ich sogar noch als Hilfe", bot Liam ihm an und Ace lächelte jetzt.

"Sicher?", hakte er dennoch nach.

"Sicher", nickte mein Freund und somit kam er herein.

Ich machte die Tür zu und schaute ihnen hinterher. Es war wie ein Traum und ich wollte nicht erwachen. Dies mitanzusehen, war einfach unglaublich. Kein Hass. Im Augenblick war hier auch kein Zwang. Sie taten es mit eigenen Willen, denn sie wollten es wirklich. Oma Ada, also die Oma von Ace hatte einfach Recht behalten.

Vielleicht kannst du der Grund für ihr Frieden sein?

"Nichts ist unmöglich. Sie haben Recht", murmelte ich.

Das HerzWhere stories live. Discover now