Kapitel 5

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Es klopfte an der Zimmertür, wobei ich den Blick auf die Tür richtete, die in derselben Sekunde geöffnet wurde. Ace ließ sich blicken, wobei ich ihm fragend entgegen sah. Nachdem Nervenzusammenbruch, den ich bei ihm bekam, war er gegangen und hatte mich allein gelassen. Nichts hatte er zu mir gesagt und ich fragte mich, warum er leise geblieben war.

Ehrlich gesagt, interessierte es mich, was er von mir wollte, da er vorher nicht einmal schaffte den Mund aufzumachen. Ich hatte eigentlich gar keine Nerven für ihn und wollte, dass er mich in Ruhe ließ, jedoch blieb ich einfach still. Ich wollte nämlich vieles, aber änderten sich dadurch die Dinge in meinem Leben? Nein, denn alles verlief genau so, wie es nun sein musste. Seine Regeln spielten hier eine Rolle und meine Wünsche hatten an diesem Ort keinen Platz.

"Es ist Zeit fürs Abendessen", ertönte seine Stimme in meinen Ohren, weshalb ich erneut zu ihm blickte.

"Ich habe keinen Hunger", meinte ich.

"Wenn du nichts essen willst, dann iss nichts, aber du musst auch am Esstisch mit uns sitzen", befahl er dennoch in einer sehr ruhigen Tonlage von mir.

"Warum?", verstand ich ihn nicht.

"Meine Oma möchte immer jeden am Tisch haben", erklärte er, wozu ich nichts erwiderte und schwieg.

"Kommst du?", hakte er nach und wartete.

Mir blieb keine andere Wahl und aus diesem Grund ging ich ungewollt auf ihn zu. Zusammen verließen wir das Zimmer und machten uns auf den Weg nach unten. Im Esszimmer saßen bereits alle am Tisch. Die Oma war am Tischende und schien auf uns zu warten, bis wir ebenfalls Platz nahmen. Rechts von ihr saß Dale und neben ihm Lane. Wir setzten uns auf die linke Seite und damit war der kleine Bruder direkt vor mir. Als sich unsere Blicke trafen, begann er zu grinsen, weshalb ich wieder wegschaute. Ich konnte ihn auf keiner Weise ausstehen, sowie Dale.

Als die ältere Dame zum Essen begann, hieß es für alle zu essen, aber ich rührte nichts an. Ace blickte auch nur seinen Teller stumm an und schien keinen Appetit zu haben. Ich hatte das Bedürfnis vom Stuhl aufzustehen und ohne etwas zu sagen den Raum zu verlassen, jedoch tat ich es nicht. Ungewollt blieb ich neben meinem Ehemann sitzen und spielte mit.

Meine Augen blieben an den Brüdern hängen und ich versuchte eine Ähnlichkeit zu erkennen, die es nicht zwischen ihnen gab. Sie hatten braune Haare, wobei Ace seine heller wirkten und Lane hatte dazu auch noch leichte Locken. Außerdem besaßen alle unterschiedliche Augenfarben. Er hatte blaugraue, Dale braune und Lane grüne, was interessant war. Sie waren nämlich Geschwister, jedoch hatten sie nichts vergleichbares miteinander. Dass sie seine leiblichen Brüder waren, konnte man nicht wirklich verleugnen. Das Aussehen war nicht gleich, doch das Innere war dasselbe. Sie hatten kein Herz und benahmen sich, wie kranke und gefühllose Monster.

Diese Ähnlichkeit reichte vollkommen aus, um zu begreifen, dass sich alle drei um Brüder handelten.

"Aria", erklang die Stimme der Oma.

Sie riss mich dadurch aus meinen tiefen Gedanken, weshalb ich mich sammelte und konzentriert zu ihr hochblickte. Das Besteck legte sie auf die Seite und schenkte mir ihre volle Aufmerksamkeit. Die Augen verengte sie zu Schlitzen und betrachtete mich für einige Sekunden schweigsam, wobei ich ihren Blick erwiderte, obwohl es mich ein wenig verunsicherte.

"Wie alt bist du, Liebes?", interessierte es sie, dabei klang sie sehr sanft, was mich etwas überraschte.

"Achtzehn", antwortete ich höflich.

"In zwei Tagen wird sie neunzehn", mischte sich nun Lane ein und ich sah zu ihm, doch er schmunzelte.

"Woher weißt du das?", hakte jetzt Ace nach und schaute seinen jüngeren Bruder leicht wütend an.

"Ist ein Geheimnis", flüsterte er amüsiert.

"Ich habe dich scho-", bevor er fortfahren konnte, wurde er harsch von seiner Oma unterbrochen.

"Ich unterhalte mich gerade mit Aria", erinnerte sie die beiden, wobei sie schwiegen und nichts sagten.

Ihr plötzlicher harte Ton ließ mich die Augen weiten. Das ihre Enkelkinder mit hohem Respekt auf sie hörten und ihr nicht widersprachen, wunderte mich noch mehr. Mit einem Satz hatte sie die beiden zum Schweigen gebracht, obwohl sie am liebsten weiter diskutiert hätten. Genau in dem Moment wurde mir bewusst, dass in diesem Haus das Sagen die Oma hatte. Ich hatte mich nicht dabei getäuscht, dass sie eine sehr starke und beeindruckende Ausstrahlung besaß. Mit ihr würde ich mich glaub ich verstehen.

Ich blickte zu Ace und blieb an seiner Hand stehen, die auf seinem Schoß lag und zu einer Faust geballt war. Von außen wirkte er ruhig und gefasst, jedoch raste er wahrscheinlich innerlich vor Wut. Als ob er meinen Blick spürte, sah er zu mir und damit löste sich die Faust und er vermied es mich anzusehen.

Darum schaute ich auch weg und blickte erneut zu der älteren Frau, die sich ebenfalls zu mir widmete.

"Vielleicht sollten wir ein anderes Mal miteinander reden. Ich würde dich gerne besser kennenlernen", meinte sie freundlich und ich nickte leicht lächelnd.

Im selben Zeitpunkt kam ein Mann in einem Anzug herein und blieb im geringen Abstand neben dem Esstisch stehen, dabei blickte dieser direkt zu Ace, der ihn fragend anschaute, damit er endlich redete.

"Es ist Besuch für Mrs Allen da", informierte er ihn schließlich, dabei warf er mir einen kurzen Blick zu.

"Wer?", fragte Ace.

"Ein Mädchen mit pinken Haaren", antwortete er, worauf dieser verwirrt die Augenbrauen verengte.

"Pinke Haare?", hakte die Oma verblüfft nach.

"Hope", murmelte ich lächelnd.

"Aria!", rief zugleich meine beste Freundin und platzte in das Zimmer rein, worauf ich auf stand.

"Endlich!", meinte sie erleichtert und lief auf mich zu, nur um mich in eine Umarmung zu schließen.

"Ich hab dich so vermisst", flüsterte sie.

"Ich dich auch", gestand ich und sie löste sich von mir, dabei richtete sie ihre Augen auf den Mann.

"Sie sollten vielleicht nach ihrem Freund draußen sehen", sprach sie sie zu ihm und verwirrte ihn.

"Was hast du gemacht?", wollte ich wissen.

"Ich habe ihn mit einem Stein beworfen", erklärte sie mir extrem gelassen, worüber ich die Augen aufriss.

"Was?!", konnte ich es nicht glauben.

"Er wollte mich nicht reinlassen", verteidigte sie sich und der Mann lief schleunigst aus dem Raum raus.

"Hope", sagte ich fassungslos.

"Er lebt ja noch", beruhigte sie mich.

"Denke ich zumindest", murmelte sie leise.

"Deshalb liebe ich dieses Mädchen", kam es von Lane, wobei Hope sichtlich verwirrt zu ihm blickte.

"Was macht der denn hier?", fragte sie überrascht, wodurch sie ihn amüsiert zum Schmunzeln brachte.

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