Kapitel 12

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Ich konnte gar nicht mehr schlafen, weshalb ich jetzt um vier Uhr morgens in der Küche stand und mir ein wenig Milch am Herd aufwärmte. Vielleicht würde es mir ein wenig Schlaf verleihen und das brauchte ich dringend. Die ganze Zeit tat ich schon nichts, außer nachzudenken und ich brauchte wenigstens einige Stunden, wo ich wirklich an nichts dachte. Das ging, wenn ich schlief, jedoch wollte es mein Körper nicht.

"Schwägerin!", rief auf einmal Lane, wodurch ich erschrocken zusammenzuckte und zu ihm blickte.

"Oh, habe ich dich etwa erschrocken?", fragte er nach und grinste mich dabei äußerst teuflisch an.

Genervt drehte ich mich von ihm weg und blieb still, da ich im Moment keine Nerven für ihn besaß, doch dieser stellte sich neben mich. Er beobachtete mich, was mich störte, denn ich hasste es. Die Blicke von ihm beunruhigten mich. Darum versuchte ich sie zu  ignorieren, wie diese unangenehme Situation, doch es gelang mir nicht. Darum blickte ich erneut zu ihm und verdrehte die Augen, als seine Mundwinkel ein weiteres Stück in die Höhe stiegen. Das ich mich so unwohl fühlte, war ihm klar, jedoch amüsierte es ihn.

Am liebsten wäre ich von hier jetzt gegangen, aber ich musste noch auf meine Milch warten, die gleich zum Kochen begann. Lane schien es zu bemerken, denn er nahm es vom Herd runter, weshalb ich ihn verwirrt anschaute, aber er blieb leise und handelte.

Bevor ich überhaupt reagieren konnte, schnappte er sich meine Hand und legte sie auf die Küchentheke. Ich versuchte mich aus seinem Griff loszureißen, da er mir wehtat, aber er wollte einfach nicht loslassen. Als er merkte, dass ich nicht still blieb, zog er mich an der Taille an sich heran, sodass mein Rücken an seinem Oberkörper lehnte. Mit der freien Hand hielt er mir den Mund zu und zwang mich somit näher an den Herd ranzugehen, denn er hatte etwas vor und das bereitete mir Angst. Mit einer äußerst schnellen Bewegung nahm er meine Hand und presste sie auf die heiße Herdplatte, wo vorher noch die Milch war.

Ich wollte schreien, jedoch hielt er mir weiterhin den Mund zu, worauf ich wie verrückt um mich zappelte.

"Eins", begann er zu zählen.

"Zwei", flüsterte er in mein Ohr und ich bekam vor Schmerzen Tränen, wobei ich die Augen schloss.

"Drei", zählte er zu Ende und nahm meine Hand endlich da weg, aber hielt mich noch immer fest.

"Mach mich nie wieder wütend", warnte er mich nun in einem ruhigen Ton und ich rührte mich gar nicht.

"Weißt du, was sonst passiert?", fragte er, aber ich reagierte nicht, da ich vor Angst schon stark zitterte.

"Dann werde ich nicht nur deine Hand verbrennen", erzählte er mir sein Vorhaben und ließ mich damit endgültig los, um anschließend von hier zu gehen.

Sofort lief ich zum Wasserhahn, um meine verletzte Hand unters Wasser zu halten, da es brannte und mich beinahe wahnsinnig machte. Es beruhigte ein wenig das Brennen, jedoch schaffte ich es nicht die Tränen zurückzuhalten, die mir ununterbrochen die Wangen runterliefen und nicht mehr aufhören wollte.

Als es sich ein wenig besser anfühlte, zog ich meine Hand vorsichtig vom Wasser weg und sah mir jetzt die brennende Stelle an. Fast die ganze Handfläche war in einem roten Fleck. Es kribbelte leicht und tat furchtbar weh. Deshalb suchte ich im Kühlfach nach einem Kühlbeutel, was ich in wenige Sekunden fand und mir auf die Verletzung behutsam legte. Es half und somit setzte ich mich sichtbar aufgelöst auf den Boden und lehnte mich an die Küchentheke zurück, denn das war zu viel für mich. Langsam begann ich den Kopf zu schütteln, denn ich fasste es nicht. Das er mir mit Absicht die Hand verbrannte, war einfach nur krank. Jetzt konnte ich ganz verstehen, was Ace mit nicht normal meinte. Sein Bruder war auch noch kranker, als er. Wer machte bitte sowas verrücktes?

Lane gehörte wirklich in die Psychiatrie.

"Aria?", ertönte plötzlich die Stimme von Ace, womit er mich aus meinen Gedanken riss und ich dadurch aufgewühlt zu ihm hochblickte, dabei blieb ich leise.

"Was ist passiert?", wollte er jetzt von mir wissen und seine Augen lagen auf meiner verletzten Hand.

Ich antwortete nicht, weshalb er mich erneut ansah und die Augenbrauen zusammenzog. Sein Gesicht drehte sich zum Herd und verharrte dort eine kurze Weile, bis er erneut zu mir blickte. Er kam auf mich zu und kniete sich vor mich hin. Seine Hand wollte meine berühren, wodurch ich zurück zuckte und er aufhörte. Daher hob er den Blick und schaute mich an. Ich tat es ihm gleich und schwieg ihn noch an.

"Ich möchte es mir nur ansehen", meinte er ruhig und vorsichtig, dabei bat er mich so um Erlaubnis.

"Bitte", fügte er hinzu und sein linker Mundwinkel zuckte leicht in die Höhe, was ich aber ignorierte.

Da ich keine Kraft hatte mit ihm zu diskutieren, hob ich den Kühlbeutel langsam hoch und zeigte damit die verbrannte Stelle. Bei der Verletzung verzogen sich die Lippen zu einer geraden Linie. Er runzelte nachdenklich die Stirn, bis er sich auf einmal erhob und dann die Küche verließ, ohne etwas zu sagen.

Verständnislos schaute ich zur Tür, wo er gegangen war und schüttelte schließlich nur den Kopf darüber. Erschöpft schloss ich die Augen und wollte kurz an nichts denken, doch ich wurde noch einmal gestört.

Von derselben Person.

Ace kam erneut und in seiner Hand trug er jetzt ein Verbandskasten. Er setzte sich vor mich hin, dabei nahm er eine Creme aus dem Kasten raus. Danach sah er mich an und fragte stumm mit seinen Augen, ob er meine Hand berühren durfte. Verwirrte nickte ich nur, wobei er den Kühlbeutel auf die Seite legte und anschließend etwas von der Creme auf seinen Finger nahm. Damit strich er vorsichtig über meine verbrannte Haut, wobei ich das Gesicht verzog. Er schien dadurch zu bemerken, dass es wehtat, denn er behandelte diese Stelle noch sanfter, als vorher.

Meine Augen blieben an ihm hängen und ich konnte nicht aufhören ihn anzusehen, da ich nicht verstand, warum er mir half. Für mich ergab das keinen Sinn.

Für mich schien er sich zu sorgen und das begriff ich nicht. Er benahm sich so merkwürdig und ich konnte seinem Verhalten keine Bedeutung geben. Weshalb tat er das jetzt? Wieso kümmerte er sich um mich? Was genau war sein Ziel gerade damit?

Ace war ein großes Fragezeichen in meinem Kopf.

Als er auch ein Verband um meine Hand gewickelt hatte, räumte er wieder alles in den Kasten. Dann schaute er mich an und als er merkte, dass ich ihn die ganze Zeit schon anstarrte, blickte er mich nun fragend an. Viele Fragen steckten in meinem Kopf, jedoch gab es etwas, was mich mehr interessierte.

"Was tut dir leid?", hakte ich nach, worauf sich sein Gesichtsausdruck auf einmal bei der Frage änderte.

"Was meinst du?", tat er auf ahnungslos.

"Ich habe dich gestern Abend gehört", sagte ich und ließ ihn nicht aus den Augen, wobei er wegschaute.

"Gestern Abend?", verstand er nicht.

"Du bist in mein Zimmer gekommen", half ich ihm weiter, obwohl mir klar war, dass er sich erinnerte.

"Du solltest schlafen gehen", wechselte er das Thema und ich schüttelte ungläubig den Kopf.

Er stand auf und wollte gehen, aber ich ließ es nicht zu, indem ich mich ebenfalls erhob und mich vor ihn stellte, sodass er stehen blieb und mich nun ansah.

"Was tut dir leid, Ace?", wiederholte ich die Frage und er schwieg einen Augenblick, bis er redete.

"Das wirst du noch erfahren", antwortete er und ging an mir vorbei, dabei ließ er mich nur verwirrt stehen.

Das HerzTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon