Kapitel 28

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"Schlecht geschlafen?", erkundigte sich die Stimme von Dale und zu der ich mich nun stumm umdrehte.

Ich saß allein im Garten und genoss die angenehme Wärme auf mir. Der älteste Allen gesellte sich zu mir und nahm vor mir Platz. In der Hand war auch seine Tasse, worin sich vermutlich Kaffe befand. Den Blick wandte ich von ihm wieder ab und schaute runter zu meinen Händen. Kurz schloss ich die Augen, jedoch machte ich sie ein paar Sekunden später erneut auf.

"Kann man so sagen", antwortete ich abweisend.

"Ich dachte, dass du studierst", sagte er jetzt.

"Ich mache eine Pause", erklärte ich und er nickte.

"Journalismus, nicht wahr?", hakte Dale nach.

"Versucht du eine Unterhaltung mit mir zu führen?", fragte ich etwas verwirrt und teilweise genervt nach.

"Darf ich es nicht?", stellte er eine Gegenfrage.

"Mit euch kann man sich nicht unterhalten, denn am Ende droht ihr mir alle sowieso nur", machte ich ihm bewusst, worüber er lachte und nun amüsiert wirkte.

"Unsere Familie ist-", begann dieser, worauf ich ihn unterbrach, da er zuerst kein passendes Wort fand.

"-krank", beendete ich seinen Satz.

"-anders wollte ich eher sagen, aber ich denke das trifft ebenfalls gut zu", lächelte er sichtlich belustigt.

Ich sagte schließlich nichts mehr und schaute in den blauen Himmel hoch. Dale unterschied sich von den beiden. Er hatte nichts mit all dem zu tun, soweit ich es erkennen konnte, denn er war kaum da. Morgens und Abends war er nur am Esstisch zu sehen, da es die Oma so verlangte und ansonsten arbeitete er. In diesem Anwesen lebte jeder für sich selbst, aber sie zeigten sich in der Öffentlichkeit, als ob sie eine tolle Familie wären. Eine Familie, die es niemals gab und auch niemals geben würde. Keiner von ihnen war in der Lage jemals überhaupt eine aufzubauen, da das auch niemals passieren sollte und das wirklich nicht.

Dieser Name und diese Menschen sollten sich nicht mehr vermehren, denn sie waren einfach gefährlich.

Die Allen's sollten für immer verschwinden.

Als ich einen sehr intensiven Blick auf mir zu spüren bekam, sah ich zu Dale und erwischte ihn somit, wie er mich gerade wirklich anstarrte oder mich auf eine komische Weise analysierte. Darüber zog ich meine Augenbrauen streng zusammen und schaute diesen fraglich von der Seite aus an. Dale legte ein Lächeln an seine Lippen und nahm nur seine Augen von mir.

"Keine Sorge. Ich habe mich nicht in dich verliebt oder bin besessen von dir", sagte dieser plötzlich.

"Gut zu wissen", murmelte ich schließlich.

"Dale", begann ich wenige Sekunden später.

"Ja?", fragte dieser und blickte aufmerksam zu mir.

"Was ist mit eurer Mutter?", interessierte es mich.

"Unwichtig", meinte er monoton.

"Lebt sie aber noch?", hakte ich weiter nach.

"Ja", antwortete er und trank einen Schluck aus der Tasse, dabei wirkte er sehr distanziert und sehr kalt.

"Ihr habt anscheinend kein gutes Verhältnis zu ihr", stellte ich daher fest, worauf Dale nichts erwiderte.

"Sie ist ja auch nie da", kam es plötzlich von Lane.

Meine Augen wanderten zu ihm, wobei ich zu dieser Antwort nichts mehr sagte. Er grinste mich dagegen breit an und setzte sich zu uns. Dass Lane ernsthaft auch noch ohne ein Oberteil saß, ignorierte ich, was ihn mehr zum Grinsen brachte. Lane blickte zu Dale und dann wieder zu mir. Sein Bruder sah ihn fraglich an, doch dieser schüttelte nur amüsiert seinen Kopf.

Das HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt