58. Kapitel

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G E O R G I E



Ich hörte den Tumult des Publikums, wie sie aufgeregt aufjubelten und vor Schreck Schreie abliessen. Sie riefen Namen in die Halle, feuerten ihre Lieblinge an. Niemand nannte Beaus Name.

»Rauf!« herrschten mich die Wachen die Treppenstufen hinauf.

Ich grub meine Fersen in den Boden, doch sie wuchteten mich erbarmungslos hoch. Ich schnaubte ärgerlich. »Ich bin ein Gast des Königs! Ihr könnt mich nicht festnehmen!«

Dazu sagten sie nichts, sondern schleiften mich weiter durchs Publikum, bis wir an den oberen Logen angelangt waren. Wir passierten die Wachposten, sowie die zwölf Mädchen, die Reyna zu sich gerufen hatte. Dann standen wir vor dem königlichen Geschwisterpaar.

»Wir haben sie bei den Käfigen gefunden, Prinzessin. Sie hat unerlaubt herumgeschnüffelt.«

Reyna warf einen Seitenblick auf mich. »Schon in Ordnung, sie kann hierbleiben, behaltet sie jedoch im Auge.«

»Ja, Prinzessin.«

Ich knurrte Reyna an und war in der Versuchung, meine Zähne zu blecken. »Wie kannst du es wagen, Beau kämpfen zu lassen?«

»Setzt dich und geniesse das Vergnügen, du machst mich ganz nervös.«

»Ich soll es geniessen, wie mein Mate um sein Leben kämpft?« zischte ich giftig und musste mich dranhalten, mich nicht auf sie zu werfen und sie zu erwürgen. »Nehmt ihn sofort aus den Spielen raus!«

»Er schlägt sich gut.« sagte sie nur mit einem Lächeln und nippte an ihrem Wein.

Ich knurrte und grub meine Hände in den roten Samtstoff der Stuhllehne. »Natürlich tut er das, was hast du denn gedacht?«

Reyna hatte allen Ernsten die Nerven, ihre Augen zu verdrehen. »Wachen, seht zu, dass sie sich endlich hinsetzt.«

»Nein, fasst mich nicht an! Ich werde nicht einfach zusehen, wie du ihn abschlachten lässt!« Ich rüttelte an ihren Griffen, versuchte mich daraus zu winden, doch das führte nur dazu, dass sich noch mehr Wachen zu uns gesellten. Ich hatte keine Chance. »Was soll das hier, Reyna?« stiess ich verzweifelt hervor, als ich gegen meinen Willen auf den Sitz neben Reyna befördert wurde. »Hast du deine Schwester vergessen? Sie wird in dem Moment sterben, in dem Xenos und Arya davon Wind bekommen.«

Reyna stellte den goldenen Kelch auf dem Tischchen vor ihr ab und murmelte dabei: »Ein Problem weniger, um das ich mich kümmern muss.«

Ich starrte sie entsetzt an. Wer war diese kalte, grauenhafte Frau? Ich konnte nicht glauben, dass ich mich vor einem Tag noch geschämt hatte, sie eine doofe Kuh genannt zu haben. Ich konnte nicht fassen, dass wir ihr vertraut hatten. Dass wir nicht hinter ihre Fassade in ihre falsche Seele gesehen hatten. Sie hatte uns alle hinters Licht geführt. Aber wieso? Wollte sie uns, damit wir den Todbringer für sie erledigten? Oder war sie ebenfalls daran interessiert, die Sklaven zu befreien?

Was von ihrem Gesagten war gelogen und was entsprach der Wahrheit?

All diese Fragen surrten durch meinen Kopf, während ich umzingelt von Wachen festsass und mitansehen musste, wie Beau gerade um sein Leben kämpfte. Drei der fünf Krieger lagen tot und voller Blut auf dem Sandboden, zwei lebten noch.

Beau würde gewinnen – er musste gewinnen.

Jeder Krieger war in einer anderen Farbe gekleidet. Beaus Montur war ein dunkles Rot und sein Gegner Akio trug ein grelles orange an seinem Leib. Beide schlugen sich gut. Sie hatten keine Waffen, nur ihre Krallen und Fangzähne durften sie nutzen, um sich zu verteidigen.

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