8. Kapitel

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G E O R G I E







»G, was machst du denn hier draussen?«

Erschrocken fuhr ich zusammen. Als ich mich zu ihm umdrehte, war er beinahe bei mir angelangt.

»Mir war nur ein wenig heiss.« log ich, wandte mich rasch wieder der Balkonbrüstung zu und wischte mir verstohlen meine Tränen fort. »Schau wie hübsch.« lenkte ich ab und zeigte auf die hübsche Aussicht vor uns.

Bei Tag konnte man von hier aus sah über den Nadelwald auf ein gigantisches Bergpanorama hinwegsehen. Nun, da die grosse Sonne untergegangen war, konnte man selbst mit der verbesserten Nachtsicht eines Werwolfes die weite Aussicht nicht bestaunen. Dennoch war der Anblick auf den ästhetisch verzierten Eingang unseres Packhauses, das eher wie ein Palast wirkte, lohnend. Die umstehenden Bäume wurden mit Lichterketten beleuchtet und ein roter Teppich geleitete die Gäste unseres Rudels die Eingangstreppe hinauf. Und das alles nur wegen meinem Geburtstag.

Isaac trat neben mich. »Äh, klar.« Er betrachtete einen Moment die Menge unter uns, bis er sich schnell wieder zu mir drehte. Sein charmantes Zahnpastalächeln umspielte seine Lippen, das so perfekt war, dass seine Zähne eigentlich aufglänzen mussten. »Und wie geht es Ihnen, Geburtstagskind? Bereit dich feiern zu lassen?«

Ich lächelte und war froh, dass Isaac da war. Die traurig stimmenden Erinnerungen, die mich umhüllt hatten, waren in den Hintergrund gerückt. »Klar doch.«

»Hast du...« Isaac stockte leicht und seine Wangen färbten sich rosa.

Was? Isaac O'Brian wurde verlegen?

Er räusperte sich und ich musste mir mein Lachen verkneifen. »Hast du schon einen Verdacht, wer es sein könnte?«

Er versuchte sich locker zu geben und lehnte sich an die Brüstung, doch ich bemerkte, dass nichts an seinem Verhalten locker war.

Ich beobachtete, wie die silberhaarige Frau, die sich gerade bei einem ganz in schwarz gekleideten Mann einhakte, ihr fliederfarbiges, funkelndes Kleid anhob und die Teppichbelegte Treppe hochstieg. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Zaira war tatsächlich gekommen.

»Nein.« gab ich belanglos von mir, wobei mein rasendes Herz meinen Worten Lügen strafte. Natürlich hatte ich einen Verdacht, den hatte ich schon seit ich das erste Mal einen Schritt in das Lager gesetzt und ihm entgegengeblickt hatte. »Du schon?«

»Ich hab da so meine Liste, wen ich gerne hätte.«

Mein Kopf schnellte nach oben. »Eine Liste?« Lachend boxte ich ihm in den Arm. »Arschloch! Wer macht denn bitte schön eine Liste?« Nun ja, zugegeben, wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Immerhin hatte ich mich auf einen einzigen Kandidaten beschränkt.

Isaac richtete Jackett. »Wann weisst dus?«

»Keine Ahnung, irgendwann heute Abend schätze ich.« Ich kannte die genaue Uhrzeit meiner Geburt nicht, wusste nur den Tag und dass es nach dem verabreichten, kargen Abendmahl gewesen war. In den Zellen konnte man sich weder am Tageslicht noch an irgendeiner Uhr orientieren. Wir wussten nur, dass es Morgen war, wenn das Frühstück, das aus einem schlichten, faden Haferbrei bestand, uns durch die Gitterstäbe gereicht wurde.

Er nickte und fuhr sich etwas nervös durch die Haare. »Und schon aufgeregt auf morgen?«

Pure Freude durchströmte mich, bei dem Gedanken, dass ich tatsächlich an die Abschlussprüfung zugelassen wurde. »Das fragst du noch! Und wie! Das wird grossartig.«

B E A U | ✔️Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ