28. Kapitel

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G E O R G I E





»Hey, wir verschwinden nach dem Training zum Ayrunfluss. Wir könnten alle eine Abkühlung brauchen.« sagte Isaac und reichte mir die Hand.

Das Adrenalin rauschte noch durch meine Adern. Ich fühlte mich fantastisch, richtig grossartig. Wach und lebendig. Isaac hatte zwar den Kampf gewonnen, doch es war sehr knapp gewesen. Beinahe hätte ich ihn geschlagen. Von dem Kampfrausch beflügelt, schlug ich ein und liess mich von ihm hochziehen.

Sein schweissdurchnässtes T-Shirt klebte an seinem trainierten Oberkörper und eine einzelne blonde Strähne hing in seine Stirn. »Kommst du mit?«

Ich schnitt eine Grimasse. »Äh nein, sorry. Ich hab noch was, das ich erledigen sollte.« Die dutzend Bücher, die sich in der Bibliothek stapelten, vielleicht? Ich duckte mich unter den Ringseilen durch und liess mich dann mit einem leisen Uff auf eine der Stahlbänke plumpsen, während die nächsten Kandidaten in den Ring stiegen.

Isaac, der mir gefolgt war, hielt direkt vor mir an. Er schnappte sich die Plastikfalsche aus seiner Tasche, die neben meinen Füssen auf dem Boden lag und öffnete sie. »Komm schon, G, gib dir einen Ruck.« Er zwinkerte mir zu und setzte die Flasche an seinen Mund. Sein Adamsapfel hüpfte hoch und runter bei den mehreren Schlucken die er nahm.

Sein Voll-Watt Lächeln zog alle weiblichen Blicke an und als er sich dann auch noch durch seine blonde, perfekt sitzende Frisur fuhr, meinte ich ein Seufzten von den beiden Mädchen neben mir zu vernehmen. Grinsend unterdrückte ich ein Augenverdrehen. Euer Ernst, Heather? Kaylee?

Ich lachte und wischte mir den Schweiss von der Stirn. »Tut mir leid, ich kann echt nicht.«

Der Griff um die Flasche wurde stärker und er setzte bereits zu einer Gegenantwort an, als sich Kaylee einmischte: »Habt ihr schon die Neuigkeiten von Maeryn gehört?«

Isaac, der nicht sonderlich interessiert wirkte, sagte: »Nein, wieso?«

»Sie hat Jack geheilt.« meinte Kaylee, die mehr mit Isaac sprach als mit mir.

»Okay?« Isaac verstand nicht, worauf sie hinauswollte.

Aber ich schon. Jack war einer von uns, ein Heilerwerwolf. Ihm gehörte die Hütte direkt neben mir, in der er mit seiner kleinen Tochter Anu lebte. Ich hatte mich nicht oft mit ihm unterhalten. Nicht, weil er nicht nett wäre, sondern weil er nicht sprechen konnte. Er litt unter einer schweren Hirnverletzung, die seine Sprachfähigkeiten behinderte. »Was? Wie, das denn? Ich dachte, nicht einmal Zaira hätte das geschafft.«

»Ja, ich weiss, aber Maeryn hat entdeckt, dass sie in die neuronalen Stränge des Gehirns ... wie sagt ihr immer gleich?« Kaylee suchte nach dem richtigen Wort, »eintauchen kann.«

»Wow.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Natürlich freute ich mich für Jack und Anu. Aber ich konnte das Gefühl, noch mehr in meiner eigenen Gattung zu versagen, nicht zurückdrängen. Es stieg in hohen Wellen in mir an. Maeryn war neben mir die einzige Heilerwerwölfin, die in der Heilung der Länge nach versagt. Jetzt war ich wohl die einzige Niete.

Ich warf einen Blick auf den Ring, wo sich der letzte Kampf gerade dem Ende neigte. Automatisch wanderten meine Augen zu dem Werwolf neben Hawkings, dessen Wolfsaugen nicht wie alle anderen auf den Ring gerichtet waren, sondern auf mir lagen. Er trug ein schwarzes Tanktop, die einen herrlichen Blick auf seine muskulösen Oberarme freilegten. Mir wurde heiss unter seinem Blick und ich konnte kaum noch ruhig sitzen bleiben. Bilder von den letzten zwei Nächten tauchten in meinem Kopf auf. Wie wir durch den Wald gestreift waren, wenn ich nicht mehr weiterschlafen konnte. Wie er mich an sich drückte. Mich küsste. Wir in der Trainingshalle. Seinen verschwitzten Körper an meinem. Heiss. Nahe.

B E A U | ✔️Where stories live. Discover now