Ängste (the hounds of baskerville)

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,,Angst, Miss James?", raunt Sherlock neben mir spöttisch.

Ich unterdrücke den Drang sein Gesicht gegen den nächsten Baumstamm zu drücken.

Ich lächle. ,,Nein. Schließlich bin ich nicht alleine", sage ich freundlich.
Sherlock hält inne.
,,Lestrade ist Polizist und hat seine Dienstwaffe dabei und John ist ein ehemaliger Soldat", sage ich.
(Sherlock geht wortlos weiter.)
,,Ich hoffe Sie erwarten nicht, dass ich mich für Sie den Wölfen vorwerfe - Buchstäblich in den Fall, wohlmöglich! Da sind Sie auf sich gestellt", ruft John von seinem Platz weiter vorne aus belustigt. Lestrade geht mit Henry einige Meter hinter uns.
,,Was für ein Gentleman, John!", rufe ich grinsend zurück. ,,Gut zu wissen!"
Ich vergrabe die Hände in meinen Jackentaschen. Die Luft ist eisig und riecht nach Regen. Es ist kälter geworden. Ich kann förmlich spüren, wie die Kälte vom Waldboden aus meine Beine hochkriecht.
Forschend betrachte ich Sherlock von der Seite.
Sein Belstaff ist zugeknöpft und seine Schultern sind sichtbar angespannt. Atem wird in der kalten Nachluft zu weißem Nebelschleier.
Seine dunklen Locken stehen wie immer wirr ab und schimmern im Mondlicht beinah silbern und einige Haarsträhnen fallen ihm ins Gesicht.

,,Habe ich etwas im Gesicht oder gibt es irgendetwas, dass Sie mir sagen wollen?"

Ertappt blicke ich wieder nach vorne. Ich spüre, wie meine Wangen heiß werden.

,,Eigentlich wollte ich Sie das fragen", gebe ich zu. Das Dickicht wird verwachsener und ich kann kaum noch Johns Umrisse vor uns auszumachen.
,,Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", frage ich dann und begegne seinem Blick.

,,Natürlich", sagt Sherlock nur und sein Ton macht deutlich, dass für ihn das Gespräch beendet ist. Ich beschließe nicht weiter nachzubohren.

Wir gehen noch einige Minuten schweigend nebeneinanderher, bis sich eine Gablung vor uns auftut.
Ich hebe die Taschenlampe an und leuchte auf das rote Metallschild mit der Aufschrift „Danger".

,,Das ist wohl unser Stichwort, oder? Oh, sehen Sie - Da ist noch ein kleines Bildchen mit einem Totenkopf drauf, reizend", sage ich trocken, während Lestrade sich neben mich gesellt.

Ich sehe mich um. Henry steht hinter Sherlock. ,,Moment, wo ist John?"

,,Ich dachte, er ist bei Ihnen?", sagt Lestrade mit zusammengezogenen Augenbrauen.

,,John?", rufe ich und drehe mich. Der Lichtkegel meiner Taschenlampe huscht zwischen den Stämmen der Eichen her, aber da ist nichts außer Sträuchern und dichtem Unterholz. Es raschelt und etwas kleines Braunes huscht durch das Licht, bevor es wieder in der Dunkelheit verschwindet.

,,Ich glaube, das war ein Eichhörnchen", meint Lestrade wenig hilfreich.

Ich lasse die Lampe sinken.

,,Schon gut, ich suche ihn. Er muss in der Nähe sein", sagt Lestrade.

Ich schlucke meinen Protest hinunter. Beginnen so nicht alle Horrorfilme?

,,Denken Sie wirklich, dass ist eine gute Idee?", fragt Henry stattdessen nervös, als wir nur noch zu dritt sind. Plötzlich wird mir klar, wie schwer es für Henry sein muss, hier zu sein. Der Ort, an dem sein Vater gestorben ist. (Vermutlich.)
,,Kommen Sie, Henry", sagt Sherlock nur und geht weiter.
Sein Klient sieht beunruhigt zu mir. Ich zucke nur hilflos mit den Schultern und folge Sherlock.

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,,...ein Freund von Ihnen?", fragt Sherlock.
,,Dr. Franklin", setzt er auf Henrys verirrtem Blick hinzu.
,,Oh. Klar", meint Henry. ,,Bob, ja."
Ich leuchte auf den Boden vor mir. Der dichter werdende Nebel macht die Sicht zunehmend schwerer.
,,Er schien ziemlich besorgt um Sie."
,,Er macht sich ständig Sorgen, der Gute. Er war immer sehr nett zu mir seitdem ich wieder hier bin."
,,Er kannte Ihren Vater."
,,Ja."
,,Dass er in Baskerville arbeitet war für ihn kein Problem?"
,,Naja, Freund sind Freunde, oder?" Henry zuckt mit den Schultern. ,,Ist ja bei Ihnen nicht anders?"
,,Wie meinen Sie das?", fragt Sherlock.
,,Oh", sagt Henry ertappt. ,,Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass Sie... mehr als Freunde sind."
Sherlock zieht die Augenbrauen zusammen und sieht ernsthaft verwirrt aus.
,,...mehr als Freunde?"
,,Soll er es Ihnen noch vortanzen?", murre ich und sage dann zu Henry: ,,Und nein, sind wir nicht. Reden Sie ruhig weiter."
Henry schluckt. ,,Nicht nötig", sagt er und deutet auf die Absenkung vor uns. ,,Dewer's Hollow."

days at bakerstreetWhere stories live. Discover now