● [Extrakapitel SHERLOCK]

Start from the beginning
                                    

,,Louise?", vermutet sein Blogger und Mitbewohner.

,,Sie hat mich umarmt. Und mir gesagt, sie hatte schon immer Angst vor einer Alien-Invasion", sagt er, aber es klingt mehr wie eine Frage. ,,Ist das irgendein Witz?"

,,Nein, Sherlock. Nicht, dass ich wüsste. Aber du kennst ja Louise. In Stresssituationen redet sie gerne wirres Zeug."
In Stresssituationen?

,,Wo ist die Arme?", fragt Mrs. Hudson besorgt.
Lässt sich wahrscheinlich von diesem Schwachkopf mit Dienstausweis gerade voll sülzen.
,,Du weißt also nicht, wo sie ist", stellt John anklagend fest und seine Sorge um ihre Nachbarin steht ihm offen ins Gesicht geschrieben.
Ein unangenehmes Gefühl begleitet ihn, seit er alleine zur Baker Street zurück gefahren ist.
Vielleicht vielleicht hätte er seine, in eine Schockdecke eingewickelte, Nachbarin nicht dort stehen lassen sollen?

,,Gib ihr doch eine Hundemarke mit Adresse, wenn du Angst hast, dass sie verloren geht", sagt er barsch und geht an ihnen vorbei durch den Hausflur.
Seine Schritte sind laut auf dem Steinboden.
(Aber das Gefühl bleibt.)

_____________________

Es hat zu schneien begonnen und er lässt die nasse Kälte hinter sich, als er durch das Hauptportal geht.
Er flucht innerlich, als er einer Gruppe lauten, belgischen Touristen im Eingangsbereich ausweicht (und sein Französisch ist etwas eingerostet, aber sie scheinen sich über wahnsinnig spannende Themen, wie ob sie Pizza oder Fritten zu Mittag essen, zu diskutieren.
Die alten Kirchenmauern schirmen die Geräusche der Straße davor ab und er spürt die Kälte, die von dem Steinboden ausgeht, seine Beine hochkriechen.
Louise nicht in der großen Haupthalle der Westminster Cathedral, aber das hat er auch nicht erwartet.
Er schlängelt sich außen an den Sitzbänken vorbei, bis er weiter vorne nach links abbiegt.
Er lockert den Knoten seines Schals, auf dem einige Schneeflocken tauen, ein wenig.
Seine Finger sind weiß und durch die Kälte leicht steif geworden und er vergräbt sie tiefer in seinen Manteltaschen.

Das Stimmengewirr verblasst langsam, als er den Gang entlang geht.
Sie sitzt ganz außen in der letzten Reihe der großen Sakramentskapelle.

,,Sie wissen, dass das eine einseitige Leitung ist, oder?", fragt er und stellt sich neben sie.

Sie gibt einen erschrockenen Laut von sich und dreht sich herum.
Ihre Augen verengen sich. ,,Sie finden einen auch überall! Haben Sie einen Peilsender in meinem BH versteckt oder so?", flüstert sie.

,,Ich hatte so eine Ahnung, dass Sie es als nächstes mit spirituellem Schwachsinn versuchen würden", verkündet er und bemüht sich nicht die Stimme zu senken.

,,Shh!", zischt sie ihn an und steht eilig auf. ,,Könnten wir das vielleicht nicht hier machen", knurrt sie leise und greift ihn unsanft am Arm, um ihn von der Kapelle wegzuziehen.

,,Wenn Sie hier für Ärger sorgen-", sagt sie und während sie den Gang zurück gehen, umklammert ihre Hand noch immer grob seinen Arm. ,,-Schwöre ich, ich werde Ihnen den Kopf-"
,,Drohungen in einem Gotteshaus, Miss James?", unterbricht er sie leicht amüsiert, als sie wieder die weite Mittelschiffhalle betreten.
Seine belgischen Freunde sind inzwischen damit beschäftigt den Hauptaltar aus allen erdenklichen Winkeln zu fotografieren.

,,Zwingen mich ja dazu", murmelt sie und nimmt auf einem der dunklen Holzstühle Platz.
,,Wenn ich niemanden habe mit dem ich sprechen kann, spreche ich mit Gott. Na und? Sie sprechen mit einem menschlichen Schädel., Sherlock! Ist das wirklich so anders?"

days at bakerstreetWhere stories live. Discover now