Kapitel 32

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Als ich mich beim Erwachen, leicht bewegte, spürte ich sofort, dass Julias Arm immer noch um meine Taille geschlungen war. Ich lächelte mit geschlossenen Augen und kuschelte mich näher an sie, ihren zarten Eigenduft durch die Nase atmend.

"Guten Morgen", beim Klang ihrer samtigen Stimme schlug ich die Augen auf. Sie lag seitlich und hatte den Kopf auf eine Hand gestützt, während sie mich schmunzelnd betrachtete. Das einfallende Sonnenlicht traf sie im perfekten Winkel, schmeichelte ihre Form und nun meinte ich in ihren Augen sogar wenige, waldgrüne Sprenkel ausmachen zu können, die sich um die Pupille ansammelten. Sie war so unfassbar schön und ihre Schönheit reichte bis zum Grund ihrer Seele.

"Morgen", murmelte ich unverständlich. Kurz kam ich mir vor wie in einer dieser typischen Filmszenarien, in denen die Paare am nächsten Morgen erwachten und sich verliebt anlächelten. Dabei wusste ich nicht einmal, ob meine Gefühle von ihr erwidert wurden. Was, wenn das Ganze für sie doch nur ein Spiel war? Sie hatte meine Frage schließlich nie richtig beantwortet. Ein melodisches Lachen drang an meine Ohren und meine Sorgen verpufften augenblicklich zu Luft als ich meine Lehrerin verwirrt anblickte.

"Gott, Esme... ", sie schüttelte amüsiert den Kopf, "du machst schon wieder gedankliche Höhenflüge in völlig andere Dimensionen", sie grinste und ich errötete leicht. Sie las so mühelos aus meinen Augen. "Wirklich ein Wunder, dass du dem Unterricht überhaupt folgen kannst", meinte sie. Ich sah sie aus großen Augen an und sie grinste als sie sich über mich beugte. Sie küsste hauchzart meinen Kiefer um zu meinem Ohr zu streifen, "Was, dachtest du ich bemerke nicht, wenn du mich anstarrst?", raunte sie. Kurze Schauer liefen über meinen Nacken. Ihre Hand strich über meinen Bauch hoch, zu meiner linken Brust und fuhr über die Brustwarze, welche sich augenblicklich unter ihrer Berührung verhärtete. Zu meiner Enttäuschung ließ sie jedoch grinsend von mir ab und schwang sich stattdessen aus dem Bett. Irritiert beobachtete ich, wie sie das Zimmer durchquerte.

"Julia?", fragte ich zögerlich. Sie sah mich fragend an und bedeutete mir weiterzusprechen. Ich richtete mich halbwegs auf und zupfte an dem weißen Laken der Decke, "Dein Bruder, Simon...was will er eigentlich von dir?", fragte ich schließlich. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, bevor sie zurückkam und sich auf die Bettkante setzte. Sie bedachte mich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.

"Er möchte, dass ich wieder in der Firma unserer Eltern arbeite", erklärte sie dann schließlich ruhig.

Julia liebte ihren Beruf, das hatte sie mir nicht nur ausdrücklich gesagt, sondern auch in jeder Unterrichtsstunde leibhaftig gezeigt. Ihre Leidenschaft für die Literatur, das aufrichtige Interesse ihre Schüler inspirieren zu wollen. Simon schien das wohl nicht zu verstehen.

"Er kann sehr stur sein, das war er schon als Kind", erinnerte sie sich abwesend.

"Er ist mir nicht ganz geheuer", gab schließlich auch ich zu und sie lachte, "Nicht schlecht, Kleines. Die meisten lassen sich von seinem Charme blenden, auch wenn er lange nicht so überzeugend ist wie ich", sagte sie und zwinkerte mir frech zu, ich musste unwillkürlich grinsen, "Das kann ich bestätigen".

Ein helles Lachen folgte und sie stand schwungvoll auf. "Ich geh mich duschen", meinte sie gut gelaunt. Ich nickte gedankenverloren, bis sie mir die Hand hinhielt, fragend blickte ich hoch in ihre Augen. Ihr rechter Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe zu einem lasziven Lächeln.

"Kommst du?"

Mal ein etwas kürzeres Kapitel, danke fürs Lesen! Lasst mich wissen was ihr denkt ;)

𝔼𝕟𝕚𝕘𝕞𝕒Where stories live. Discover now