Kapitel 28

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Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe, während ich zu den beiden Lehrern hinüber spähte. Herr Martin war sichtlich aufgebracht. Wie konnte ich es wagen, eine seiner treuen Anhängerinnen ins Wasser zu befördern? War ja nicht so, dass sie später sowieso in den Pool musste. Ich lenkte meinen Blick wieder auf Frau Lorenz, sie hatte die Arme verschränkt und wirkte gefasst wobei ich ihr auch ansah, dass sie genervt war. Super, Esme.

Herr Martin warf noch einen vielsagenden Blick in meine Richtung, bevor er sich umwandte und das Hallenbad durch seine metallene Türe verließ. Das Geräusch der zufallenden Türe hallte kurz durch den Raum, dann war es still. Ich sah es als mein Zeichen und ging auf Frau Lorenz zu, die neben dem Becken stand. Sie hatte ihre kurze Shorts an, ein lockeres T-Shirt und ihre Haare zu einem Dutt hochgebunden.

„Also?", ihre Stimme ließ mich kurz zusammenzucken. Ich blickte auf das spiegelglatte Wasser und in mir stritten zwei Stimmen. Ich sollte mich einfach entschuldigen, damit sie mir wieder wohl gesonnen war! Aber zur gleichen Zeit.... „Sie hat es verdient."

Frau Lorenz' Blick war scharf und kalkulierend auf mich gerichtet, „Du enttäuschst mich, Esme. Ich dachte du könntest dich besser beherrschen", ihr Gesagtes bestätigte meine Befürchtungen. Dennoch, sie kannte nicht die ganze Geschichte.

„Sie hat schlecht über Kenia gesprochen und über mich, dabei hat sie keine Ahnu..."

„Das ist noch lange kein Grund", schnitt sie mich entnervt ab.

„Also für mich ist das Grund genug!", entkam es mir trotzig.

Frau Lorenz' Augen verengten sich. Sie trat gefährlich nah an mich heran, ich hielt die Luft an und blickte in das dunkle Braun das mich von oben herab anfunkelte.

"Ach, ist das so? Dann ist deine Dreistigkeit wohl auch ein ausreichender Grund, in deinen Augen?", sie sah mich herausfordernd an, ihre Hand legte sich flach auf den Bereich oberhalb meines Brustkorbes. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch hatte nur noch Zeit meine Augen vor Schreck zu weiten, da taumelte ich schon nach hinten und fiel über den Beckenrand.

Ein lautes Klatschen, bevor nur noch dumpfes Rauschen meine Ohren umhüllte. Kaltes Wasser wirbelte um mich herum, stieg in meine Atemwege. Gegen die Schwere meiner vollgesaugten Klamotten, tauchte ich wieder nach oben und hustete die Flüssigkeit aus meinen Lungen. Ich klammerte mich an den Beckenrand fest und blickte fassungslos hoch zu meiner Lehrerin. Eben machte sie mich noch zur Schnecke, weil ich jemanden in den Pool gestoßen hatte und jetzt machte sie dasselbe mit mir? Was war das denn bitte für eine Logik!?

„Was zur Hölle?", rief ich empört. Frau Lorenz kniete sich hin, ihr Ausdruck war ganz ruhig und unangerührt als sie mich betrachtete.

„Fühlt sich nicht so toll an, was?", meinte sie ruhig. Ich funkelte sie böse an, blinzelte das brennende Chlorwasser aus meinen Augen und zog mich schwerfällig aus dem Pool. Meine Kleider waren völlig durchnässt. Hätte ich gewusst, dass sie mich in den Pool schmeißen würde, hätte ich mir das Umziehen natürlich erspart. Das Wasser schmatzte mit jedem Schritt, als ich Anstalten machte an ihr vorbeizugehen, doch sie ergriff geschickt mein Handgelenk. Ich blickte sie nicht an, meine Kiefermuskeln zuckten gereizt und ich hatte mächtig Lust mich an ihr zu rächen.

„Lass mich bitte los", sagte ich leise.

„Ich lasse dich los, wenn ich es möchte", ihr Griff um meine Hand war überraschend sanft im Kontrast zu ihrer herrischen Stimme, ebenso als sie mich vor sich zog und mir das tropfende Haar hinter die Ohren strich.

„Meine Güte, Esme....du kannst das besser", fuhr sie fort. Ihre Finger unter meinem Kinn ließen mich aufblicken und ich starrte in das braune Augenpaar, welches mich forschend anblickte. Ich verlor mich kurzzeitig in ihnen, während wir so verharrten. Das Unbehagen welches die kalten, schweren Kleider, die an meinem Leib klebten verursachten, rückte mit jedem Wimpernschlag in den Hintergrund.

„Ich hätte sie nicht ins Wasser schubsen sollen", erkannte ich schließlich leise. Julia schloss kurz die Augen, bevor sie mich schmunzelnd und stumm dazu aufforderte fortzufahren.

„Es war unreif, es tut mir leid ich hab...ich habe mich aus der Fassung bringen lassen. Und es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe", sagte ich schließlich und sah sie hoffnungsvoll an. Sie lächelte leicht und zog mich an sich. Es störte sie nicht, dass meine Kleider völlig durchtränkt waren, und einzelne Wassertropfen von meinem Kinn tropften. Ihre weichen Lippen die mich so vergebend küssten. Das war alles, was ich gerade wollte und brauchte. Als wir uns schließlich lösten, musste ich unwillkürlich mein Grinsen verkneifen.

„Aber auch wenn es falsch war....zugegeben, es war schon irgendwie witzig...oder?", fragte ich und sah sie mit kindlicher Verschlagenheit an. Sie verdrehte die Augen, aus einer Mischung von Enervation und Belustigung.

„Esme", warnte sie und ich seufzte ergeben und sah anschließend an meinem tropfenden Körper hinab. Ich verkniff mir einen anschuldigenden Kommentar und trottete stattdessen zu den Umkleiden. Zum Glück hatte ich noch meine Sportsachen in meinem Spind und konnte mich so endlich aus den nassen Kleidern schälen.

Als ich draußen wieder auf Julia traf, hatte ich es ihr schon wieder halb verziehen, dass sie mich in den Pool geschubst hatte. Vielleicht war es verdient. Sie hielt mir die Hand hin und als ich sie ohne zu zögern ergriff, war das die Versöhnung. Es bereitete mir etwas Sorgen, wie sehr ich ihr erlegen war. Die Rastlosigkeit und Frustration welche sie mit ihrer Unzufriedenheit in mir auszulösen vermochte. Wie viel ich bereit war zu geben, für ihre Anerkennung.

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