XLXII

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Eve

Ich tat so, als würde ich schlafen, als er wiedermal mein Essen hinstellte. Den Kuss, den er mir gab, ließ ich über mich ergehen, und ignorierte die Worte die er mir zuflüsterte. Ich war einfach nur froh als er seine Lippen von mir löste, sich umdrehte und ging. Früher hatte ich bei jedem Kuss diese Wärme im Bauch gefühlt, doch jetzt ließ es mich einfach nur kalt. Er schloss die Tür wieder hinter sich. Ich aß das Essen nicht. Ich wollte nicht. Ich hatte keinen Hunger mehr, so war das schon seit Tagen schon. Außerdem wollte ich hier nicht sein. Irgendwie hatte ich meinen Lebenswillen verloren. Ich wollte einfach nicht mehr, es hatte keinen Sinn mehr für mich. Deswegen aß ich nicht. Ich sprach auch nicht mit ihm, ich lag die meiste Zeit einfach nur da. Außer um aufs Klo zu gehen, bewegte ich mich. Allerdings nicht besonders weit, denn das ‚Klo' war ein Topf, etwa einen Meter von mir entfernt. Anfangs hatte mich das noch extrem gestört, mittlerweile hatte ich mich jedoch schon daran gewöhnt. Ich wusste immer noch nicht, wie lange ich schon hier war, doch es mussten schon mehrere Wochen gewesen sein. Er drehte immer wieder das Licht an und aus, ich nahm an, dass er es immer abdrehte, wenn er selbst schlafen ging. Seit dem er mich gewürgt hatte, hatten wir fast nichts gesprochen. Einige Male hatte er wieder versucht mich zu küssen. Am Anfang hatte ich mich noch gewehrt, doch inzwischen war ich zu schwach und wusste, dass es sowieso keinen Sinn hatte, weil er sonst nur wieder wütend werden würde. Ich hatte aufgegeben. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Ich wartete einfach nur noch darauf, dass es endlich aufhörte.

Obsession - Lost In RealityWhere stories live. Discover now