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Eve

Stöhnend wachte ich auf, mein Kopf dröhnte. Ich hatte so unfassbare Kopfschmerzen, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu bewegen. Mir tat alles weh. Mühsam öffnete ich meine Augen. Ich musste einen Schmerzensschrei unterdrücken. Ich konnte meine Augen nicht wirklich aufmachen. Als ich vorsichtig mein Gesicht abtastete, verstand ich auch wieso. Mein rechtes Auge und meine Nase waren total geschwollen. Ich ließ meine Hand wieder sinken. Was war passiert? Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich erinnerte mich an Jasper. In meinem Zimmer. Caleb. Panisch setzte ich mich auf und ignorierte die Schmerzen. Jasper war Caleb. Mir stiegen Tränen in die Augen. Jasper, der Junge dem ich alles anvertrauen würde, war mein größter Feind. Ich schluchzte laut auf. Ich presste meine Hände vor dem Mund. Ich hatte Angst, dass er mich hören würde, wenn ich zu laut war. Also heulte ich so leise ich konnte vor mich hin. Jasper. Jasper war an allem schuld. Meine Welt brach zusammen und ich legte mich auf den Boden. Und ich blieb liegen. Ich hatte keine Kraft mich zu bewegen. Ich konnte nichts, außer vor mich hin zu heulen. Keine Ahnung wie lange ich da gelegen und vor mich hin geheult hatte. Doch schließlich schlief ich ein.

Als ich wieder aufgewacht war, hatte ich keine Tränen mehr, die ich hätte heulen können. Ich musste wissen, wo ich war. Ich öffnete, so gut es ging, mein verschont gebliebenes Auge und blickte mich um. Zuerst sah ich fast gar nichts, denn der Ort, an dem ich mich befand, war sehr schwach beleuchtet. Eigentlich war er gar nicht beleuchtet. Das einzige Licht, das den Raum, erhellte kam durch einen schmalen Spalt einige Meter über mir. Ich versuchte meine Augen, oder besser gesagt mein Auge, an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nach einiger Zeit erkannte ich Stufen vor dem Spalt die zu mir runter führten und einige Meter entfernt von mir endeten. Ich befand mich also wahrscheinlich in sowas wie einem Keller. Ich blickte mich weiter um. Doch in dem Raum befanden sich nur einige unordentliche Regale und Kästen. Ich saß mit dem Rücken an eine Wand gelehnt. Und schloss die Augen wieder. Jasper war Caleb, dachte ich schon wieder. Immer und immer wieder. Ich konnte an nichts anderes denken. Meine Augen brannten und ich versuchte gegen die Tränen anzukämpfen. Ich hatte so große Angst. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und tat mein Bestes um irgendwie auf die eine zu kommen. Ich stützte mich an der Wand ab. So leise wie möglich richtete ich mich auf, weil ich Angst hatte, dass er mich hören konnte. Damit meinte ich Jasper/ Caleb. Ich ging zumindest mal davon aus, dass er mich hier her gebracht hatte. Und jetzt wollte ich unbedingt wissen, wo genau ich war. Ich wollte zu der Treppe gehen und machte den ersten Schritt. Plötzlich stolperte ich und fiel der Länge nach auf den Boden. Ich stöhnte ein weiteres Mal auf. Ich zog an meinem Bein und erkannte die Fußfessel an meinem rechten Knöchel, mit der ich an einer Metallkette an die Wand gefesselt war. Verzweifelt zog ich daran. Doch nach einiger Zeit gab ich auf, weil die Fessel meinen Fuß einschnürte und ich Angst hatte, durch das Rasseln der Ketten zu laut zu sein. Ich kroch wieder zurück und lehnte mich an die Wand. Ich zog die Knie an meinen Körper, ich bemerkte erst jetzt wie sehr ich zitterte und wie kalt es hier eigentlich war. Außerdem hatte ich Hunger und ich hatte immer noch das Gefühl als würde mein Kopf gleich explodieren. Wie lange war ich jetzt schon hier? War es grad Nacht oder Tag? Was hatte er mit mir vor? Was war überhaupt los mit Jasper? Ich musste einen Schluchzer unterdrücken als ich an meinen Vater dachte. Das Letzte was ich von ihm gesehen hatte, war wie Jasper mit einem Messer auf ihn eingestochen hatte. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Was, wenn er jetzt meinetwegen tot war? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich wusste nicht, ob es Minuten, oder ob es Stunden waren, die ich so da saß. Ich hatte jedenfalls das Gefühl als wäre es eine halbe Ewigkeit. Ich versuchte mich wach zu halten, damit ich vorbereitet war, sobald jemand die Tür öffnete. Aber mit der Zeit bekam ich Angst, dass nie wieder jemand diese Tür öffnen würde und ich hier unten sterben würde. Doch wenn ich so nachdachte, fielen mir nicht besonders viele Gründe ein, wieso ich eigentlich überleben wollte. Ich hatte Matt verloren. Ich hatte Mai-Li verloren und war auch Schuld daran, dass ihr Freund Nick tot war und Chuck im Koma lag. Möglicherweise war mein Vater tot, keine Ahnung ob Jasper meiner Mutter auch noch irgendetwas angetan hatte. Und dann hatte ich natürlich auch noch den Menschen verloren, der einer der wichtigste Mensch für mich gewesen war. Jasper. Die ganze Zeit war er für mich da gewesen und hatte mich getröstet, dabei war er schuld an allem. Wie konnte er nur so sein? Er war mir so unfassbar wichtig, ich hätte ihm etwas Derartiges niemals zugetraut. Wieso hatte er das getan? Ich dachte, er hatte mich geliebt, wie konnte er mir dann sowas antun? Dann dachte ich jedoch zurück an unser Gespräch, als er in mein Zimmer eingebrochen war. Er hatte so verwirrt gewirkt und sich Caleb genannt. Der Blick in seinen Augen hatte ihn so anders wirken lassen, so abwesend. Ohne diesem Funkeln in seinen Augen, ganz anders als der Jasper den ich kannte. Hatte ich mich vielleicht getäuscht? Konnte es sein, dass er wirklich nicht gewusst hatte, dass er Jasper war und gedacht hatte er wäre Caleb? Ich wusste es einfach nicht. Entweder war Jasper nicht der, für den ich ihn gehalten hatte, oder er hatte das alles nicht mit Absicht gemacht und wusste tatsächlich nicht wer er war, oder was er tat. Ich wusste es nicht und ich hatte verdammt große Angst davor es zu erfahren.

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