III

164 40 13
                                    

Jasper

Meinen Freunden zuliebe versuchte ich nicht allzu lustlos zu wirken. Wir waren gerade auf dem Weg vom Bus zu Luke, dem Typ der die Party schmiss. Ich fühlte mich unwohl. Diese Party würde wohl genauso schlimm werden wie alle anderen Partys und darauf hatte ich echt keine Lust. Oder zumindest die Partys bei denen man nur wie einsam am Rand stand. Traurigerweise war ich ohne Eve leider einer dieser Typen die einsam am Rand standen. Doch meine Kumpels waren richtig gut drauf. Sie waren sogar völlig überdreht. Ich hasste es über alles, wenn ich der Einzige war, der keinen Spaß hatte. „Jasper, ab heute ist Schluss mit Eve nach trauern.", verkündete Jake feierlich.
„Ich trauere ihr doch gar nicht mehr-.", wollte ich protestieren, doch Jake unterbrach mich. Ich verdrehte genervt die Augen. Meine Freunde konnten für meine schlechte Laune nichts, aber es nervte mich wenn sie mich nicht mal in Ruhe lassen konnten.
„Oh doch Mann, das merken wir. Heute bei der Party reißt du dir ein Mädchen auf. Ich bin mir sicher dass es da ziemlich viele betrunkene hübsche Mädchen gibt. Und wenn sie betrunken sind, dann hast du vielleicht sogar eine Chance." Jake grinste breit und ich warf ihm einen genervten Blick zu.
„Halt die Fresse Jake." Die anderen lachten. Jake war ein eher kleiner etwas festerer Junge mit lockigen braunen Haaren. Er konnte einem zwar manchmal auf die Nerven gehen, weil er richtig viel redete. Aber was ich so sehr an ihm mochte war, dass er wirklich immer gute Laune verbreitete. Ihn schlecht gelaunt zu sehen kam selten vor und wenn, dann hatte es einen Grund. Außerdem war sehr feinfühlig und gutmütig. Er konnte es nicht ausstehen wenn jemand schlechte Laune verbreitete. Deswegen musste ich mich endlich zusammen reißen, denn genau das tat ich gerade.
„Okay Leute, ihr habt recht. Vielleicht wird die Party ja gar nicht so schlimm. Aber Jake, schau dich mal an. Du könntest auch mal eine Freundin brauchen, statt immer nur zu zocken."
„Hey!" Jake machte einen Schmollmund und schaffte es schließlich doch mich zum Grinsen zu bringen. Mit den Wodka Flaschen in der Hand gingen wir auf das Haus zu, aus dem laute Musik dröhnte. Mit genug Alkohol, könnte diese Party vielleicht doch noch gut werden. Die Tür war offen, also gingen wir einfach rein. Es waren schon viele Leute da und es würden sicher noch viele kommen. Ich ließ meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Okay. Hier war sie nicht. Ich konnte es mir einfach nicht abgewöhnen die ganze Zeit Ausschau nach ihr zu halten. Sie würde bestimmt noch kommen. Ich wusste nicht ob ich wollte dass sie kam. Ein kleiner Teil von mir wollte sie sehen, ein kleiner Teil von mir glaubte nämlich immer noch, dass alles wieder gut werden würde. Dass sich Eve von Matt trennen würde, weil sie bemerkte, dass sie immer noch Gefühle für mich hatte. Auch wenn das lächerlich war. Aber irgendetwas musste ich ja hoffen um nicht total zu verzweifeln. Die Jungs und ich gingen in die Küche und stellten die zwei Wodka Flaschen auf den Tisch. Gut gelaunt öffnete Phil sie und nahm sich Shotgläser.
„Kommt Leute, wer trinkt ne Runde mit mir?" Wir waren alle dabei und kippten den ersten Shot runter. Und dann noch einen, und noch einen und dann noch zwei. Es schmeckte verdammt ekelhaft, Wodka halt. Langsam spürte ich wie die Hitze in meinen Kopf stieg. Es war lange her, seit dem ich das letzte Mal betrunken war, und heute hatte ich vor, das zu ändern. Ich schnappte mir ein Bier und folgte den Jungs rein ins große Wohnzimmer. Die ersten paar Minuten waren komisch, weil wir nur zu viert rum standen. Doch später kamen zum Glück zwei Mädchen aus unserer Nebenklasse zu uns und wir tranken noch ein paar Shots mit ihnen. Langsam fühlte ich mich schon etwas angeheitert und ich vergaß sogar für einen Moment meine Sorgen. Ich flirtete mit einem Mädchen. Sie hieß Caro, oder Cara oder Carly oder so. Sie war nett und hübsch. Wir redeten über Partys, die Schule und die Leute hier.
„Und Jasper? Noch ein Shot?" Gut zu wissen, dass zumindest sie meinen Namen noch wusste. Ich schenkte ihr ein Lächeln und folgte ihr in die Küche. Der Wodka war schon leer, also nahmen wir den Tequila.
„Wääääääh." Sie verzog angeekelt das Gesicht. „Ich hasse Tequila.", erklärte sie und ich stimmte ihr zu. Sie hatte recht. Fast noch schlimmer als Wodka. „Kommst du mit mir auf die Bank?", lallte sie und nahm meine Hand. Ich wollte nicken, als ich auf einmal ein Lachen hörte, dass mein Herz fast stehen blieben lies. Wie konnte ich nur übersehen haben, dass sie auch hier war? Ich drehte mich um. Sie stand neben Matt und lachte ihr wunderschönes Lachen. Er hielt ihre Hand und lächelte. Dann beugte er sich ein wenig runter zu ihr und küsste sie. Und sie erwiderte den Kuss. Als sie sich von ihm löste brach mein Herz nochmal. Es tat so weh zu sehn wie sie ihn ansah, mit diesem verliebten Blick. Es war genau derselbe Blick mit dem sie früher mich angesehen hatte. Nur mich.
„Kommst du?", Caro oder Cara oder Carly hielt immer noch meine Hand und jammerte ungeduldig. „Ich will zur Bank ich bin mü-." Doch ich ignorierte sie, meine gesamte Aufmerksam galt Eve. Wie immer. Ich starrte die beiden wie hypnotisiert an, als Eve plötzlich zu mir rüber sah.
„Oh." Ihr Lächeln verschwand und sie trat ein wenig von Matt weg. „Ähm, Hey." Sie lächelte mich schüchtern an und sah mir direkt in die Augen. So war das immer schon gewesen. Immer dieser Blick, bei dem ich das Gefühl hatte, als könnte sie tief in mein Inneres blicken. Schnell wich ich ihrem Blick aus und schaute nach unten. Hoffentlich hatte sie nicht bemerkt, dass sich Tränen in meinen Augen gebildet hatten. Ich musste hier weg. Schnell. Ich drehte mich um und verließ hastig den Raum. Cara/Caro/Carly ließ ich ebenfalls stehen. War mir doch sowieso egal. Ich wollte nach draußen, an die frische Luft, irgendwohin wo mich keiner sah. Ich trat nach draußen. Mir war so heiß und schwindlig und meine Tränen verschleierten mir meine Sicht. Draußen in der Dunkelheit würde das zumindest keiner sehen. Ich verließ das Haus. Draußen waren nur ein paar Raucher. Ich ging an ihnen vorbei ohne sie zu beachten und setzte mich hinters Haus ins Gras. Ich vergrub meinen Kopf in den Händen und lies meinen Tränen freien Lauf. Wieso musste das nur so schwer sein?

Obsession - Lost In RealityWhere stories live. Discover now