XI

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Jasper

Erst Dienstag. Den ganzen Tag verbrachte ich damit zu hoffen, dass sich die Uhr schneller drehte, die Schule schneller verging und ich bald wieder nach Hause durfte. In jeder Pause hatte ich Angst davor, ihr zu begegnen. Es tat so weh sie zu sehen. Gestern zum Beispiel. Ich hatte sie am Gang gesehen. Ich hatte sie einfach ignoriert. Ich wusste, dass das kindisch war, doch ich konnte nicht anders. Ich fragte mich ob sie sich manchmal schlecht fühlte wegen unserer Trennung, ob sie sich schuldig fühlte oder ob zumindest ein winziger Teil von ihr bereute was passiert war. Auf der Party hatte das jedenfalls nicht so gewirkt. Meine derzeitige Stimmung war, seit Eve Schluss gemacht hatte sowieso schon am Ende, doch heute wurde mir mal wieder das Herz gebrochen. Manchmal fragte ich mich wie oft mein Herz eigentlich brechen konnte, bis ich keines mehr hatte. Eve war beliebt an unserer Schule. Dementsprechend gab es Gerüchte um sie, manche waren wahr andere nicht. Und heute Morgen hatte ich eines dieser Gerüchte gehört. Vielleicht stimmten sie, vielleicht auch nicht. Aber da ich kein besonders positiv denkender Mensch war, machte ich mir selbst das Leben schwer und glaubte die Gerüchte. Angeblich hatte Eve bei Matt geschlafen. Das hatte ich von irgendwelchen Mädchen aus meiner Nebenklasse gehört. Mir war schon klar, dass die beiden jetzt zusammen waren und viel Zeit miteinander verbrachten. Aber war ihre Beziehung nach zwei Wochen wirklich schon so weit, dass sie bei ihm schlief? Eve war kein Mädchen, das leicht zu haben war. Sie war keine Schlampe und ich hätte mir wirklich nicht gedacht, dass sie schon nach so kurzer Zeit mit ihm schlief. Genervt von mir selbst, verdrängte ich die Gedanken und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Nur noch diese Stunde, dann hatte ich endlich aus. Ich zählte die Sekunden und versuchte mein Möglichstes, nicht an sie zu denken und nicht daran zu denken, was sie gestern Nacht getan haben könnte. Es zog mich selbst ja nur runter. Doch es lag nicht daran, dass ich wie fast immer genervt und gelangweilt vom Unterricht war, es lag einfach an ihr. Daran, dass sie so toll war und daran, dass ich sie vermisste. Ich war so wütend auf mich selbst, dass ich sie hatte gehen lassen. Und noch mehr hasste ich mich dafür, dass ich nicht stark genug war zu ertragen, dass dieser Matt sie mir ausgespannt hatte und mich dieser Liebeskummer fast umbrachte.

Obsession - Lost In RealityWhere stories live. Discover now