II

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Eve

„Evie, ich borg mir deinen Eyeliner aus, okay?“, fragte mich Mai-Li und nahm ihn sich, ohne auf meine Zustimmung zu warten.
„Natürlich.“, seufzte ich, während ich dabei war mir das perfekte Outfit für heute Abend auszusuchen. Heute war eine große Party bei Luke, einem Freund aus der Schule. Fast die ganze Schule war eingeladen. Meine beste Freundin Mai-Li und ich freuten uns schon seit Langem darauf. Es war die erste Party auf die ich mit meinem neuen Freund ging, deswegen wollte ich extra gut aussehen. Ich war eines dieser Mädchen, das vor jedem Date extrem aufgeregt war. Sogar jetzt noch, obwohl Matt schon seit eineinhalb Wochen mein fester Freund war und wir uns schon davor öfter getroffen hatten. Schon klar, bei meinem vorherigen Freund da hatte sich das mit der Aufregung nach einiger Zeit gelegt, wir waren aber auch echt lange zusammen gewesen. Ich spürte einen kleinen Stich in meinem Herzen, als ich an ihn dachte. Ich war selbst schuld daran, ich hatte Schluss mit ihm gemacht und das bereute ich manchmal. Es war ja nicht so, dass ich ihn nicht mehr geliebt hatte. Doch als Matt in mein Leben getreten war, hatte ich mich sofort Hals über Kopf in ihn verliebt. Ich wollte nie eines dieser Mädchen sein, das mit ihrem Freund wegen einen anderen Jungen Schluss macht, doch das war ich leider. Ich war mir sicher, dass es einige Leute an meiner Schule gab die hinter meinem Rücken über mich redeten. Wahrscheinlich verachteten sie mich, weil ich Jasper das Herz gebrochen hatte. Jasper gehörte zwar nicht zu den Beliebten, doch jeder, der ihn kannte, mochte ihn. Er war fast immer gut drauf, konnte echt gut zuhören und war ein wirklich toller Freund gewesen. Und mit seinen braunen strubbligen Haaren, seinen süßen Grübchen und seinen schönen grünen Augen sah er auch echt gut aus. Er war immer für mich dagewesen, hatte sich um mich gesorgt und mir Aufmerksamkeit geschenkt ohne mich zu bedrängen. Er hatte keinen einzigen Monatstag vergessen, mir oft kleine Geschenke gemacht und mich einfach immer zum Lachen gebracht. Bei ihm hatte ich mich einfach immer besonders gefühlt, als wäre ich die Einzige für ihn, weil er mich so akzeptiert hatte wie ich war. Er war immer so lieb zu mir gewesen. Ich konnte verstehen, wenn er mich jetzt hasste, denn das tat ich ja selbst. Ich hoffte, dass wir eines Tages einfach befreundet sein würden, doch seit unserer Trennung hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Ich würde ihn so gerne wieder sehen und mit ihm reden, doch ich befürchtete, dass er das gar nicht wollen würde. Aber jetzt hatte ich ja Matt. Matt spielte Basketball, sah richtig gut aus, war groß, muskulös und ging aufs College. Er war vor ein paar Wochen neben mir eingezogen und ich war von Anfang an von ihm gefesselt gewesen. Es war nicht nur sein Aussehen, irgendetwas hatte er an sich. Auch er hatte sich von Anfang an in mich verliebt. Anfangs wollte ich mich noch dagegen wehren, doch als er mich dann zum fünften Mal um ein Date gebeten hatte, hatte ich schließlich nicht mehr nein sagen können. Jasper gegenüber hatte ich mich wahnsinnig schuldig gefühlt, aber ich hatte nichts daran ändern können. Matt hatte mein Herz erobert. Seitdem waren Matt und ich öfters heimlich miteinander ausgegangen. Als wir uns dann geküsst hatten, hatte ich mir selbst eingestehen müssen, wie verliebt ich in ihn gewesen war. Ich hatte eine Entscheidung treffen müssen. Und ich hatte mich für Matt entschieden.
„Na, machst du dich hübsch für Matt?“, fragte Mai-Li augenzwinkernd und trat aus dem Badezimmer. Sie hatte lange dunkelbraune, fast schwarze Haare und braune Augen. Sie kam aus Japan und war eher klein und zierlich. Sie trug enge schwarze Jeans und dazu ein weißes bauchfreies Shirt. Egal was sie anzog es, sah perfekt an ihr aus. Sie hatte einen wirklich guten Geschmack, um den ich sie oft beneidete.
„Ich versuch‘s.“, gab ich verzweifelt zurück. „Mai, du musst mir helfen. Was soll ich nur anziehen?“ Es war schon fast 20 Uhr, in fünfzehn Minuten würde Matt uns mit dem Auto abholen.
„Also gut.“ Mai-Li ging zu meinem Kleiderkasten und begann ihn zu durchwühlen. Sie schleuderte mir im Sekundentakt T-Shirts entgegen, die ich versuchte so gut es ging aufzufangen.
Als sie fertig war wandte sie sich zu mir und hielt mir die T-Shirts nacheinander vor den Körper. Sie betrachtete mich prüfend. „Okay.“, sagte sie nach einer Weile. „Zieh das da an.“ Sie hielt mir ein schwarzes Top entgegen. „Und dazu die Jeans von Brandy, die steht dir so gut.“
„Perfekt, danke, du bist die Beste.“ Ich warf ihr einen Kussmund zu und flitzte ins Badezimmer um mich umzuziehen. Ich war sogar einigermaßen zufrieden mit meinem Aussehen als ich fertig war. Meine blonden Haare hatte ich mir heute extra geglättet, was ich normalerweise nie tat.

Es klingelte an der Tür. Ich warf noch einmal einen letzten Blick in den Spiegel und lief dann die Treppen nach unten um die Tür zu öffnen.
„Hey Schatz.“ Er lächelte mich an und gab mir einen sanften Kuss. Schüchtern erwiderte ich ihn. „Hey.“, flüsterte ich zurück und sah ihm tief in die Augen.
„Ich freu mich dich zu sehen. Du siehst wunderschön aus.“ Er strich mir über die Haare und ich lächelte. „Danke, ich freu mich auch dich zusehen.“
„Jaja ich weiß ihr findet es beide totaaaal schön euch zu sehen, aber können wir jetzt bitte endlich gehen?“ Mai-Li verdrehte genervt die Augen und ging an uns vorbei zum Auto. Matt und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu und lachten.
„Es ist auch schön dich zu sehen Mai-Li, nicht gleich eifersüchtig werden.“ Schmunzelnd schloss ich die Haustür hinter mir und folgte Matt zum Auto.

Obsession - Lost In RealityWhere stories live. Discover now