Badass

De stylesti

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Dass eine einzige Party das Leben der siebzehnjährigen Rebecca völlig auf den Kopf stellt, hatte sie nicht ko... Mais

0 | Schuld
1 | Die Party
2 | Der schöne Unbekannte
3 | Der imaginäre Hund
4 | Predigten und Strafen
5 | Babysitten mit Links
6 | Caleb
7 | Geständnisse und andere Katastrophen
8 | Heilige Scheiße
9 | Pizza
10 | Eine Entschuldigung
11 | Daddy
12 | Erste Annäherungsversuche
13 | Gorillas
14 | Wutausbruch
15 | Krankenschwester Beccs
16 | Arschlöcher bleiben Arschlöcher
17 | Hass und Liebe
18 | Ein Tritt in den Schritt
19 | Ein unerwarteter Anruf
20 | Alecs andere Seite
21 | Der Morgen danach
22 | Rote Spitze
23 | Ein Abschiedskuss
24 | Eine teuflische Idee
25 | Rache ist süß
26 | Schnüffeln muss Gelernt sein
27 | Ablenkungsmanöver a la Becca
28 | Lügen
29 | Dr. Moranis
30 | Eifersüchtig?
31 | Erwischt
32 | Nicht wie die anderen
33 | Du bist schön
34 | Das erste Date
35 | Ich liebe ihn
36 | Stolz
37 | Schokoeis heilt alle Wunden
39 | Trauer
40 | Es tut mir leid
41 | Liebe
42 | Fragen über Fragen
43 | Dunkelheit
44 | Ein paar Antworten
45 | Fiese Gedanken
46 | Das fünfte Rad am Wagen
47 | Ich will nur reden
48 | Nur ein einziges Mal
49 | Alles und nichts
50 | Lasagne
51 | Sein wahres Gesicht
52 | Brüder
53 | Der Anfang vom Ende
54 | Danke
55 | Leb wohl
56 | Das Ende der Party
Danksagung
Badass Spin-off
Kickass
Kickass 2.0

38 | Fehler

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De stylesti

• Sleeping At Last - Uneven Odds •

Als ich am Morgen aufwache, erinnere ich mich nur langsam an die Geschehnisse der gestrigen Nacht. Es ist als wären die Erinnerungen ein riesengroßes Puzzle, das sich erst nach und nach wieder zusammenfügt. Leider hört sich das einfacher an, als es tatsächlich ist. Mein Kopf fühlt sich schrecklich an, als würden tausend kleine, nervige Männchen darauf herumlaufen. Nie wieder Alkohol, schwöre ich mir. Das geht einfach nie gut aus.

»Guten Morgen.«

Ich zucke erschrocken zusammen, als ich die Stimme höre. Bis jetzt habe ich geglaubt, dass ich alleine in meinem Zimmer bin, aber nachdem meine Augen panisch den Raum absuchen, sehe ich meine Mutter neben meinem Bett auf einem Stuhl sitzen, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie ist eigentlich nicht die Art von Mutter, die einfach so in das Zimmer ihrer Tochter gestürmt kommt, wenn sie denn Mal Zuhause ist, umso überraschender ist es, sie hier sitzen zu sehen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass sie hier schon lange sitzt und wartet. Nur worauf sie wartet, weiß ich nicht.

»Mum?«, stöhne ich, reibe mir dabei die müden Augen und hoffe, dass das hier nur ein böser Traum ist. Aber als ich die Augen wieder öffne, sitzt sie immer noch da und mustert mich. »Was machst du hier?«

Mein Körper tut schrecklich weh. Als wäre ich gestern einen Marathon gelaufen. Ich schaffe es nicht einmal, einen Finger zu heben. Jeder einzelne Knochen ist zum Zerreißen gespannt, selbst Knochen, von deren Existenz ich bis jetzt nichts wusste. Ich sollte wirklich nie wieder trinken, mich von keiner Loreen und keiner Nora zu irgendetwas überreden lassen.

»Alec hat dich gestern Nacht in dein Zimmer getragen«, sagt sie, ohne auf meine Frage einzugehen, und betont seinen Namen dabei extra. Sie schaut mich mit ihren grünen Augen so intensiv an, dass ich beinahe befürchte, dass sie jeden Augenblick meine Gedanken lesen wird. »Ich dachte, du wolltest nur mit Loreen ausgehen.«

Warum müssen Eltern nur so grausam sein? Sie gibt mir nicht einmal die Möglichkeit, mich erst einmal zu sammeln, stattdessen beginnt sie sofort mit ihrem Verhör. Mit ihren Fragen, die ich zu diesem Zeitpunkt selbst nicht wirklich beantworten kann. Ich kann mich nicht mehr an jedes klitzekleine Detail erinnern. Wenn ich versuche, an die gestrige Nacht zu denken und an das, was passiert ist, tut mein Kopf nur noch mehr weh.

Da sage ich einmal die Wahrheit und dann passiert so etwas. Na super. Ich habe sie ja nicht angelogen, als ich ihr erzählt habe, dass ich mit Loreen auf eine Party gehe. Aber als ich gestern Abend mit Loreen das Haus verlassen habe, hätte ich im Leben nicht damit gerechnet, dass ich Alec anrufen und er vorbeikommen würde. Ich hätte überhaupt nicht gedacht, dass der Tag so enden würde.

»Alec hat Ablenkung vom Lernen gebraucht, also ist er bei uns vorbeigekommen. Danach hat er mich nach Hause gefahren. Mehr ist nicht passiert. Ich bin wohl in seinem Auto eingeschlafen.«

»Soso«, meine Mutter nickt mit einem wissenden Blick im Gesicht, dabei weiß sie gar nichts. Sie glaubt bloß, sie wüsste, was los ist, aber wenn sie es wirklich wissen würde, würde sie mich vermutlich verurteilen. Wie kann ihre eigene Tochter nur so naiv und blind handeln? Niemand würde es verstehen, niemand der nicht in meiner Haut steckt. Ich verstehe es selbst kaum, aber sobald ich Alec auch nur sehe, ist es, als stecke ich in einem wunderschönen Traum. Ich kann nicht mehr denken, sagen oder tun, was ich möchte. Ich handle, bevor ich nachdenken kann.

Mum räuspert sich, schlägt die Beine übereinander und mustert mich kritisch. »Und ihr seid immer noch nur...Freunde?«

Ich massiere mir stöhnend die Schläfen. »Ja Mum, nur Freunde.«

Freunde, die sich küssen und miteinander schlafen.

»Und du erhoffst dir auch nicht mehr?«, hakt meine Mutter weiter nach. Sie schaut sich in meinem Zimmer um, als wäre sie zum ersten Mal hier, aber ich durchschaue sie. Ich weiß, dass sie das nur tut, um desinteressiert zu wirken, dabei brennen ihr die nächsten Fragen nur so auf der Zunge.

Und obwohl ich ihre Masche durchschaut habe, spüre ich, wie meine Wangen immer wärmer werden. Bevor sie meine verräterischen roten Wangen sehen kann, senke ich den Kopf. »N-Nein.«

Mum sieht mich wieder an und seufzt. »Rebecca? Du weißt, dass du immer mit mir über Jungs reden kannst, oder?«

Ich weiß, dass ich meiner Mutter so gut wie alles anvertrauen kann, aber dieses Mal geht das nicht. Wenn ich ihr mir alles von der Seele rede, wenn ich ihr all das erzähle, was ich mit Alec erlebt und gefühlt habe, kann ich ihr nie wieder in die Augen sehen. Aber das sage ich ihr nicht, stattdessen zwinge ich mich zu einem Lächeln. »Ja, weiß ich, Mum.«

-

Am Nachmittag packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg zu den Moranis. Ich rufe Alec nicht an, um ihn später an der Haustür zu überraschen. Die Fahrt kommt mir länger vor als sonst, aber ich bin so aufgeregt, dass mir das egal ist. Im Bus platze ich beinahe vor Freude. Ich male mir aus, wie die Tür aufgeht, Alec mich überrascht ansieht und mich fragt, was ich hier mache, aber er sich dann freut, mich zu sehen. Er wird mich in seine Arme ziehen, mich küssen und dann werden wir auf sein Zimmer gehen.

Nach der Sache gestern habe ich immer mehr die Hoffnung, dass das zwischen Alec und mir doch etwas Ernstes werden könnte, dass wir ein glückliches Paar werden und nicht mehr sooft streiten müssen.

Heute werde ich ihm meine Gefühle gestehen. Ich werde ihm sagen, was ich fühle. Noch länger halte ich das nicht mehr aus. Dieses Geheimnis mit mir zu tragen, meine Gefühle unter Verschluss zu halten, fühlt sich an, als würde ich jedes Mal einen schweren Stein mit mir schleppen und diesen Stein möchte ich endlich loswerden. Es sind nur drei Worte, die ich zu ihm sagen muss. Drei Worte, die alles ändern können. Zum Guten oder zum Schlechten.

Inzwischen müsste auch Caleb wieder von seinen Großeltern zurück sein, trotzdem hoffe ich, dass ich kurz alleine mit Alec sprechen kann. Wenn ich schon einen Korb von seinem großen Bruder kassiere, will ich das wenigstens unter vier Augen.

Als Alec die Tür öffnet, fällt mir ein Stein vom Herzen, denn ich hatte schon befürchtet, dass ich erst noch mit seinen Eltern oder Caleb reden müsste. Nicht, dass ich etwas gegen ein Gespräch mit ihnen hätte, ich muss mir nur endlich von der Seele reden, was schon längst hätte ausgesprochen werden müssen. Und diese Worte können nicht länger warten.

Er wirkt mehr als überrascht, mich hier zu sehen, was genau meine Absicht gewesen ist. Ein wenig überrumpelt öffnet er den Mund, aber ich gebe ihm nicht die Möglichkeit, etwas zu sagen und damit vielleicht den wunderschönen Moment zu zerstören.

»Hey«, sage ich leise, gehe auf ihn zu und küsse ihn zu Begrüßung, aber anstatt mich zurück zu küssen, legt er seine Hände auf meine Schultern und schiebt mich sanft aber bestimmt von sich.

»Was tust du da?« Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund, ohne mich dabei anzusehen.

»Das fragst du mich?«, frage ich ihn irritiert. Ich kann nicht verhindern, dass ich auf einmal hysterisch klinge. »Was tust du da?«

Seine Antwort kommt nicht sofort. »Ich habe nachgedacht.« Er tritt einen Schritt zurück, kann mir dabei aber immer noch nicht in die Augen sehen. Alleine diese Worte bringen mich in Alarmbereitschaft, aber auf das, was als Nächstes kommt, bin ich nicht bereit gewesen. Auf so etwas kann man gar nicht vorbereitet sein. »Rebecca«, sagt er leise. Aus seinem Mund hört sich mein Name wie etwas Zerbrechliches an. »Das war ein Fehler.«

Ich hatte Unrecht. Es sind nicht drei Worte, die alles verändern, sondern vier und sie kommen nicht von mir, sondern von Alec. Vier Worte, die mein Leben und meine Gefühle in nur einer einzigen Sekunde zum Einsturz bringen. Vier Worte, die mir den Boden unter den Füßen reißen. Vier Worte, die alles zerstören.

Dieses Mal gibt es keinen Alkohol, dem ich die Schuld geben kann, als mir heiße Tränen über die Wange laufen. »Was war ein Fehler? Was, Alec?«

Alec schließt die Augen. Er kann mir nicht einmal in die Augen sehen, während er mir das Herz bricht. Er kann mir nicht sagen, dass ich sein Fehler gewesen bin und mich dabei ansehen und ich kann nicht wegschauen.

Seufzend massiert er sich die Schläfen, als hätte er höllische Kopfschmerzen und in diesem Moment wünsche ich sie ihm auch. Ich wünschte, diese Worte, die er zu mir sagt, würden ihm genauso sehr wehtun, wie sie mir wehtun. Ich will ihn verletzen, will ihn fühlen lassen, was ich fühle.

»Alles«, antwortet er schließlich. »Alles was zwischen uns passiert ist.«

»Wie kannst du so etwas sagen?« Meine Augen brennen, aber ich möchte nicht vor ihm weinen, nicht schon wieder. Ich versuche die wenigen Tränen, die mir über die Wange fließen, wegzuwischen und beiße mir auf die Unterlippe. Du musst stark bleiben, sage ich zu mir. Du darfst ihm nicht zeigen, wie sehr dich seine Worte verletzen. »Was soll das? Wieso benimmst du dich auf einmal wieder wie ein Arschloch?«

Endlich hebt er wieder den Blick und sieht mich an, aber in seinen Augen sehe ich nichts. Keine Schuldgefühle, kein schlechtes Gewissen. Gar nichts. »Nur weil wir ein paar Mal miteinander geschlafen haben, heißt das noch lange nicht, dass wir ein Paar sind.« Er presst die Lippen aufeinander und für eine Sekunde sehe ich etwas in seinen Augen aufblitzen, aber es ist so schnell weg, dass ich nicht sagen kann, was es war. War es Mitleid? Reue? Er schüttelt nur den Kopf. »Ich kann das nicht. Eine Beziehung führen und dich lieben. Das ist es doch, was du willst, oder? Du willst hören, dass ich dich liebe, aber das tue ich nicht.«

Ich habe gewusst, dass er mich nicht liebt und obwohl ich es die ganze Zeit über geahnt habe, tut es weh, ihn das sagen zu hören. Es tut so unglaublich weh, dass ich es nicht einmal in Worte fassen. Er könnte mir genauso gut mein Herz mit bloßen Händen herausreißen und es würde vermutlich niemals so sehr wehtun, wie es seine Worte tun. Sie treffen mich mehr, als sie es sollten.

Wenn ich könnte, würde ich meine Gefühle abschalten. Ich würde ihn und diese verdammten Worte aus meinem Gedächtnis löschen und nie wieder zurückblicken, nie wieder einen Gedanken an diesen Mann verschwenden. Aber das alles kann ich nicht. Ich bin kein übernatürliches Wesen mit tollen Superkräften und auch keine Festplatte, deren Inhalt ich einfach so ausradieren kann. Ich bin Rebecca, ein Mensch und alles was ich tun kann, ist die Zähne zusammenzubeißen und zu warten, bis der Schmerz eines Tages verschwindet.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten. Diese Genugtuung, mich zum Weinen zu bringen, möchte ich ihm nicht noch einmal geben.

»Ich hasse dich«, höre ich mich sagen. Mein ganzer Körper zittert und schüttelt sich. Ich würde ihn gerne anschreien, so viele Beleidigungen an den Kopf werfen und ihm sagen, was ich von alldem halte, aber ich bringe keinen vernünftigen Satz zustande. »Du bist das Letzte! Das Allerletzte!«

Alec verschränkt die Arme vor der Brust, seine Augen werden dunkler, als er den Blick über mein Gesicht schweifen lässt. »Und doch kommst du jedes Mal wieder angerannt.«

Verwirrt blinzle ich ihn an. Ist das derselbe Alec, der sofort vorbeigekommen ist, als er mitbekommen hat, dass ich weine? Und derselbe, der mir gestern Nacht Eis mitgebracht hat, um mich zu trösten? Das glaube ich nicht. Seine Stimme klingt berechnend.

In diesem Augenblick sehe ich nichts von dem Alec wieder, der mich gestern Nacht mit Eis überrascht und in dessen Armen ich eingeschlafen bin. Alles was ich sehe, ist ein Mann mit einem so kalten Blick, das es mir durch Mark und Bein geht. Ich fasse mir ans Herz, in der Hoffnung, dass der Schmerz dadurch nachlässt, aber es fühlt sich nicht besser an. Mein Brustkorb zieht sich immer enger zusammen, bis ich kaum noch Luft bekomme und meine Augen wieder zu tränen beginnen. Schnell blinzle ich die Tränen fort, doch der stechende Schmerz in meiner Brust bleibt.

Wieso? Wieso tut er das? Jedes Mal ist er nett zu mir und sobald wir einen Schritt vorwärts machen, schmeißt er mit verletzenden Worten um sich!

Als ich ihn dieses Mal ansehe, kann ich nicht anders, als zu lachen. Es klingt kläglich und vielleicht auch ein wenig mitleiderregend, aber ich kann nicht aufhören. Diese ganze Situation ist so skurril, dass ich nicht glauben kann, dass das alles wirklich passiert, dass wir hier stehen und wegen nichts Schluss machen, dass wir unsere Beziehung beenden, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Mein Blick fällt auf seine Hand, die sich immer fester um den Türgriff klammert. So fest, dass die Adern an seinen Armen leicht hervortreten.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge schaue ich Alec wieder in die Augen. Vielleicht zum letzten Mal. Blau, braun, blau, braun – und atmen, Rebecca.

»Alles klar, Alec, ich verstehe«, lache ich, obwohl ich überhaupt nichts verstehe. Ich verstehe rein gar nichts. Ich verstehe nicht wieso er auf einmal so ist; ich verstehe nicht, was der Auslöser dafür ist; ich verstehe nicht, wieso er immer wieder alles zerstören muss, wieso er nicht einmal ehrlich mit mir sein kann. »Aber weißt du was, ich habe auch noch etwas dazu zu sagen.« Und bevor er meine Hand überhaupt kommen sehen kann, hole ich aus und schlage mit aller Kraft zu.

Der Abdruck meiner Hand glüht rot an Alecs Wange. Er öffnet fassungslos den Mund, bekommt aber keinen Ton raus. Für eine Sekunde kann ich selbst kaum glauben, was ich da eben getan habe. Ich habe Alec geschlagen. Ich habe ihn so fest geschlagen, dass meine Hand immer noch kribbelt. Nach und nach wird mir klar, dass das hier kein Traum ist. Ich bin kurz davor mich für die Ohrfeige zu entschuldigen, doch dann erinnere ich mich daran, dass er sie verdient hat. Er hätte noch viel mehr verdient.

Nur langsam scheint er zu realisieren, was da eben passiert ist. Die Fassungslosigkeit verschwindet aus seinem Gesicht, dafür sehe ich jetzt etwas anderes in seinen Augen aufblitzen. Er zieht die Augenbrauen zusammen und sieht mich so wütend an, dass ich glaube, dass er mich gleich zurückschlagen wird. Ich kann sehen, wie sich seine Brust unter dem dunklen T-Shirt hebt und senkt, als er mich schwer atmend mustert, als wäre ich die Pest. »Was zur Hölle-«

»Ich konnte mich mit dem Gedanken leben, dass du mich niemals lieben wirst, aber ich kann nicht damit leben, dass du mich vor den Kopf stößt, dass du mir aus dem Weg gehst. Und nicht damit, dass du mich hasst«, unterbreche ich ihn. Meine Hand zittert immer noch von dem Schlag. »Und du musst mich wirklich sehr hassen, um so etwas mit mir abzuziehen.«

»Mach aus dieser Sache jetzt kein Drama, Rebecca«, zischt er und verzieht dabei das Gesicht. Er flucht leise, als er die rote Stelle an seiner Wange berührt. Ihm scheint der Schlag mindestens genauso sehr wehgetan zu haben wie mir. »Ich hasse dich nicht. Das habe ich nie.«

Dieses Mal lasse ich mich nicht mehr so leicht um den Finger wickeln. Wenn er glaubt, dass ein paar nette Worte auslöschen, was er vorhin gesagt hat, hat er sich geschnitten. »Und doch scheint es dich nicht zu interessieren, dass du mir das Herz brichst.«

Er sieht mich an und dieses Mal wird sein Blick weicher. »Beccs-«

»Du wusstest es. Du wusstest, dass ich mich in dich verliebt habe und trotzdem hast du mit mir geschlafen, oder? Einfach nur um dein Ego zu pushen? Ist es das?«

Alec öffnet den Mund und will etwas sagen, aber ich gebe ihm gar nicht erst die Chance dazu, sich hier herauszureden. »Fahr zur Hölle, du Mistkerl!«

Er weicht meinem Blick aus. »Da bin ich schon längst«, höre ich ihn so leise sagen, dass ich Mühe habe, ihn zu verstehen, aber ich tue einfach so, als hätte ich sie nicht gehört.

Ich möchte mich gerade umdrehen und gehen, als ich jemanden meinen Namen rufen höre. Für eine Sekunde hoffe ich, dass es Alec ist, der mir sagt, dass ich reinkommen soll, dass wir in Ruhe darüber reden können und dass er mich in den Arm nimmt, aber als ich mich umdrehe, stehe ich vor Caleb. Er stahlt mich bis über beide Ohren an. »Hey Becca!«

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Hey Caleb.«

Er scheint größer geworden zu sein und auch seine Stimme wirkt tiefer, wenn das überhaupt über einen so kurzen Zeitraum möglich ist. »Alles Gute nachträglich! Wie fandest du mein Geschenk?«

So unauffällig es nur geht, wische ich mir über die Augen, die immer noch feucht sind. Ich fühle mich so emotionsgeladen, dass ich gar nicht weiß wohin mit all meinen Gefühlen und Wutausbrüchen, geschweige denn den Tränen.

»Dein Geschenk?«, frage ich mit gerunzelter Stirn.

»Das Videospiel«, erinnert mich Caleb und grinst so breit, dass ich alleine vom Zugucken schon Schmerzen bekomme. Meine Laune ist so sehr im Keller, dass nicht einmal er mich auf andere Gedanken bringen kann. Ich habe den Kleinen inzwischen wirklich gern, aber jetzt gerade möchte ich einfach nur weg und alleine sein.

»Ach so, ja. Das war super. Danke«, antworte ich und blinzle die aufkeimenden Tränen wieder fort.

Caleb legt den Kopf schief und sieht mich verunsichert an. »Weinst du?«

»Was?« Ich lache. »Nein, ich habe nur was im Auge.« Ich atme tief ein und aus, lächle so gut es geht und wuschele ihm durch die Haare. So gut es nur geht, versuche ich es zu vermeiden, Alec anzusehen, der hinter Caleb am Türrahmen lehnt und mit dem Kiefer mahlt. »Ich muss gehen. Mein Hund wartet darauf, von mir ausgeführt zu werden.«

Mit diesen Worten drehe ich mich um und versuche so selbstbewusst und mit dem letzten Stück Würde, das ich noch besitze, wegzugehen. Ich höre Caleb noch flüstern:»Seit wann hat sie einen Hund?«

Aber außer einem schweren Seufzen höre ich keine Antwort von Alec. Ich drücke die Augenlider fest zusammen, um nicht zu weinen. Wenigstens bis zur Bushaltestelle muss ich es schaffen, ohne zusammenzubrechen.



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