25 | Rache ist süß

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• Three Days Grace - Tell Me Why •

Ich laufe über den Campus der Universität, auf der Suche nach der Mensa, die, nach Eves Beschreibung, nicht zu übersehen sein kann.

Gerne hätte ich Alec während einer seiner Vorlesungen besucht und ihn vor seinen Kommilitonen und seinem Professor bloßgestellt, leider hat sich das als nicht ganz so einfach herausgestellt. Ich habe versucht herauszufinden, wo und wann Alec seine Kurse hat, aber leider sind weder Loreen noch ich schlau genug gewesen, um uns auf der Homepage der Seite die Kurspläne herunterzuladen. Zumal ich nicht weiß, welche Vorlesungen Alec besucht und welche er einfach sausen lässt.

Evelyn, Loreens ältere Schwester, die uns vor ein paar Monaten auch auf die Party geschmuggelt hat, auf der alles erst begonnen hat, studiert an der selben Uni wie Alec. Wie nicht anders zu erwarten, wusste sie sofort, von wem wir reden, als sein Name gefallen ist. Sie hat uns angeboten, uns zu helfen, wenn wir ihr erzählen woher wir Alec kennen und wieso wir uns an ihm rächen wollen. Und weil ich Eve nun schon fast mein ganzes Leben kenne, weiß ich, dass ich ihr vertrauen und ihr alles erzählen kann.

Sie hat mir verraten, wann sich Alec meistens in der Mensa aufhält.

»Du bist echt seltsam«, hat Loreen daraufhin zu ihrer älteren Schwester gesagt und sie angesehen. »Woher weißt du bitte, wann er isst?«

Evelyn hat bloß mit den Schultern gezuckt. »Er sieht gut aus, da halte ich gerne mal Ausschau nach ihm auf dem Campus, in der Bibliothek oder auch in der Mensa. Was meinst du, wie sich die Mädchen an der Uni auf ihn schmeißen?« Ein Grinsen umspielte ihre Lippen, als sie mir auf die Schulter geklopft hat. »Keine Sorge, ich befolge schön den Rat: nur gucken, nicht anfassen. Das solltest du auch tun, Becca. An solchen Typen verbrennt man sich bloß.«

Vermutlich hat sie recht. Ich verbrenne mich nur an Alec und obwohl ich das weiß, stehe ich nun hier vor der Mensa, kurz vor drei Uhr am Nachmittag. So wie Evelyn es mir gesagt hat.

Ich atme tief ein und aus, strecke die Brust heraus und versuche so selbstbewusst wie eh und je aufzutreten, als ich die Glastür aufdrücke. Warme Luft weht mir entgegen und der leckere Duft nach Essen steigt mir in die Nase.

Die Mensa ist größer, als ich sie mir vorgestellt habe, trotzdem habe ich einen guten Blick auf fast alle Tische.

Mein Blick huscht durch den großen Saal, während ich die kleine Schachtel in meiner Hand fester umschließe, fast als würde ich mich an ihr festklammern. Ich hoffe bloß, dass man mir nicht anmerkt, wie nervös ich bin. Es ist seltsam hier zu sein und zu wissen, dass man hier nicht hingehört. Noch nicht, rufe ich mir ins Gedächtnis zurück. In ein paar Monaten würde ich hoffentlich meine Abiturprüfungen bestehen und vielleicht würde ich auch an dieser Uni studieren – nicht Medizin wie Alec, aber dafür gibt es hier genügend andere interessante Studiengänge, die angeboten werden.

Ich bleibe kurz stehen und schaue auf die kleine Schachtel in meiner Hand. Loreen hat gesagt, es gäbe nichts Schlimmeres für einen Kerl, als für unmännlich gehalten zu werden. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf jeden Typen zutrifft, aber Alec ist ganz sicher der Typ Mann, auf den das zutrifft.

Es ist nicht schwer, Alec zu finden. Um diese Uhrzeit scheinen nicht mehr viele Studenten zu essen. Er sitzt an einem gemischten Tisch an einem der hinteren Fenster. Um ihn herum sitzen einige Mädchen und Jungen, die lachen und sich unterhalten - vielleicht Freunde von ihm, vielleicht auch einfach nur Kommilitonen oder flüchtige Bekannte – während Alec zwischen ihnen sitzt und einfach nur mit seinem Essen beschäftigt zu sein.

Er schaut kein einziges Mal auf, als ich auf seinen Tisch zugehen möchte. Ich habe Mühe, überhaupt sein Gesicht sehen zu können.

Ich zögere kurz, bleibe stehen und nutze die Gelegenheit, dass er mich noch nicht entdeckt hat, aus, indem ich ihn anstarre. Seine Haare stehen in alle Richtungen ab und er wirkt müde. Für eine Sekunde wiege ich meine Optionen ab, überlege, ob ich doch lieber auf dem Absatz kehrt machen und verschwinden sollte, weil er mir aus irgendeinem Grund plötzlich leidtut, doch dann schüttele ich den Kopf. Er hatte auch kein Mitleid mit mir, als er mich vor der meiner halben Stufe und meinem Englischlehrer bloßgestellt hat.

BadassWhere stories live. Discover now