21 | Der Morgen danach

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• Halsey - Gasoline • 

Als ich am nächsten Morgen aufwache, brauche ich genau zwei Sekunden, um zu begreifen, wo ich mich befinde und zu wem der Körper gehört, an dem ich förmlich klebe. Ich liege seitlich auf dem Sofa, meine Beine sind mit Alecs Beinen ineinander verhakt, seine Hände liegen an meiner Hüfte und meinem Hintern, drücken uns noch dichter zusammen, wenn das überhaupt möglich ist.

Mein Körper scheint perfekt in Alecs zu passen. Wir liegen so eng beieinander, dass man meinen könnte, sie würden ineinander verschmelzen. Haben wir die ganze Nacht gemeinsam auf diesem Sofa geschlafen? Es ist so schmal, dass ich, wenn ich nur ein wenig zurückrutsche, sofort auf den Boden rolle und mir bei meinem Glück vermutlich auch noch das Genick dabei breche.

Neugierig fällt mein Blick wieder auf den schlafenden Alec. Seine Augen sind natürlich geschlossen, was es einfacher macht, ihn ungestört zu beobachten. Mein Blick wandert von seinen dunklen Wimpern, zu den Bartstoppeln auf seinem Gesicht und dann zu seinen Lippen, die leicht geöffnet sind. Er sieht so schön aus.

Es juckt mich in den Fingern seinen Mund zu berühren, mit dem Daumen über seine Lippen zu fahren und ihn sogar wach zu küssen, aber ich schlucke diesen Wunsch herunter; versuche mich stattdessen an die gestrige Nacht zu erinnern. Langsam strömen die einzelnen Erinnerungen in mich hinein und dann sehe ich Alecs Gesicht vor mir, als er mich als schön bezeichnet hat. Oh Gott. Der Gedanke daran treibt mir die Röte ins Gesicht.

Alec öffnet plötzlich die Augen. »Du starrst mich an.«

Ich fühle mich ertappt, versuche aber so schnell wie möglich den Blick abzuwenden, was schwierig ist, wenn man beinahe ineinander liegt. »Tue ich nicht.«

Am liebsten würde ich Alec weiterhin in die Augen sehen, aber das würde sein sowieso schon viel zu großes Ego ins Unermessliche wachsen lassen. Ich frage mich, ob er sich an gestern erinnert und wenn ja, an wie viel er sich erinnert. Der Gedanke an gestern Nacht macht mich so unglaublich glücklich, dass ich lächeln muss und als ich glaube, dass ich gleich vor Freude platze, taucht ein neuer, nicht mehr ganz so schöner Gedanke auf...meine Englischklausur!

»Scheiße.« Ich schiebe Alecs Hände von mir, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt. Es fühlt sich gut an, von ihm berührt zu werden. Seine Hände sind groß und sein Griff ist immer sehr fest, was mir, auch wenn es sich lächerlich anhört, das Gefühl gibt, als würde ich ihm gehören, als würde ich zu ihm gehören und als wolle er das durch seine Berührungen deutlich machen. Ich drücke meine Hände gegen seine nackte Brust, versuche mich aus unserer seltsamen Stellung zu befreien, um aufzustehen. »Wie spät ist es?«

Alec rollt sich auf den Rücken, als ich schließlich vom Sofa aufspringe und wie verrückt nach meinem Handy suche. Er reibt sich müde über die Augen und starrt dann die Decke an. »Definitiv zu früh.«

»Das ist nicht witzig«, murmele ich, während ich meinen Kopf unter das Sofa stecke und im nächsten Augenblick tatsächlich mein Handy finde. Ich wusste, dass es in der Nacht aus meiner Tasche gefallen sein muss. Langsam stehe ich auf, klopfe mir den imaginären Staub von den Beinen und sehe dann Alec an. »Ich schreibe heute eine wichtige Klausur.«

Er dreht den Kopf zu mir, den Ellenbogen über die Stirn gelegt. Ich weiß nicht, ob ihm nicht bewusst ist, dass sein Hemd inzwischen komplett aufgeknöpft ist oder ob es ihm schlichtweg egal ist, aber ich kann mir keinen schöneren Start in den Tag ausmalen, als den Anblick eines halbnackten Adonis wie ihm.

Doch dann sagt er etwas, mit dem ich niemals im Leben gerechnet hätte. Nicht in einer Millionen Jahre. »Ich fahre dich.«

Ich gehe auf ihn zu, werfe mich vor dem Sofa auf die Knie, nehme sein Gesicht zwischen meine Hände und starre ihm in die Augen. »Bist du noch immer betrunken?«

BadassWhere stories live. Discover now