39 | Trauer

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• Hollywood Undead - This Love, This Hate •

»Rebecca, es-«

Ich drücke auf Löschen.

»Bitte hör-«

Löschen.

»Caleb vermisst dich«, höre ich Alec auf meine Mailbox sprechen. »Ich ver-« Aller guten Dinge sind drei, also Löschen.

Inzwischen habe ich mich schon seit vier Tagen in meinem Zimmer verkapselt. Jedenfalls glaube ich, dass es vier Tage sind. Es könnten auch mehr gewesen sein, vielleicht auch weniger, aber das hoffe ich dann doch nicht. Wenn es nach mir ginge, könnte die Zeit nicht schnell genug herum gehen und die Schule wieder anfangen. Ich möchte lieber mit Hausaufgaben und Klausuren zugemüllt werden, als in meinem Zimmer an einem gebrochenen Herzen zu leiden.

Ich habe keine Ahnung welchen Tag wir haben, geschweige denn, ob es Tag oder Nacht ist. Meine Jalousien sind ununterbrochen unten und ich liege vierundzwanzig Stunden lang in meinem Zimmer herum. Neben mir liegt mein alter Plüschhase, dem inzwischen der Kopf fehlt. Nachdem Aaron mir damals erzählt hat, dass er mit Sara zusammen ist, habe ich ihn so lange mit Mr. Plüschi gehauen, bis sein Kopf abgefallen ist.

Alleine der Gedanke daran, dass Aaron was mit diesem Mädchen anfängt, hat mich in Angst versetzt. Es gab so viele Gerüchte um Sara, das ich nicht wusste, welches ich glauben sollte und welches nicht. Sie nahm Drogen, gab sich mit den falschen Leuten ab und hatte schon mit zwölf Sex und das mit ihrem damaligen Freund, über den ich auch nicht gerade Gutes gehört habe. Nicht, dass ich allen Gerüchten Glauben geschenkt habe, aber zu dem Bild, das ich von ihr hatte und habe, passt es definitiv, auch heute noch. Aber das Schrecklichste an der ganzen Sache war, dass ich wusste, dass es Loreen das Herz zerbrechen würde, sobald sie es erfuhr. Gott sei Dank gehört das alles nun der Vergangenheit an. Wenigstens für die beiden hat sich alles zum Guten gewendet.

Ich nehme den kopflosen Mr. Plüschi in die Arme und drücke ihn fest an meine Brust, während ich an den Streit mit Aaron damals zurückdenke. Lieber erinnere ich mich daran, als an die harten Worte, die Alec zu mir gesagt hat.

Manchmal schaut meine Mutter vorbei, vielleicht um nachzusehen, ob ich noch lebe. Sie versucht mit mir zu reden, aber das Gespräch bleibt jedes Mal einseitig. Drei Mal am Tag bringt sie mir Essen vorbei, das ich meistens kaum anrühre, und ich frage mich, seit wann sie so viel von zu Hause aus arbeitet oder ob sie sich die Tage frei genommen hat, um wenigstens in meiner Nähe zu sein.

Ich rede mit niemandem. Nicht mit meiner Mutter, nicht mit Aaron und auch nicht mit Loreen – und mit Alec erst recht nicht. Für jemanden wie mich, der sonst den ganzen Tag am reden ist, fühlt es sich an, als hätte man mir die Organe herausgerissen, aber ich wüsste auch nicht, worüber ich sprechen sollte. Vermutlich würde ich nur wieder in Tränen ausbrechen, sobald ich versuche den Mund zu öffnen.

Jedes Mal wenn ich mich an Alec erinnere, zieht sich mein Brustkorb zusammen, bis ich kaum noch Luft bekomme und an meinen Tränen zu ersticken drohe. Ich habe nicht gewusst, dass sich Liebeskummer so schrecklich anfühlt. In den ganzen Liebesfilmen und Büchern sieht es immer so einfach aus. Die Hauptfigur geht einfach mit der besten Freundin shoppen, lästert über den Jungen und der ganze Kummer lässt sich mit einem warmen, leckeren Kaffee von Starbucks herunterschlucken, aber ich schaffe es nicht einmal, aus meinem Bett zu steigen, geschweige denn jemandem zu erzählen, was passiert ist.

Die meiste Zeit liege ich einfach nur auf meinem Bett, weine, starre die Decke an, weine, höre Musik, weine, weine und weine. Ich weine so lange, wie ich noch nie in meinem Leben geweint habe. Ich weine so viel, dass ich irgendwann das Gefühl habe, dass mir die Tränen ausgehen, aber ich weine auch dann noch weiter. Mit meinen Tränen könnte man einen Eimer füllen – ach was, wahrscheinlich ein dutzend Eimer.

BadassWhere stories live. Discover now