31 | Erwischt

32.9K 1.8K 660
                                    

• Sleeping At Last - Earth •  

Zwei Tage später klingelt mein Handy. Ich nehme ab, ohne darauf zu achten wer mich anruft. Dementsprechend bin ich mehr als überrascht, seine Stimme zu hören.

»Hey Beccs.«

Ich schlucke, stoppe den Film, den ich gerade angeschaut habe und mich dann unsicher in meinem Bett zurücklehne. »Alec?«

»Bingo.«

»Was ist?«, frage ich, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll und weil...naja, weil ich mich das wirklich frage. Dass er mich tatsächlich anruft, hätte ich irgendwie nicht erwartet. »Warum rufst du mich an?«

»Hmm...« Er zögert kurz. »Vielleicht habe ich ja einfach nur deine Stimme vermisst, Rebecca.«

Ich halte die Luft an und für eine Sekunde rutscht mir das Herz in die Hose. Auch wenn er es nicht ernst meint, ich habe seine Stimme definitiv vermisst, doch das lasse ich mir auf keinen Fall anhören, schnaube nur und antworte:»Na klar.«

Er lacht leise. »Ist das so unrealistisch?«

»Mehr als das, Alec, viel mehr.« Ich ziehe an einem losen Faden, der an meiner dunklen Jeans hängt, weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll. Alecs Anruf überfordert mich. Der Faden wird immer länger und länger, bis die Naht meiner Hose schließlich reißt und ein Loch die rechte Seite meines Oberschenkels ziert. Ich fluche leise, als mir klar wird, dass ich gerade meine Lieblingsjeans zerstört habe.

»Hör mal, Beccs«, höre ich Alec sagen und im Hintergrund nehme ich Calebs Stimme wahr. Obwohl er flüstert, verstehe ich jedes Wort, das er von sich gibt: Ist das Becca, Alec? Alec seufzt. Ich weiß nicht, ob er mit dem Kopf nickt, gehe aber davon aus, weil ich keine Antwort hören kann. »Caleb vermisst dich. Vielleicht hast du ja Lust und Zeit vorbeizukommen, um ihn ein bisschen zu...beschäftigen.«

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Er hat mich natürlich nur angerufen, um mich zu bitten, auf Caleb aufzupassen. Natürlich. Was hatte ich auch anderes erwartet? Ein Date? Einen Heiratsantrag? Dumme dumme dumme Rebecca!

»Du hast bestimmt viel zu tun...«

Ich schaue auf den angehaltenen Film und Johnny Depp, der mit offenstehendem Mund und völlig erstarrt auf meinem Bildschirm zu sehen ist, bis mein Blick zu den drei verschiedenen Chipstüten, der Schokoladentafel und den Gummibärchen, die auf meinem Bett liegen, wandert. Ja, ich habe sehr viel zu tun, Alec, wenn du wüsstest, denke ich, während mein Blick wieder auf Johnny fällt und dieses Mal auch an ihm hängen bleibt.

»...aber vielleicht hast du trotzdem Zeit-«

»Ich komme«, unterbreche ich ihn schnell, klappe meinen Laptop zu und stecke das Handy zwischen Schulter und Ohr, während ich zu meinem Kleiderschrank düse, um mir eine andere Hose anzuziehen. »Sag Caleb, dass ich komme.«

Als ich ungefähr vierzig Minuten später vor dem Haus der Moranis stehe und an der Haustür klingle, wird sie eine Sekunde später auch schon aufgerissen. Ein breit grinsender Caleb steht vor mir. »Becca!«

»Caleb!«, rufe ich genauso euphorisch zurück, strecke die Arme aus und drücke Caleb so fest an meine Brust, dass man glauben könnte, er wäre mein verlorengeglaubter Sohn...oder Bruder, wie man's nimmt. »Hast du mich vermisst?«, frage ich leise, in sein Ohr flüsternd, während ich ihm durch sein braunes, weiches Haar fahre.

Er schaut mich an und lächelt. »Ein bisschen.«

»Gut. Ich dich nämlich auch.«

Caleb greift nach meiner Hand und zieht mich dann hinter sich her in die Küche. Das erste was ich sehe, ist Alec, der über diverse Bücher gebeugt, dasitzt, seinen Stift zwischen die Lippen nimmt und nachzudenken scheint. Ich starre den Stift und seine Lippen länger an, als ich sollte, bis meine Augen sich schließlich von diesem Anblick losreißen können. Seine Hände stecken in einer fast schon frustrierten Geste in seinen dunklen Haaren, die ihm wirr vom Kopf abstehen.

Badassحيث تعيش القصص. اكتشف الآن