2 | Der schöne Unbekannte

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• BTS - Save Me •

Ich öffne stöhnend die Augen und schaue verwirrt auf. Was ist passiert? Mein Blick wandert umher und ich bemerke, dass ich immer noch auf dem Hocker sitze, während die meisten anderen auf der Tanzfläche sind. Naja, während alle anderen auf der Tanzfläche stehen.

Seufz. Alle außer mir. Ich bin immer noch mutterseelenallein....Moment. Scheiße. Ich bin gar nicht mehr alleine. Jemand sitzt auf dem zweiten Hocker.

Er sitzt mir gegenüber auf dem Barhocker und rührt in seinem Cocktail herum, während sein Blick an einem leeren Platz klebt. So als würde er nachdenken.

Wann hat er sich denn bitte hier hingesetzt? Haben ihn nicht eben noch ein Schwarm Frauen mit sich gezerrt? Wie viel Zeit ist seitdem vergangen? Ich hebe den Blick zur Uhr und bemerke, dass gut zehn Minuten verstrichen sind, seit die Liebe meines Lebens in den Raum getreten ist und ich mich Hals über Kopf (und leicht angetrunken) in ihn verliebt habe.

Sein Haar ist schwarz - rabenschwarz - schwärzer als Schwarz, das schwärzeste Schwarz, das meine Augen je erblickt haben. Ich weiß nicht, ob meine Gedanken überhaupt einen Sinn ergeben, aber das ist mir egal. Mir ist alles egal. Jedenfalls in diesem Moment. Denn alles woran ich in diesem Moment denken kann, ist sein unglaublich schönes Haar, durch das ich am liebsten meine Finger fahren würde, um zu testen, ob es tatsächlich so weich ist, wie es aussieht.

Das nächste Mal solltest du weniger trinken, sage ich zu mir selbst. Dann würdest du auch nicht so viel Blödsinn denken.

Ihm scheint mein Blick aufgefallen zu sein, denn plötzlich neigt er den Kopf, bis seine Augen auf mir liegen. Es braucht einen Blick, um mich und meine ganzes Gefühlschaos zum Explodieren zu bringen. Ein einziger Blick aus seinen blauen Augen. Nein, Moment. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich verenge die Augen, um ihn besser sehen zu können. Sie sind nicht blau, sondern braun. Nein, ruft die Stimme in mir noch einmal, sie sind beides. Blau und braun.

Ich schnappe hastig nach Luft, weil ich das Gefühl bekomme, ich kippe gleich zur Seite. Noch nie in meinem bislang siebzehnjährigen Leben habe ich solche Augen gesehen. Das rechte Auge strahlt in einem fast schon unnatürlich hellen Blau, während das linke Auge das komplette Gegenteil ist - es ist so dunkel, so braun und wirkt so warm. Es erinnert an Ebenholz.

Als ihm aufzufallen scheint, was für eine Wirkung er auf mich hat, hebt sich sein rechter Mundwinkel zu einem amüsierten Schmunzeln, bevor sein Blick über meinen Körper fährt. Naja, alles, was eben nicht vom Tisch verdeckt wird.

Ich nutze die Gelegenheit aus, um ihn besser unter die Lupe zu nehmen. Jetzt wo er mir so nahe ist, kann ich ihn auch richtig sehen und nicht nur eine schwammige Version von ihm. Und ich muss sagen, die HD-Auflösung gefällt mir um einiges - um Welten - besser.

Mein Blick fällt auf das weiße, schicke Hemd, das er trägt und den perfekten Kontrast zu seinen dunklen Haaren darstellt. Ich atme scharf ein und würde am liebsten anerkennend pfeifen, aber ich halte mich zurück, bevor er mich für komplett verrückt hält. Doch die Tatsache, dass er ein Hemd trägt, lässt mich wie Butter an einem heißen Sommertag dahinschmelzen. Ich glaube, ich kenne keinen Jungen, der jemals freiwillig ein Hemd getragen hat. Dabei sieht das so verdammt scharf aus. Ich würde ihn auf der Stelle heiraten, einfach nur, weil er ein Hemd-Träger ist und weil er vermutlich - nein, nicht vermutlich, sondern ganz sicher - der attraktivste Mann ist, den ich jemals gesehen habe.

Die Ärmel hat er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und als mein Blick über seine nackten, nicht-so-wirklich-nackten Arme fährt, staune ich nicht schlecht. Sie sind genau so bunt, wie seine Augen. Übersät mit tätowierten Zeichnungen und Schriften, die ich in diesem Moment nicht genau erkennen kann, denn ich spüre, dass sein Blick wieder auf meinem Gesicht liegt.

BadassDonde viven las historias. Descúbrelo ahora