6 | Caleb

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• Jaymes Young - I'll Be Good •      

Die erste Schulwoche ist gar nicht so schlimm - wir bekommen unsere Stundenpläne, alle Klausurtermine für das kommende Halbjahr und besprechen in den einzelnen Kursen die Themen. Es tut gut, meine besten Freunde wieder regelmäßig zu sehen und nicht mehr zu Hause fest zu sitzen.

Sobald ich zu Hause bin, lege ich mich hin und faulenze, lese und schaue ein paar Serien. So vergehen die Tage und das ist das Gute an der ersten Schulwoche - man hat noch Luft zum Atmen. So geht die Woche ganz schnell herum und der Samstag steht irgendwann vor der Tür. Der Tag, den ich so lange versucht habe, hinauszuzögern.

Am Nachmittag gehen Aaron, Loreen und ich zusammen in die Stadt, um Besorgungen für die Schule zu machen. Klausurhefte, Hefter und andere Dinge.

Wir lassen uns von fast allem ablenken. Loreen macht andauernd Faxen und Aaron kriegt sich kaum noch ein, während ich grinsend daneben stehe. Es tut echt verdammt gut, sich mal wieder richtig mit den beiden zu treffen und Spaß zu haben. Ich weiß nicht, wann wir uns zum letzten Mal einfach so zu dritt getroffen haben, um herum zu albern, auch wenn wir uns eigentlich nur neue Schulsachen kaufen wollten, aber ich bin mir sicher, dass ich das in näherer Zukunft öfter mal brauchen werde.

Nachdem es zu spät ist, um vor meinem Bewerbungsgespräch noch einmal nach Hause zu fahren, entscheide ich mich dafür, mir was in einer Imbissbude zu kaufen, um auch ganz sicher pünktlich zu meinem Termin anzukommen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass ich in etwa einer Stunde bei ihnen sein sollte.

Ich kaufe mir einen Burger und stopfe mir das Essen so schnell es geht in den Mund, danach verabschiede ich mich von Aaron und Loreen und springe in den nächsten Bus. Loreen hat noch versucht, mich aufzumuntern, bevor wir uns verabschiedet haben, was aber leider nicht ganz funktioniert hat.

Seufzend lasse ich mich auf einen leeren Platz fallen und krame mein Handy heraus. Ich schaue erneut auf die Uhr. Noch vierzig Minuten. Ich berechne die Fahrtzeit im Kopf. Wenn der Bus pünktlich ist, dann bin ich in einer halben Stunde etwa da. Das sollte zu schaffen sein.

Ich lasse mich zurück in meinen Sitz fallen, stelle meinen Rucksack auf den Platz neben mir ab und schaue aus dem Fenster. Die gesamte Fahrt über beobachte ich die Landschaft, an der wir vorbeifahren, während ich Musik höre. Auch wenn ich mich zu entspannen versuche, spüre ich, wie die Nervosität und Angst die Oberhand gewinnt. Ich kaue die gesamte Fahrt über an meinen Lippen herum, kratze den Lack an meinen Nägeln ab und seufze gefühlt jede Millisekunde.

Zweiunddreißig Minuten später komme ich schließlich an. Ich steige mit zwei älteren Damen aus und warte bis der Bus weiter fährt.

Als ich an der Haltestelle stehen bleibe, schaue ich mich kurz um, bevor ich mein Handy heraus krame, um noch einmal die Adresse zu sehen. Ich tippe sie in Google Maps ein und beginne, der Wegbeschreibung zu folgen. Aus den angeblichen zwei Minuten Fußmarsch werden fünf einhalb, weil ich zu blöd bin, um mich an einer Karte zu orientieren und ich keine Straßenschilder sehe, geschweige denn Menschen, die ich fragen könnte. Selbst die alten Damen von eben sind wie vom Erdboden verschwunden.

Als ich schließlich vor einem schicken, weißen Haus stehe, glaube ich, dass ich richtig bin. Ich gehe durch den kleinen Vorgarten, steige exakt drei Stufen hinauf und bleibe schließlich vor der Haustür stehen. Mein Blick fällt auf die Klingel. Moranis. Das ist es. Ich zögere noch eine Sekunde, bevor ich schließlich klingele. Tief ein und ausatmen. Wenn ich das hier nicht durchziehe, reißt mein Vater mir heute Abend noch den hübschen Kopf ab, nachdem er von der Arbeit kommt und um ehrlich zu sein mag ich meinen Kopf ganz gerne dran haben.

BadassHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin