27 | Ablenkungsmanöver a la Becca

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• Sia - Angel by The Wings •

»Nichts«, sage ich so schnell und leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er es gehört hat. »Mir ist nur kalt gewesen und da dachte ich...« Ich drehe mich um und ziehe hastig einen Pullover aus dem Schrank. Doch während ich an einem der zahllosen Ärmel ziehe, die herunter baumeln, rutscht das Album, das ich zuvor noch achtlos in den Schrank geworfen habe, plötzlich aus einem der Regale. Es landet mit einem lauten Knall neben mir auf dem Boden.

Völlig entsetzt starre ich auf den Boden. Warum muss so etwas immer nur mir passieren?

Ich atme tief ein und aus, bevor ich mich langsam wieder zu Alec umdrehe. Er steht mit angespannten Schultern vor mir, den Blick ebenfalls auf das Album am Boden gerichtet. Er weiß es. Er weiß es ganz sicher. So unaufmerksam und tollpatschig wie ich bin, habe ich es nicht in das selbe Regal gelegt, aus dem ich es zuvor geholt habe. Alec wird es bemerkt haben, mir jeden Augenblick den Kopf abreißen und ihn dann in seine Schublade stecken. Da bin ich mir ganz sicher.

»Das«, sagt er, als sein Blick von dem Album wieder auf mich fällt, »ist nicht nichts.«

Verdammt. Ein Versuch war es wert.

Panisch überlege ich, was ich als nächstes tun soll. Egal was ich sage, es wird ihn nicht besänftigen, das ist mir klar. Ich habe, trotz seiner Warnung, seine Wohnung durchsucht und jetzt muss ich wohl oder übel mit den Konsequenzen leben. Ihm scheint es wichtig zu sein, seine Geheimnisse zu pflegen - dass ich diese Grenze zu überschreiten versuche, gefällt ihm offensichtlich nicht.

Alec wirkt so angespannt, dass ich befürchte, dass er mich gleich anbrüllen und aus dem Zimmer werfen wird. Vielleicht explodiert er auch einfach wie ein Vulkan. Die Vorstellung, dass er explodiert und aus seinem Körper Lava spritzt, brennt sich in mein Gedächtnis.

Ich schüttele den Kopf, schiebe das seltsame Bild, das ich gerade vor mir habe, beiseite und denke nach. Was könnte ich tun, um Alec wenigstens ein bisschen zu besänftigen? Was muss ich sagen oder tun, um ihn die Sache mit dem Album vergessen zu lassen?

Es dauert nicht lange, bis mir endlich ein Gedanke kommt. Es ist nicht der beste Einfall, den ich je hatte, aber der einzige, der mir in diesem Moment einfällt. Vermutlich werde ich später bereuen, was ich jetzt tue, doch das ist mir in diesem Augenblick schlichtweg egal.

Ohne weiter darüber nachzudenken, gehe ich die wenigen Schritte, die zwischen uns stehen, auf ihn zu. Es kostet mich viel Überwindung meine Hand auf seinen Nacken zu legen, um sein Gesicht zu mir herunter zu ziehen. Doch als sein Mund schließlich auf meinem liegt, sind alle meine Zweifel verschwunden.

Es ist nur ein kurzer Kuss und doch klopft mir das Herz bis zum Anschlag. Alecs Körper ist immer noch so angespannt wie ein Brett, als ich mich langsam von ihm löse.

Ich weiß nicht, woher ich den plötzlichen Mut nehme, ihn einfach zu küssen, aber als ich langsam die Augen öffne, sehe ich, dass er mich anstarrt. Er hat offensichtlich nicht damit gerechnet, dass ich ihn küsse - ich nämlich auch nicht.

Er öffnet den Mund. »Was-«

Doch bevor er weitersprechen kann, drücke ich meine Hände gegen seine Brust und schubse ihn auf sein Bett, das hinter ihm steht. Wenn Plan A nicht funktioniert, muss eben Plan B her. Auch wenn Plan B eigentlich kein richtiger Plan ist.

So ein kleiner Kuss scheint ihn nicht zu besänftigen, also muss ich mich wohl mehr hineinsteigern. Nicht dass ich ein Problem damit hätte. Seit ich Alec damals im Haus seiner Eltern wiedergesehen habe, habe ich den Wunsch, ihn zu berühren. Ich will mehr als nur einen heißen Kuss vor meiner Haustür. Viel mehr.

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