Blank Dream

By kaddyabby

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Das Leben ändert sich. Immer wieder, ohne dass du oder ich einen Einfluss darauf haben. Felicitas Leben wird... More

~Eins~
~Zwei~
~Drei~
~Vier~
~Fünf~
~Sechs~
~Sieben~
~Acht~
~Neun~
~Zehn~
~Elf~
~Zwölf~
~Dreizehn~
~Vierzehn~
~Fünfzehn~
~Sechzehn~
~Siebzehn~
~Achtzehn~
~Neunzehn~
~Zwanzig~
~Einundzwanzig~
~Zweiundzwanzig~
~Dreiundzwanzig~
~Vierundzwanzig~
~Fünfundzwanzig~
~Sechsundzwanzig~
~Siebenundzwanzig~
~Achtungzwanzig~
~Neunundzwanig~
~Dreißig~
~Einunddreißig~
~Dreiunddreißig~
~Vierunddreißig~
~Fünfunddreißig~
~Sechsunddreißig~
~Siebenunddreißig~
~Achtunddreißig~
~Neununddreißig~
~Vierzig~
~Einundvierzig~
~Zweiundvierzig~
~Dreiundvierzig~
Frage+Antwort (Sorry :D)
~Vierundvierzig~
~Fünfundvierzig~
~Sechsundvierzig~
~Siebenundvierzig-Ende~

~Zweiunddreißig~

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By kaddyabby

Der Abend neigte sich dem Ende zu und Lucianos Erleichterung brach regelrecht aus ihm heraus, als er Felicita endlich in ihr Zimmer bringen durfte. Sie wirkte müde und nervös zugleich, wobei er sich sicher war, dass es weniger an ihm und vielmehr an Gians Zukunft lag. Allmählich machte er sich auch Gedanken darüber, warum sie wirklich so schnell seinen Antrag angenommen hatte. Er wusste, dass Gians Rettung einen schwerwiegenden Grund ausmachte, doch für die Einwilligung in die ewige Zweisamkeit musste da mehr sein. Gefühle, die ihr vielleicht noch nicht so klar waren. Sollte er ihr auf die Sprünge helfen, oder abwarten?

„Na dann", setzte sie verlegen an und legte eine Hand an die Türklinke. „Sehen wir uns morgen. Der Tanz war übrigens sehr schön."

Oh ja, das war er, dachte Luciano und musste lächeln. Sie hatte sich anfangs recht schüchtern von ihm führen lassen, aber nach einigen Minuten gelangen ihr die Schritte recht gut. Gerne hätte er die gesamte Feier so verbracht, allerdings mussten sie sich zusammen mit Giovanni den Gepflogenheiten der Mafia ergeben. Das beinhaltete - so sehr er es selbst hasste - sich vor allen Gästen vorzustellen und die Hochzeit offiziell bekannt zu machen. Der Termin stand bereits, daher fiel ihm die kleine Ansprache, die Giovanni ihm erlaubte, leicht. Felicita wiederum schien überfordert gewesen zu sein. Die ganze Zeit suchte sie seinen Blick, was ihn nicht störte, im Gegenteil, doch auch sie würde in den nächsten Tagen ihrem Stand gerecht werden. Und das bedeutete, sei es nur zum Schein, selbstbewusst aufzutreten.

Unsicher lehnte sie sich gegen die Zimmertür, die sich einen Spalt öffnete. Lucianos Herz schmerzte, das war zu früh. Er wollte sie noch etwas länger bei sich wissen und mit ihr reden. Sie berühren, schoss es ihm durch den Kopf. Jetzt durfte er es, oder? Immerhin würden sie heiraten, waren verlobt. Wenn es ihm nicht gewährt wäre, wem dann?

„Gute Nacht", flüsterte sie.

Doch sie kam nicht weit. Bevor sie in ihr Zimmer huschen konnte, drückte Luciano die Tür zu und zog sie an seine Brust. Ganz vorsichtig strich er über ihren Rücken, merkte, wie sie sich anspannte. Ihre schmalen Finger pressten sich gegen seine Arme, die sie fest umschlangen. Diese strahlend blauen Augen besaßen so viel Wärme, dass er sich einbildete, sie würden glühen.

Während sich ihre Wangen zusehends röteten, versuchte sie weiterhin sich zu befreien. Sanft schob er sie gegen die Wand und klemmte ihr Bein zwischen seinen ein. Der kleine Körper zuckte zusammen. Er beugte sich zu ihr herab, streifte mit seinen Lippen ihren Hals. Was für ein Gesicht sie wohl gerade machte? Zumindest wirkte sie überraschter als er erwartete und irgendwie empfand er diese Reaktion äußerst süß.

„Wirst du mein sein?", raunte er in ihr Ohr.

Ganz langsam schüttelte sie den Kopf, stoppte und erkämpfte sich etwas Platz, um ihm in die Augen zu schauen. Sie schnappte nach Luft, ordnete sich und ihre Gedanken. Luciano blickte sie ein wenig betrübt und enttäuscht an. Normalerweise zog dieser Hundeblick immer, aber Felicita blieb bei ihrer Aussage.

„Nicht ...", fügte sie mit zittrigem Stimmchen hinzu und fummelte an ihrem Kleid herum.

„Schon gut", Luciano schloss sie wieder in seine Arme.

Dieses Mal schmiegte sie sich an ihn, auch wenn sie es zögerlich tat, verzieh er ihr sofort. Eine junge Frau wie sie würde nicht so schnell mit einem Mann ins Bett hüpfen. Offensichtlich nicht einmal, wenn sie in wenigen Tagen verheiratet wären.

„Ich muss jetzt wirklich schlafen", jammert sie beinahe und er lässt sie sachte zu Boden gleiten.

Ohne sich umzudrehen, verschwindet sie in ihrem Zimmer und Luciano strich sich durch die langen Haare. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn und er bemerkte, dass seine Atmung schneller ging. Dieser Abend, nein dieser Moment hatte ihn geschafft. Gut, dass er sich zu beherrschen wusste.


Mit rasendem Herz und bebendem Körper sackte Felicita an der geschlossenen Tür in sich zusammen. Ihr Gesicht brannte und ihre Lippen zitterten. Was war eben geschehen? Sie zog die Beine an den Bauch, verharrte eine Zeit lang in der Position. Leise Schritte entfernten sich von ihr, sodass sie sich sicher sein konnte, dass Luciano gegangen war.

„Puh", atmete sie laut aus und erhob sich mit wackligen Beinen.

Müde schleppte sie sich zu ihrem Bett, kuschelte sich in die frisch bezogenen Kissen. Etwas stach in ihre empfindliche Haut an der Seite. Die goldenen Nähte des Kleides rieben an ihr. Murrend schälte sie sich aus dem Stoff und schmiss ihn in die Ecke. In Unterwäsche fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder wachte sie schweißnass auf, schaute sich ängstlich um. Dieser Ort und die Menschen in dem Haus waren ihr nicht geheuer. Sie sehnte sich nach Ruhe und Normalität, doch allem Anschein nach, würden ihr das nicht gegönnt sein.

Ein weiteres Mal drehte sie sich von links nach rechts und versuchte, wieder einzuschlafen. Allerdings konnte sie ihre Sorgen und Gedanken nur schwer abschalten. Bilder von Gian flackerten vor ihren Augen auf. Wie er in einem Meer aus Blut stand und schließlich darin ertrank. Die Art und Weise, wie er sie angesehen hatte, bescherte ihre eine Gänsehaut. Dann trat Luciano an seine Stelle. Er war ihr so nahe gekommen, dass ihr Magen sich verkrampfte.

Der Morgen half ihr auch nicht wirklich. Dunkle Augenringe zierten ihr leichenblasses Gesicht. Auf dem Schränkchen in ihrem Badezimmer standen einige Schminkkästchen mit Makeup. Mit der Hoffnung, nach ihren Anstrengungen nicht mehr ganz so tot auszusehen, schmierte sie sich etwas davon auf die Haut. Zufrieden war sie mit dem Gesamtbild zwar nicht, aber es musste ausreichen.

Auf Zehnspitzen schlich sie sich aus ihrem Zimmer, den Gang entlang und mit dem Lift hinunter in die Eingangshalle. Obwohl dort Wachen herumlungerten, erweckte sie nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Solange sie nicht flüchtete, dachte sie und suchte nach Luciano. Sie hatten vereinbart, sich hier zu treffen. Er versprach ihr, ein paar seiner Leute mitzubringen und gemeinsam würden sie Gian aus dem Labor schaffen. Die Fragen wie und wann blieben bisher noch offen.

„Morgen", meldete sich Luciano nüchtern und lief an ihr vorbei in Richtung Aufzug. Verdutzt folgte sie ihm, guckte noch einmal zurück, da sie ihn gar nicht hatte reinkommen sehen. „Nach dir."

Er machte eine einladende Geste und deutete auf den Fahrstuhl, dessen Türen offenstanden. Einen Moment vergewisserten sie sich, dass auch niemand sie beobachtete. Seit dem vergangenen Abend sollten Giovannis Männer zumindest keinen Verdacht schöpfen, wenn sie zusammen unterwegs waren.

„Wo sind die anderen?", erkundigte sich das Mädchen im Lift. Da er, entgegen ihrer Abmachung allein gekommen war, fühlte sie sich komisch. Unsicher.

„Die warten draußen. Ich dachte, wenn wir mit einer kleine Armee in die Del Monte Villa stürmen, könnten sie uns aufhalten."

„Das stimmt", sie verkroch sich mit verschränkten Armen in eine Ecke. „Ich hoffe, dass alles gut geht. Dass es Gian gut geht."

Im Keller angekommen, wies Luciano sie an, in der Nähe des Liftes zu warten. Sie vernahm einen dumpfen Knall, Stöhnen und einen Mann, der kurz fluchte und dann in Stille versank. Ihr Körper regte sich instinktiv und wollte von hier verschwinden. An den Anblick toter Menschen konnte man sich nicht gewöhnen, jedenfalls erging es ihr so. Den Blick starr auf die Tür gerichtet, hinter der Gian sich befand, tapste sie durch die drei Leichen.

Luciano schloss die Metalltür mit einem Schlüssel, den er einer der Wachen abgenommen hatte, auf und hielt inne. Vielleicht war Gian der Droge bereits vollkommen verfallen und so ein Monster freizulassen, kam selbst ihm nicht in den Sinn. Felicita fühlte ähnlich, jedoch sprach aus ihren Taten die Hoffnung.

Sie drängelte sich vor ihn und öffnete rasch die Tür. Lediglich eine Halogenleuchte flackerte an der Decke, der Rest war zerschlagen worden. Auch die blinkenden und rauschenden Maschinen wirkten zerstört. Diese Stille bedeutete nichts Gutes.

„Gian?", fragte sie in die Leere. „Bist du hier?"

Ein tiefes Knurren ertönte und verklang. Sie wagte sich einen Schritt vorwärts, wurde allerdings sofort von Luciano zurückgehalten. Als sie sich wehrte und seine Hand von ihrer Schulter schieben wollte, er sie aber nicht ließ, schoss ein Skalpell an ihren Köpfen vorbei.

„Er lebt also noch", stellte Luciano fest, wobei seine Stimme zitterte. Das scharfe Messer hatte ihn zwar nicht getroffen, dennoch würde er sich hüten, auch nur eine falsche Bewegung zu machen. „Falls du noch bei Sinnen sein solltest, sprichst du lieber mit uns. Sonst muss ich deinem Leiden ein Ende setzten."

„Ver ... verschwindet einfach", röchelte Gian, obgleich man ihn kaum wiedererkannte.

Felicita, die sich entweder der Gefahr nicht bewusst war, oder sie schlichtweg ignorierte, näherte sich vorsichtig der Stelle, wo sie Gian vermutete. Doch was sie fand, stampfte selbst ihre Hoffnung ein. Eine Gestalt hockte vor ihr. Zusammengerollt, als könne sie so niemand verletzten. Oder damit er keinem etwas antat.

Die junge Frau streckte ihre Hand nach ihm aus, bedacht darauf, ihn nicht zu sehr zu verschrecken. Es war, als würde man mit einem wilden Tier hantieren. Einem Wesen, das sie in wenigen Sekunden in Stücke reißen könnte und trotzdem näherte sie sich ihm immer weiter. Nur noch Zentimeter trennten sie, während Lucianos besorgter Blick auf ihre lag.

„Gian?", flüsterte sie und legte die Handfläche auf seinen Rücken. „Ich bin's. Komm schon, du musst mit mir reden."

Plötzlich sprang Gian auf und riss Felicita um, türmte mit erhobener Faust über ihr. Ihr Atem stockte und instinktiv hielt sie die Hände vor ihr Gesicht, aber der Schmerz des Schlages ließ auf sich warten. Stattdessen donnerte etwas neben ihrem rechten Ohr auf den Boden.

„Herrgott", schnaubte Luciano und sein Tonfall steckte voller Erleichterung.

Als Felicita ihre Hände hob, schaute sie in ein tränennasses Gesicht. Neben ihrem Kopf stützte sich Gian mit der niedergegangenen Hand ab. Sachte legte sie ihre Hände auf seine Wangen und er schloss die Augen.

Mit Leichtigkeit zog er sie Beide hoch und schlang einen Arm um ihre Taille. Seinen Kopf legte er schlapp auf ihre Schulter und atmete ihren Duft ein, als könne er ihm das Erlebte nehmen. Felicita streichelte seinen Rücken, redete dabei beruhigend auf ihn ein.

„Wir sollten uns trotz aller familiären Wiedervereinigung beeilen", entgegnete Luciano, der den Gang betrachtete. „Sie werden bald Verdacht schöpfen, immerhin sind die Wachen nicht gerade leise gestorben."

„Kannst du laufen?", erkundigte Felicita sich und erhielt ein Nicken von Gian. „Okay, wir können."

Im Aufzug setzte er sich auf den Boden, lehnte den Kopf gegen die kühlende Metallverkleidung. Die junge Frau konnte kaum stillstehen. Der Mut von eben schien verpufft. Wie sollten sie ihn unerkannt aus diesem Haus bringen? In der Eingangshalle standen schließlich auch die Männer Giovannis herum.

„Wie kommt es, dass du unbehelligt herumlaufen darfst?", fragte Gian auf einmal. „Und wieso ist er hier?"

„Ein Danke würde mir genügen", entgegnete Luciano brummend.

„Das ist eine lange Geschichte", antwortete Felicita und schaute auf ihre Füße.

„Ich habe Zeit", warf Gian ein. „Bis wir oben ankommen, versteht sich. Also? Warum ist Luciano bei dir, um mich zu befreien?"

„Weil wir schon sehr bald heiraten werden", bellte Luciano beinahe und im selben Moment stoppte der Fahrstuhl. „Und jetzt raus hier!"

Er schnappte sich Gian, der noch in seinem Schock gefangen schien und rannte mit diesem durch die Eingangshalle. Keine Wachen, stellte das Mädchen überrascht fest und sah zu, wie Luciano Gian an Pino und Diego übergab. Die Zwei waren so schnell verschwunden, dass sie die Beiden fast nicht erkannt hätte.

„So", schnaufte Luciano und schob Felicita zurück in den Lift. „Wir müssen wieder in dein Zimmer und uns eine gute Ausrede einfallen lassen, was wir vor wenigen Minuten getrieben haben", er sah sie nachdenklich und mit einer Eindringlichkeit an, die ihr einen Schauer über den Rücken trieb. „Ich hätte da schone eine Idee."

Ohne zu zögern küsste er sie. Seine Hand vergrub sich in die Haare ihres Hinterkopfes, sodass eine Flucht unmöglich war. Ihre Lippen verschmolzen miteinander. Sie vergaß wo oben und wo unten war. Alles drehte sich in einem kunterbunten Strudel. Zu schnell, rief ihre innere Stimme. Zu schnell und viel zu nah.

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