Isabella Malfoy

By DearMrDarcy

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Isabella Malfoy ist eine Schande für ihre hochangesehene Familie, als sie aus Durmstrang verwiesen wird und n... More

Der Brief
Beschlossene Tatsachen
Rechtschaffung
Severus Snape
Obsidianschwarze Augen
Post von Albus Dumbledore
Im Traum verfolgt
Gleis Neundreiviertel
Hogwarts
Die Auswahl
Ernüchternde Worte
Ein Date?
Zaubertränke mit Folgen
Empathie wider Erwarten
Verschlüsselte Eulenpost
Neue Kontakte
Nachsitzen
Peripetie
Die Kunst, aufzubegehren
Kosequenz des Widerstandes
Paradigmenwechsel
Ein Schritt zurück?
Einsicht
Legilimens
Unerwartete Verbindungen
Das Duell zwischen Löwe und Schlange
Im Büro des Tränkemeisters
Ein Blick in die Vergangenheit
Eine aufschürfende Erkenntnis
Vorweihnachtliche Unglücksboten
Verborgene Seiten
Party auf Umwegen
Feuerwhiskey und Butterbier
Träume sind Schäume, oder?
Abschied
Die Bürde der Malfoys
Reibung und Spaltung
Die Ruhe vor dem Sturm
Erwachen
Ein erschütterndes Ereignis
Die Wiesen von Wiltshire
Zu spät
Zerrissenes Papier
Im goldenen Käfig
Saphir und Silbermond
Schlag auf Schlag
Blaue Flecken
Sackgasse Hoffnung
Reue
Schwarze Tinte
Schlagzeilen
Das Collier
Atmen
Von Kindheit und Erwachsenwerden
Die Drohung
Ein neues Kleid
Versäumnisse
Ein besonderes Geschenk
Der Abschlussball
Familienbande
Der Satan in ihm
Die Hochzeit
Wieder der Fluss
Epilog
Es gibt eine Fortsetzung!

Der gebrochene Mann

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By DearMrDarcy


Der Salon in Malfoy Manor war voller Todesser. Mindestens ein Dutzend von ihnen hatte es sich auf der Couch, in den Sesseln und beim Kamin bequem gemacht. Jonathan Yaxleys Hand lag an meiner Hüfte, als er mich mit gewichtiger Miene durch meinen Salon dirigierte und neben dem Flügel zum Stillstand kam. Keine Sekunde später jedoch entdeckte er seinen Vater in der Nähe der Tür. Yaxley Senior blickte mit überlegener Miene umher, trank in zügigen Schlucken teuren, bernsteinfarbenen Alkohol und wippte teilnahmslos und scheinbar gelangweilt wirkend auf den Fußballen auf und ab.

„Entschuldige mich kurz, Liebes", flüsterte dessen Sohn plötzlich nahe an meinem Ohr, „du verstehst sicherlich, dass ich ein paar Worte mit meinem Vater wechseln möchte, nach all dem Trubel im Ministerium."

Ich lächelte aufgesetzt. „Selbstverständlich." Seine Augen flogen durch den Saal und es war das erste Mal, dass ich neben ihm stand, ohne seinen lauernden oder gar lüsternden Blick auf mir zu spüren. Ja, er sah mich gar nicht, hielt nur meine Hand, abwesend und mit den Gedanken sicherlich nicht bei mir, obwohl ich neben ihm stand. Dann küsste er mich –ohne mir in die Augen zu sehen- kurz forsch und streng der Etikette folgend auf die Lippen, stieß Antonin Dolohow grob aus dem Weg und verschwand eilig in der Menge der wartenden Schar der Gefolgsleute des Dunklen Lords.

Ein kleiner Hauself hielt mir abwartend ein Tablett entgegen. „Wünscht die Miss etwas zu trinken?", piepste der Elf und versuchte mit Mühe, die reichlich gefüllten Champagnergläser auf dem Tablett über seinem Kopf zu balancieren. „Nein, danke", sagte ich, ohne den Elfen eines Blickes zu würdigen und sah mich suchend in dem vollen Salon um.

Ich entdeckte Draco mit einem Whiskeyglas in der Hand bei meiner Tante Bellatrix, die mit dem Rücken zu mir stand. Doch sie war es unverkennbar. Ihre hohe, schlanke Gestalt ragte zwischen den restlichen Todessern, die in den Sesseln hingen oder gekrümmt dastanden elegant und anmutig hervor. Sie hatte eine schmale Taille und schlanke, lange Arme. Ich erinnerte mich unwillkürlich an ihr Bild im Tagespropheten nach dem Massenausbruch aus Askaban. An ihre dunkel überschatteten Augen, ihr wahnsinniges Grinsen, die hohen Wangenknochen, das einst schöne, leicht arrogant wirkende Gesicht... Ihr volles, schwarzes Haar ergoss sich glänzend in wilden Locken über ihren Rücken und in der langfingrigen, schlanken Hand hielt sie in lässiger Eleganz ein Glas mit Elfenwein.

Mein Blick glitt weiter durch den Saal. Einige Meter von mir entfernt saß ein hochgewachsener, blonder, schlanker Todesser in einem Sessel und starrte stumm zu Boden. Er war nicht wie die anderen in Gespräche vertieft oder lachte grölend, sodass der ganze Raum erzitterte, wie beispielsweise Crabbe Senior. Er saß still da und schien mit den Gedanken woanders zu sein. Sein Umhang wirkte abgetragen und das einst samtene Schwarz erschien Grau von Staub und Dreck. Sein langes Haar war wirr und unordentlich. Auch hielt er kein Glas mit teurem Alkohol in der Hand. Seine Hände ruhten lediglich still auf seinen spitzen Knien. Plötzlich hob er den Kopf und ich starrte ihn fassungslos an.

„Vater?", keuchte ich erschrocken. So sehr ich ihn auch hätte hassen sollen, so erleichtert war ich doch in dem Moment, ihn unversehrt vorzufinden. Er war immerhin mein Vater und ich als seine Tochter, die ihm immer und immer wieder verziehen hatte, Ausreden für seine Laune gefunden hatte, mich über die Wunden, die er mir zugefügt hatte, hinweggetröstet hatte, brachte es auch diesmal nicht übers Herz, ihm den Tod zu wünschen, auch wenn ich mich insgeheim gefragt hatte, ob es wohl möglich gewesen wäre, dass er bei dem Vorfall hätte umkommen können. Unweigerlich hatte ich mich bei dem Gedanken erwischt, dass wenn dies der Wahrheit entsprochen hätte, nichts mehr so gewesen wäre, wie vorher... Doch es gab viel größere Übel, als ihn. Und eines war auf dem Weg hierher.

Überrascht hob er den Kopf, entdeckte mich und sprang sogleich auf die Beine. „Mein Kind! Isabella!" Er drängte sich an Rabastan Lestrange vorbei. Sein Umhang war voller Asche. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Der Misserfolg stand ihm nicht. Ich war beschämt, dass ich ihn nicht auf Anhieb erkannt hatte. Er sah gebrochen aus. Anders und fremd. „Oh, wie froh ich bin, dass du dich bekehrt hast", flüsterte er und schloss mich in die Arme. „Meine süße Bella." Das Herz wurde mir schwer, so unsagbar schwer. Er stank nach Alkohol und versenktem Haar und nach etwas anderem. Ein fremder, unbekannter Geruch klebte an seiner Kleidung und ich hielt unwillkürlich die Luft an. Oh, mein missratener, gebrochener Vater...

Er musterte mich von Kopf bis Fuß, hielt mich eine Armlänge von sich entfernt. „Oh, mein süßes, unschuldiges Frühlingskind... Nun geh rasch und zieh dich um", sagte er und ein kleines Lächeln zuckte über die kalte Maske seines Gesichtes, die er zwanghaft aufrecht zu verhalten suchte. Seine Lippen zitterten kaum merklich, aber mir entging es nicht. Er hätte mir beinahe leidtun können, aber für Mitleid war in der Familie Malfoy nie viel Platz gewesen. Also setzte ich nur eine genauso undurchdringliche, kalte Maske auf wie der Rest der Menschen in diesem Saal.

Ich knickste leicht, was er freudig zur Kenntnis nahm. „Ja, Vater." Ich wandte mich um und bahnte mir einen Weg durch den mit Todessern gefüllten Salon.

„Und Isabella...", erklang plötzlich erneut die Stimme meines Vaters hinter mir.

Ich drehte mich zu ihm herum. „Ja?"

„...Ich bin froh, dass du da bist... Dass du wohl auf bist..." Ich lächelte kurz ein typisches, gestelltes Malfoy-Lächeln, aber er empfand es als aufrichtig, denn er wandte sich zufrieden ab. Verächtlich drehte ich mich in Richtung Tür, schob mich an einem unbekannten Todesser mit rostrotem Haar und Schnauzbart vorbei und öffnete die gewaltige, tiefbraune Flügeltür.

Ich verließ den Salon und trat auf den leeren, dunklen Flur hinaus. Eine Tür zu meiner Rechten, nahe der Treppe, öffnete sich plötzlich einen Spalt breit und Dracos Kopf lugte hindurch. „Komm", flüsterte er und öffnete die Tür ein bisschen, damit ich an ihm vorbeischlüpfen konnte. Ich sah ihn verwirrt an. Er verdrehte nur die Augen und winkte mich zu sich. „Komm schon", drängte er. Er blickte ein paar Mal prüfend den Flur auf und ab und schloss dann leise die Tür hinter sich. Der Raum stellte sich als Ankleidezimmer heraus. Ich hatte es erst wenige Male in meinem Leben betreten. Hier bewahrten wir die Wintermäntel, Schals, Reiseumhänge, Schrankkoffer, Stiefel und all den Plunder auf, den wir nur selten gebrauchten. Ich starrte ihn abwartend an und hob eine Augenbraue. „Was ist?", zischte ich gedämpft. „Was soll das Ganze?"

Er ignorierte mich. „Sprichst du bitte einen Schweigezauber aus?", sagte er und lehnte sich mit dem Rücken gegen die dunkle Tür. „Wie du weißt, bin ich noch nicht siebzehn..."

„Draco... Was bei Merlins Bart-"

„Tu's einfach", befahl er.

Ich schnaubte verächtlich durch die Nase, zückte aber den Zauberstab, sprach einen Muffliato-Zauber aus und verschloss -auf Dracos Drängen hin- zusätzlich die einfache Holztür mit einem Siegelzauber.

Ich ließ den Zauberstab wieder in meine Tasche gleiten und verschränkte die Arme vor der Brust. „Erklärst du mir jetzt endlich, was das ganze Theater hier soll oder muss ich warten, bis einer von uns Wurzeln schlägt?"

Draco stieß sich am Türrahmen ab und fuhr sich mit den Fingern durch sein weißblondes, unordentliches Haar. „Es geht um die Hochzeit", sagte er. „Ich weiß, dass du ihn nicht heiraten willst."

„Und?" Nun hob ich beide Augenbrauen. „Das ist kein Geheimnis. Sogar Vater hat davon Wind bekommen, falls du's mitbekommen hast", sagte ich ironisch. „Er hat mir eine hübsche, kleine Ansammlung an Narben und Blutergüssen als Andenken hinterlassen." Draco senkte den Blick. „Ich weiß, das hätte er nicht tun sollen." Wieder schnaubte ich durch die Nase.

„Wie gesagt: Ich weiß, dass du Yaxley nicht heiraten willst...", begann er erneut.

„In der Tat", unterbrach ich ihn. „Aber was soll ich tun? Vater befiehlt es und was Vater sagt, ist Gesetz."

Draco musterte mich kühl. „Und diesen Gesetzen unterwirfst du dich natürlich ohne Wenn und Aber..."

„Du verstehst das nicht. Denkst du denn, ich hätte das nie probiert, mein liebes, naives Brüderchen?", erwiderte ich genervt. „Du hast nie Vaters wahren Zorn gespürt, hast nie seine Flüche erleiden müssen oder seine verachtenden Blicke auf dir gespürt, nur weil du eben das bist, was du bist: Ein Mädchen. Ein Mädchen, das eine einzige Enttäuschung ist neben diesem wunderbaren Goldjungen, der keine Sorgen außer seinen Schulnoten hat... Der dann und wann mal gescholten wird oder einen tadelnden Blick erhält und das wars..."

„Jetzt mach aber mal halblang", zischte Draco. „Glaubst du etwa, mein Leben ist einfach? Ja? Glaubst du das? Wenn ja, dann hast du dich aber gewaltig geschnitten, Isabella. Du weißt nicht, wie es ist, ein Todesser zu werden, du weißt nicht, wie es ist, wenn ein verdammt riesiger Batzen von hohen Erwartungen auf deinen Schultern lastet."

„Ach nein?", schrie ich nun und war insgeheim froh über den Schweigezauber. „Natürlich weiß ich nicht, wie es ist, eine verdammte Malfoy zu sein! Wie dumm von mir. Das weißt natürlich nur du allein, weil du das einzige Kind dieses Mannes bist, der mir das Leben zur Hölle macht, seit ich von Durmstrang verwiesen wurde." Tränen der Wut brannten nun in meinen Augenwinkeln.

Draco schwieg. Mit verschränkten Armen stand er da und sah mich an, mit diesen kalten, grauen Augen, die den meinen und Vaters so ähnlich waren. Ich schloss für einen Moment die brennenden Augen. Wie gerne ich doch Mutters sanfte, blaue Augen geerbt hätte. Draco war viel mehr wie sie. Ich war Vater viel ähnlicher als ihr... Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und fixierte Draco nun mit festem Blick.

„Eins verstehe ich nicht", fauchte ich erhitzt. „Warum ist diese Hochzeit so wichtig, dass sie auf Morgen vorgezogen wird? Warum wartet Vater damit nicht wie abgemacht?"

„Bei Merlin! Du bist so naiv!", zischte Draco mit unterdrücktem Zorn. „Wie kannst du nur so blind sein, Isabella?! Verstehst du denn nicht, dass DU nun der letzte Ausweg für uns bist? Dass deine Hochzeit jetzt der einzige Grund ist, der unsere Familie vor dem Fall in den Abgrund bewahrt? Du bist im Moment Vaters einzige Hoffnung. Was glaubst du denn, warum er vorhin so freundlich zu dir war? Sag mal, bist du blind?" Draco packte mich am Arm. „Du musst Vaters Fehler ausbaden, kapierst du das?! Die Yaxleys haben keinen Fehler gemacht, die Malfoys schon. Vater ist bei dem Dunklen Lord in Ungnade gefallen... Er hat die Sache mit Potter in der Myteriumsabteilung vermasselt, für die ihn der Dunkle Lord ausgewählt hatte. Vater ist bei Du-weißt-schon-wem unten durch, er ist ein Nichts. Jetzt sind es die Yaxleys, an die wir uns binden. Ihr reiner Name zieht den unsrigen wieder aus dem Schlamm. Du bist der Schlüssel zu einer letzten, zweiten Chance... Isabella... Verstehst du das?"

***


Wütend riss ich meine Zimmertür auf. Die neue Erkenntnis durchwallte meine Sinne wie ein ätzendes Gift, das man mir in die Blutbahnen gespritzt hatte. Draco hatte recht. Ich war so in Gedanken, dass ich die schlanke Gestalt meiner Mutter, die auf meinem Bett saß, die Hände im Schoss zusammengefaltet, erst Momente später bemerkte. Ihre sanften, hellen Augen lächelten mir mit unendlichem Schmerz in ihren meerblauen Tiefen entgegen. Ihre Nase und ihre Wangen waren gerötet. „Mein Engel", flüsterte sie mit zitternder Stimme und erhob sich von meinem Himmelbett. Vorsichtig legte sie mir eine kühle Hand an die Wange und sah mir prüfend in die Augen. „Wie geht es dir?"

„Gut", log ich.

„Bella", begann meine Mutter leise, doch ich warf ihr einen kalten, harschen Blick zu und sie verstummte augenblicklich. Ich wollte ihre aufmunternden Worte nicht hören, wollte nicht in diese warmen, sanftmütigen Augen blicken, wollte den Schmerz nicht in ihrem zarten Gesicht lesen können. Ich wollte allein sein. Ich ertrug ihre Anwesenheit nicht. Ich wollte nicht hören, dass alles wieder gut werden würde, dass ich nur Geduld haben musste, dass Yaxley ein anständiger, hübscher, junger Mann war, der mich auf Händen tragen würde... Nichts wusste sie. Nichts hatte sie für mich übrig, als seichte leere Worte und Lügen, an die nur sie glaubte, in der Verzweiflung, dass diese hübschen, kleinen Ausflüchte der Wahrheit entsprachen...

„Ich möchte allein sein", sagte ich ohne sie anzusehen. „Geh, bitte!"

Sie seufzte leise. „Meine kleine Schwalbe. Es wird alles gut", flüsterte sie, strich mir übers Haar und küsste mich auf die Stirn. „Du wirst schon sehen." Ich löste mich aus ihrer Umarmung und beschränkte mich darauf, die klauenartigen Beine meines Nachtischchens anzustarren, bis sie den Raum verlassen hatte. Ich meinte, sie lächeln zu spüren, als sie mir ein letztes Mal über den Scheitel strich und sich schließlich zum Gehen wandte.

„Ach, da ist übrigens noch eine Eule für dich gekommen, Liebes", sagte sie noch leise und deutete zum Fenster herüber, aus dessen Sims tatsächlich eine hübsche, kleine Schleiereule hockte und wartete und einen Brief im Schnabel hielt. Verblüfft musterte ich die Eule, die mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen freundlich anblitzte. „Danke, Mutter", murmelte ich. Sie nickte mir zu und schloss leise die Tür hinter sich. Kaum hatte sie das Zimmer verlassen hechtete ich zum Fenster herüber und entriss der Eule so hastig den Brief, dass diese entrüstet mit dem Schnabel klackerte, doch ich achtete nicht auf sie. Mit zitternden Fingern brach ich das dunkelrote Siegel auf und riss das Schreiben aus dem Umschlag.

Isabella,
Ich habe keine Zeit, dir genaueres zu erklären, aber ich musste dich wissen lassen, dass ich von alledem, was letzte Nacht passiert ist, in Kenntnis gesetzt wurde. Bitte zögere nicht meinetwegen, aber ich muss dich jetzt und auf diesem Wege fragen, ob du mir vertraust... Denn ich weiß, dass ich dir vertraue.

Es folgte ein Absatz. Die Schrift wurde schludriger und die Ausdrucksweise gleichzeitig sachlicher. Am Ende des doch recht langen Briefes standen zwei letzte Sätze:

Wenn deine Antwort Ja ist, dann lass es mich wissen.
Komm zurück zu mir.

S

Ich verstand sofort. Meine Hand zitterte, als ich zu Feder und Pergament griff. Ich tauchte die Feder in das Tintenfässchen und schrieb genau drei Worte:

Ich vertraue dir.

Vorsichtig band ich das Papier am Bein der Schleiereule fest, die leise schuhute, gleich darauf die Flügel spreizte, sich vom Fensterrahmen abstieß und in den hellen Morgenhimmel hineinsegelte. Dann nahm ich Severus' Brief, tippte mit dem Zauberstab dagegen und murmelte: „Incendio."

Die letzten, verkohlten Umrisse des Briefes segelten gerade in Form von Asche zu Boden, als es laut an meine Zimmertür klopfte. Ich verscharrte die Reste der Asche mit der Fußspitze in dem dichten, dunkelgrünen Teppich, faltete die Hände zusammen und wandte mich dem Fenster zu. Wieder klopfte es. „Herein", rief ich und wandte den Kopf, um zu sehen, wer es war. Mein Vater stand im Türrahmen. Den dreckigen, alten Umhang, den er bei dem Duell gegen Potter und seine Freunde in der Mysteriumsabteilung getragen hatte, hatte er gegen einen neuen teuren, samtenen ersetzt, der in einem dunklen Smaragdgrün erstrahlte. Sein blondes, langes Haar war wieder ordentlich zurückgekämmt und zusammengebunden. Er sah aus wie immer, einzig und allein der bläuliche Bluterguss nahe seinem Kinn war eine Spur dessen, was in der vergangenen Nacht geschehen war.

Misstrauisch zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er hob die Nase. „Hier riecht es seltsam", stellte er fest, „irgendwie verbrannt..." Ich zuckte nur mit den Schultern. Er sah sich suchend in meinem Zimmer um, aber da er nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, ließ er einige Augenblicke später ab und lehnte sich stattdessen gegen meine Schreibtischplatte. Er musterte mich ernst aus silbergrauen Augen. „Du bist noch nicht fertig?"

Ich blickte noch immer aus dem Fenster und sah doch im Grunde nichts. „Nein", sagte ich gedehnt.

„Darf ich fragen, warum?" Vater trat einen Schritt auf mich zu.
Ich glaubte in der Ferne am Himmel einen winzigen, dunklen Punkt zu erkennen und fragte mich, ob es wohl die kleine Schleiereule war.

„Isabella?"

„Ich weiß nicht", sagte ich und zuckte mit den Achseln. „Ich schätze, ich hatte einfach keine Lust, mich umzuziehen."

Ich spürte mit einem Mal den heißen Atem meines Vaters in meinem Nacken und seine kalte Hand auf meiner Schulter. Er drehte mich zu sich herum. „Zieh dich bitte um, Bella", sagte er bestimmt. „Ein dunkles Kleid, nicht eines von diesen kleinen mädchenhaften Sommerausflüchten, die Narzissa dir immer kauft... Und einen Umhang. Keine Hosen oder sonstige, muggelähnliche Kleidung. Verstanden?"

Ausdruckslos erwiderte ich seinen Blick. „Ja, Vater." Seine Züge verhärteten sich kaum merklich.

Er ließ meine Schulter los und legte stattdessen zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich somit, ihn anzusehen. „Der morgige Tag ist extrem wichtig für unsere Familie, wie du wahrscheinlich weißt", sagte er kühl. Ich erkannte nichts von dem früheren Mann in ihm wieder, den ich einmal geliebt hatte. Ich nickte müde. Ich war es leid. Ich war es alles sowas von leid. „Du hasst mich vermutlich, weil ich dich zu etwas zwinge, was dir in diesem ersten, anfänglichen Moment missfällt", sagte er und seine dunkle Stimme war das einzige, was mich noch an die Vergangenheit erinnerte, „aber du wirst eines Tages sehen, dass dies alles nur zu deinem Besten und um den Willen deiner Familie geschah!" Er musterte mich eindringlich.

Ich lächelte matt. „Nein, Vater", sagte ich mir heiserer Stimme, „Ich hasse dich nicht, ich habe nur allen Respekt vor dir verloren und habe dir nichts mehr zu sagen. Du bedeutest mir nichts mehr, denn heute bist du für mich gestorben."


Wie fandet ihr's?
Was Severus wohl in seinem Brief geschrieben hat? ;)

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