Blank Dream

By kaddyabby

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Das Leben ändert sich. Immer wieder, ohne dass du oder ich einen Einfluss darauf haben. Felicitas Leben wird... More

~Eins~
~Zwei~
~Drei~
~Vier~
~Fünf~
~Sechs~
~Sieben~
~Acht~
~Neun~
~Zehn~
~Elf~
~Zwölf~
~Dreizehn~
~Vierzehn~
~Fünfzehn~
~Sechzehn~
~Siebzehn~
~Achtzehn~
~Zwanzig~
~Einundzwanzig~
~Zweiundzwanzig~
~Dreiundzwanzig~
~Vierundzwanzig~
~Fünfundzwanzig~
~Sechsundzwanzig~
~Siebenundzwanzig~
~Achtungzwanzig~
~Neunundzwanig~
~Dreißig~
~Einunddreißig~
~Zweiunddreißig~
~Dreiunddreißig~
~Vierunddreißig~
~Fünfunddreißig~
~Sechsunddreißig~
~Siebenunddreißig~
~Achtunddreißig~
~Neununddreißig~
~Vierzig~
~Einundvierzig~
~Zweiundvierzig~
~Dreiundvierzig~
Frage+Antwort (Sorry :D)
~Vierundvierzig~
~Fünfundvierzig~
~Sechsundvierzig~
~Siebenundvierzig-Ende~

~Neunzehn~

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By kaddyabby

Sein Kopf schmerzte. Nein, eigentlich tat ihm so ziemlich alles weh, was an seinem Körper befestigt war. Innerlich lachte er auf. Zumindest waren seine Gliedmaßen noch an seinem Torso und keiner hatte sie ihm abgetrennt.

Als Gian sich aufrappelte, dröhnte sein Schädel nur noch mehr und er musste sich auf seinen Ellbogen abstützen, sonst wäre er wie ein Sack Reis wieder umgekippt. Was zum Geier hatte man mit ihm gemacht und wo war er überhaupt? Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, die ihn umgab und sogleich einschüchterte. Nichts zu sehen und nicht zu wissen, wo man sich befand, machte ihn nervös. Dieses Gefühl schien ihm fremd und seine Gedanken ängstigten ihn nur noch mehr. Wer hatte ihn hierher gebracht? Das war so gar nicht Isabellas Art. Sogleich schoss ihm eine andere Frage durch den Kopf. Hatte Fel es sicher rausgeschafft?

Ein weiteres Mal richtete er sich auf, nur wesentlich langsamer und der Raum hörte sehr bald auf, sich wie verrückt zu drehen. Er schmeckte Blut und etwas Säuerliches auf seiner Zunge. Seine linke Wange war angeschwollen und pochte. Sofort fuhr er seine Zähne ab und atmete erleichtert aus, als er feststellte, dass keiner fehlte.

Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Schwall aus künstlichem, weißem Licht erfüllte den Raum. Gian blinzelte den Eintretenden entgegen, machte erst nur die dunklen Silhouetten aus, dann erkannte er ihre Gesichter und schließlich stand Isabella vor der Bank, auf der er saß.

Sie sagte nichts und winkte die beiden Kerle heran, die ihr gefolgt waren. Zwei Paar strake Hände packten Gian und drückten ihn auf den sperrigen Untergrund. Sie banden ihn fest, sodass er hilflos auf dem Rücken lag und nur die Decke im Blick hatte. Er spürte, dass sie seinen Arm freilegten und ihm eine Nadel unter die Haut jagten.

Eine kühle Flüssigkeit traf auf sein warmes Blut. Das Bild vor seinen Augen färbte sich hellrot, wie ein Schleier aus Rosen, der über seinen Kopf gezogen wurde. Nahe des Einstichs breitete sich eine stechende Hitze aus, erfasste bald seinen gesamten Körper. So würde es also enden, dachte er bei sich und schloss die Augen. Er fühlte, dass sich die Chemikalien in seinem Blutkreislauf ausweiteten, seine Sinne benebelten und schon das Denken allein fiel ihm schwer. Immer wieder verlor er das Bewusstsein, wurde von der Ohnmacht in einen unruhigen Schlaf gezogen. Sobald er erwachte, wartete er nur darauf, dass alles dunkel wurde. Er hörte auf mitzuzählen, so oft erlangte und verlor er seine Besinnung.

Irgendjemand sprach zu ihm. Aus weiter Ferne, wie er glaubte. Die Stimme schien hell und dumpf, als würde man durch ein Daunenkissen reden. Eine Frau? Vielleicht auch ein Kind, er war sich nicht sicher, konnte sich nicht entscheiden. In seinem Inneren hoffte er, Felicita würde an seinem Bett darauf warten, dass er die Augen aufschlug und ihn anlächeln. Sein Magen verkrampfte sich und ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Eine weitere Injektion, erkannte er und spürte die starre Nadel in seiner Haut. Alles wiederholte sich, der Schwindel nahm ihm seine Gedanken und er sank auf die harte Unterlage.

    „Ist er endlich wach?", fragte Isabella in das Zimmer herein.

Gian regte sich nicht. Sollte sie doch denken, er sei nicht ansprechbar oder tot, es war ihm gleich. Seine Glieder konnte er kaum anheben und wenn, dann schmerzten sie so sehr, dass er sich wünschte, er hätte nicht einmal den Versuch gestartet.

Viel zu schnell erkannte er die Gesichtszüge Isabellas. Dunkle Ringe untergruben ihre Augen und ihre Wangen schienen eingefallen. In ihrer rechten Hand hielt sie ein Seziermesser, die Helferlein, die ihr folgten, grinsten über beide Ohren. Sie wirkten merkwürdig abwesend, vermutlich standen sie in diesem Moment unter Drogen.

    „Was ...", seine Stimme brach schon nach nur einem Wort ab und ging in ein Krächzen über. Energisch räusperte er sich und hämmerte auf seinen Brustkorb. „Was hast du mit dem Teil vor? Willst du mich jetzt etwa auseinander schnibbeln?"

    „Ach Gian", Isabella seufzte theatralisch auf. „Ich habe mir die größte Mühe gegeben, deinen Körper vorzubereiten, da zerstöre ich meine Arbeit doch nicht gleich wieder."

    „Worauf hast du mich vorbereitet?"

    „In diesen schweren Zeiten, benötigt eine zierliche Frau wie ich einen Bodyguard. Und zwar einen, der auch gegen die schlimmsten Rüpel standhält."

    „Und was hat das mit mir zu tun?"

    „Du mein Schatz", sie beugte sich zu Gian herab und legte ihre Hand auf seine Wange. „Du wirst dieser Bodyguard werden. Nun gut, einige Verbesserungen musste ich schon vornehmen, aber sobald die Wirkung einsetzt, bist du perfekt."

    „Bitte was?! Was zum Teufel hast du mit mir angestellt?"

Isabella drehte sich leichtfüßig einmal um sich selbst und drückte eine kleine Klappe am Schreibtisch auf, der an die Wand gerückt war. Darin befanden sich zahlreiche leere Spritzen, welche sie nun vor Gians Nase ausbreitete. Triumphierend blickte sie auf ihn herab.

    „Was denkst du denn? Mit was für einer schönen Errungenschaft der Wissenschaftler außerhalb dieser Hölle könnte ich dich wohl bestückt haben?"

    „Das kannst du nicht ... Du spielst nur mit mir."

    „Oh nein, heute nicht und auch in Zukunft gibt es keine Spielchen mehr. Tut mir fast schon leid."

    „Wehe dir!"

Gian richtete sich auf und wollte die Frau an ihren langen, schwarzen Haaren packen, doch sie wich einen Schritt zurück. Er griff ins Leere und stürzte von der Pritsche, knallte unsanft auf den Boden. Zu seiner Verblüffung verspürte er dabei kaum Schmerzen. Seine Verletzungen spürte er zwar noch, aber im Vergleich zu dem quälendem Pochen und Stechen, welche ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben hatten, war nun nur noch ein sanfter Druck da. Als würde seine Haut zwischen zwei Fingern eingeklemmt werden.

    „Nein", stöhnte er. „Nein. Nein. Nein."

    „Isabella, was sollen wir mit ihm machen? Hier werden sie uns bald finden", erkundigte sich einer der Typen, die sie begleiteten.

    „Ja, ja. Nimmt ihn mit, seine Stärke ist noch längst nicht ausgeschöpft. Immerhin befindet er sich lediglich am Ende der ersten Phase. Das Vit C3 kann viel mehr."

Zwei  starke Hände schoben sich unter Gians Arme und rafften ihn auf seine Füße. Er rammte die Hacken in den Boden, damit es seinen Trägern schwer fiel, ihn mit sich zu schleppen. Sie zogen und zerrten an ihm, doch bereits jetzt schien er stärker als sie. Wütend schlugen sie auf ihn ein und er ließ es über sich ergehen. Vielleicht wäre es besser, wenn sie ihn totprügelten, anstatt zu einem Monster zu werden.

    „Hört sofort damit auf!", keifte Isabella. „Was glaubt ihr, warum ich mir so viel Mühe mit ihm gegeben habe? Lasst euren Zorn gefälligst an den Kerlen aus, die bereits in unserem Unterschlupf herumstöbern."


Einiges des medizinischen Materials, das Isabellas Gruppierung angesammelt hatte, war aus den ursprünglichen Lagern geschaffen worden. Antonio fuhr einen oberflächlichen Riss an einer der Flurwände ab, welche den Putz zerstört und bis auf die graue Grundierung heruntergeschnitten hatten. Eine helle Linie zeichnete sich ab und reichte bis zu einem unscheinbaren Schacht am Ende des Ganges.

    „Sie sind nicht mehr hier", keuchte Chino außer Atem. „Wir haben das Gelände zwei Mal durchsucht und nichts. Wirklich, gar nichts."

    „Eventuell habe ich etwas", erwiderte Antonio und deutete auf den Riss, schob bereits das Metallgitter beiseite. „Wohin führt der Schacht?"

    „Keine Ahnung", Chino bückte sich, um weiter in das dunkle Loch hinunter zu sehen. „Könnte überall hinführen. Wieso? Denkst du, sie sind mit Gian und einer Tonne Kram da runter gestiegen?"

Der Chef des Rudels schwieg und fummelte sich an seinem Zopf herum, der daraufhin aufging und einen Schwall brauner Haare über seine Schultern rieseln ließ. Auch er beugte sich vor und spähte in den Schacht, der sie wahrscheinlich ins Nirgendwo leiten würde. Aber was für eine bessere Spur hatten sie schon?

    „Also auf einen Versuch?", fragte Chino und erhielt prompt ein Nicken Antonios. „Dann gebe ich den anderen Bescheid und hole uns Taschenlampen."

Mithilfe von selbstimprovisierten Sicherheitsseilen wurden sowohl Antonio als auch Chino in den Schacht runter gelassen. Die eisernen Wände schmiegten sich eng an ihre Körper und schon nach wenigen Metern mussten sie sich von den Seilen lösen. Auf eigene Faust und ohne Rückversicherung kletterten sie weiter. Allmählich zweifelte Antonio daran, dass Isabella Gian und das medizinische Equipment hier entlang geschafft hatte. Der Platz war schon zu zweit sehr begrenzt und ein kleiner Wagen würde die ganze Zeit am Rand hängenbleiben.

Allerdings bewiesen weitere Schleifspuren das Gegenteil. Irgendetwas hatte seine Markierungen an den Wänden hinterlassen. Dieses Mal schienen die Risse sehr viel feiner, sie wurden also vorsichtiger. Plötzlich weitete sich der Schacht.

    „Die haben unter der Lagerhalle noch einen Komplex?", stellte Chino fest und nahm seine Pistole an sich. „Wahnsinn."

    „Ein separates Versteck. Sie haben alles gut durchgeplant, so viel ist sicher."

    „Nur ein Grund mehr, dass wir Gian schnell finden müssen. Sie haben ihn schon viel zu lange."

Aus der anderen Richtung drangen Stimmen zu ihnen durch, von denen Antonio eine gleich wiedererkannte. Adrenalin strömte durch seinen Körper und er merkte, wie sein Harz raste. Seine Reaktionen waren geschärft und Chino gab ihm ein Messer in die Hand.

Sie schlichen sich an die Unbekannten heran, hörten Gestöhne und einen dumpfen Knall, dann noch einen. Antonio wies seinen Kameraden an, hinter ihm zu bleiben. Vorsichtig lugte er um die Ecke und entdeckte auf Anhieb Gian, der seine Angreifer offensichtlich allein bezwungen hatte. Eine unsagbar große Erleichterung erfasste Antonio. Obgleich in der Arena so etwas wie Freundschaft keinen guten Stand vertrat, wusste er, dass Gian für ihn wie ein Freund oder sogar ein Bruder war. Ihn sterben zu sehen, könnte er sich niemals verzeihen.

    „Hey Gian!", rief er diesem zu und wedelte mit der Hand in der Luft. „Wir haben dich schon seit einer Weile vermisst."

Gian antwortete nicht, blickte starr gegen die Wand und hielt den Kopf gesenkt. Zu seinen Füßen lagen zwei leblose Körper. Sie waren deformiert, ihre Glieder in die jeweils entgegengesetzte Richtung verdreht worden und sie hatten kaum Blut gelassen.

Jedes Wort Antonios erreichte Gians Ohren, doch keines seinen Geist und sein Herz. Egal, was Antonio von sich gab, Gian zuckte einzig zusammen, als dessen Hand ihn am Rücken berührte. Sein Hemd war klamm und kalt.

    „Gian", flüsterte Antonio und schaute in die Augen seines Freundes, aber was er sah, schien fremd. „Antworte mir!"

Ein Schlag und dessen Aufprall schallten durch die Schachtgänge. Antonios Messer schnitt tief in Gians Unterarm, doch dieser reagierte kaum. Kurz kniff er die Augen zusammen, mehr nicht. Während der Blonde zum zweiten Schlag mit der Faust ausholte, traf ihn eine Kugel aus Chinos Waffe in den erhobenen Arm. Wieder keine Reaktion.

    „Boss, wir können ihn nicht-."

Nun schlug Antonio auf Gian ein. Gleich eine Salve aus Fäusten ging auf diesen nieder, solange bis Blut aus den Platzwunden hervorquoll. Jedoch beeindruckten diese Gian wenig und ein einziger Treffer genügte, um Antonios Geist in Schwärze zu tauchen. Ein Rauschen breitete sich in seinem Kopf aus, etwas Warmes lief an seiner Schläfe entlang und Chinos Stimme wirkte schrill. Sein Körper wurde vom Boden genommen, fallen gelassen und wieder stütze jemand ihn.

    „Du Mistkerl!", bellte Chino pausenlos. „Wie konntest du nur?"

    „Chi ... no", stammelte Antonio. „Er ist nicht ... er selbst. Die Droge ..."

Erneut fiel ein Schuss und sie stolperten über die Toten. Chino schleuderte Antonio über die Schulter und hastete voran, Gian in seinem Nacken. Dennoch kam er zu dem Lüftungsschacht, durch den sie hierher gekrochen waren. Seine Hand zitterte als er die Waffe auf Gian richtete, dieses menschliche Verhalten machte Antonio auch mit halboffenen Augen aus. Eine Patrone streifte Gians Hand, eine andere drang in seine Seite ein.

    „Wieso läuft er weiter?", fragte Chino panisch.

    „Das Vit C3", nuschelte Antonio und legte sich eines der Seile um. „Können sie uns hören?"

    „Falls die Idioten da oben uns nicht hören, dann zumindest die Schüsse."

Chino hatte sein Magazin geleert und warf Gian nun die unnütze Waffe gegen den Kopf. Für einen kurzen Moment schwankte Gian. Auch wenn ihn die Verletzungen nicht allzu sehr störten, verlangsamten sie dennoch seinen Körper und unsterblich wurde er durch die Droge ebenso wenig.

    „Gian, bitte erinnere dich an uns", Antonio zog drei Mal fest am Seil, das im seichten Schein des Lichtes über ihm verschwand. „Sieh mich an."

    „Ich", entgegnete dieser und begutachtete seine Hände, dann seine eigenen Wunden. „Bin ein Monster. Lebt wohl."

Ein Zurren ertönte und Antonio sowie Chino wurden an den Seilen hinauf gezogen. Wie in Zeitlupe wurde Gian unter ihnen immer kleiner und kleiner, bis er schließlich ganz in der Finsternis verschwand.

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