Defenseless

By Emaayy

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„Ich kann es ernsthaft nicht fassen, dass du ihn wegen mir geschlagen hast. Wieso hast du das getan Damian?" ... More

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 8
Teil 9
Teil 10
Teil 11
Teil 12
Teil 13
Teil 14
Teil 15
Teil 16
Teil 17
Teil 18
Teil 19
Teil 21
Teil 22
Teil 23
Teil 24
Teil 25
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Teil 27
Teil 28
Teil 29
Teil 30
Teil 31
Teil 32
Teil 33
Teil 34
Teil 35
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Teil 20

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By Emaayy


Teil 20

Das Haus war einschüchternd groß. Es sah genauso elegant aus wie das Restaurant. Die Farbe des Gebäudes war beige. Zwei weiße Säulen, die wie aus dem alten Griechenland aussahen, begannen auf der Veranda und ragten beinahe bis zum Dach hinaus. Es sah beeindruckend edel aus. Die Veranda war von einem weißen Zaun umringt. Der Garten wirkte eher wie ein Park. Von hier aus, konnte ich einen kleinen Teil eines Pavillons erkennen. 

Es war früh. Viel zu früh, doch um Nando ein lächeln ins Gesicht zu zaubern, würde ich alles machen. Lorenzo erschien hinter der Tür und unterhielt sich mit Damian. Seine Miene hellte sich plötzlich auf und sein Kopf bewegte sich in meine Richtung. Lorenzo winkte mir grinsend zu und warf mir einen Luftkuss zu. Ich verdrehte die Augen, konnte mir jedoch kein lächeln verkneifen. Der Anblick einen so harten Kerl wie Lorenzo so etwas tun zu sehen war zu lustig. Damian überragte ihn nur um ein paar Zentimeter und obwohl sie eine verschiedene Haar und Augenfarbe hatten, erkannte man, dass sie Brüder waren. Die Körperhaltung, das lächeln und die Gesichtsausdrücke. Damian schien so, als würde er auf Lorenzo einreden, der jedoch grinste weiter vor sich hin. Nando tauchte am Türrahmen auf und blickte zwischen seinen großen Brüdern hin und her. Seine kurzen Arme schlangen sich um Damian's Beine. Nando blickte grinsend zu ihm auf und zog die Träger seines Rucksackes enger an seinen Körper. Damian nahm ihm darauf seine Tasche ab und hob Nando auf seinen Armen. Mir wurde ganz warm ums Herz. Damian würde sicherlich eines Tages einen guten Vater abgeben. Nando winkte Lorenzo zum Abschied zu, der es ihm nach tat. Sein Blick viel noch kurz auf mich. Mit einem kurzen zwinkern schloss er die Tür hinter sich. Obwohl er mich nicht sehen konnte verdrehte ich erneuet die Augen über seinen bescheuerten Flirtversuch. 

Nando redete begeistert auf Damian ein und sah kein einziges mal zum Auto, also hatte er mich immer noch nicht bemerkt. Erst als Damian die Hintertür öffnete und Nando auf den Sitz krabbelte fiel ich ihm auf. Seine Augen weiteten sich und sein Mund stand weit offen.

„Ever!" kreischte er mit seiner niedlichen Stimme und sprang abrupt aus dem Auto. Damian wich leicht schmunzelt zurück und im nächsten Moment öffnete sich die Tür neben mir. Nando's Augen funkelten und sein Gesicht sprühte vor Glück. Er zog an meinem Ärmel, worauf ich aus dem Auto stieg. Mein Gesicht tat vor lauter grinsen schon weh. Nando war einfach der entzückendste und süßeste Junge auf der ganzen weiten Welt. Ich ging in die Hocke und zog ihn in meine Arme. Sein Körper war ganz kalt und die niedrigen Temperaturen hatten seine Haut ganz blass gemacht, genauso wie es bei mir auch immer war. 

„Gott Nando, du bist eiskalt." murmelte ich und rieb mit meinen Armen über seinen Rücken, um so  wärme erzeugen zu können. 

„Setzt du dich hinter zu mir?" fragte er, als ich von ihm ab ließ.

„Klar." antworte ich wie aus der Pistole geschossen und stellte mich auf. 

Ich hatte Damian garnicht bemerkt, doch er stand direkt neben mir. Sein Blick war undurchschaubar und ich würde zu gerne wissen, was ihm genau in diesem Moment durch den Kopf ging. Er öffnete die hintere Tür. Nando kletterte als erstes in das Auto und machte es sich auf seinem Kindersitz bequem. Bevor ich einstieg hielt ich inne und sah zu Damian hoch. Er hatte die Lippen zu einem Strich zusammengezogen. Ob er daran dachte, dass wir gleich in die Schule mussten und dort auch Jack war? Ob er daran dachte, dass ich ihm gestern gestanden hatte, dass ich ihn verliebt war und er davon verunsichert war? Gott, es war zum verrückt werden. Wieso konnte er nicht einfach mit der Sprach rausrücken.

„Was ist los?"

Er schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Mit einem Kopfschütteln blickte er zu mir herab.

„Hä was?" erwiderte er und sah aus, als wäre er gerade in einem Paralleluniversum gewesen.

„Ach nichts." murmelte ich und stieg ohne auf seine Reaktion zu warten in das Auto. Ich zuckte bei dem Geräusch, als die Tür hinter mir zu fiel. Nando baumelte mit seinen Füßen hin und her und sah mich voller Fröhlichkeit an, als würden wir in einen Freizeitpark fahren. Damian drehte den Schlüssel, worauf der Motor des Porsches ansprang, der so leise war, dass man ihn kaum hörte. 

„Es ist so cool, dass du mich heute dabei bist! Du musst öfter mitkommen. Damian bringt mich so gut wie jeden morgen in den Kindergarten." sagte Nando und strich sich einige Locken, die ihm im Gesicht hingen weg.

Ich zog eine Augenbraue hoch und sah nach vorne. Damian's Augen fixierten mich im Rückspiegel. 

„Ich dachte Damian bringt dich nur manchmal in den Kindergarten."

Nando schüttelte hastig mit dem Kopf. Er war eindeutig aufgedreht. 

„Nein du Dummerchen" Nando lachte und ich auch, weil es aus seinem Wort einfach zuckersüß und garnicht gemein klang

„Damian bringt mich eigentlich fast jeden Tag in den Kindergarten nur ganz selten nicht und Lorenzo holt mich dann immer mit seinem Motorrad ab. Es ist so cool auf einem Motorrad zu fahren! Bist du schon einmal auf einem Motorrad gefahren?" 

„Nein." antworte ich abweisend, da in meinem Kopf schwirrte eher das Thema herum, weshalb Damian nie erwähnt hatte, dass er Nando in den Kindergarten brachte. Vielleicht war es für ihn was ganz alltägliches, so dass er garnicht daran dachte und mir deshalb nie etwas erzählt hatte. Ich machte mir unnötig Gedanken.

Doch Moment mal. Ich hatte immer gedacht, dass irgendein Mädchen bei ihm gewesen wäre und er deshalb jeden Tag zu spät kam. Melia hatte mir zwar eindeutig unter die Nase gerieben, dass sie manchmal für eine morgendliche Nummer vorbei schaute, doch das waren dann die wenigen Tage, in denen er Nando nicht in den Kindergarten brachte.

Nando zerrte an dem Ärmel meiner Jacke und erhielt somit wieder meine Aufmerksamkeit.

„Kommst du an Weihnachten zu uns?" fragte Nando und sah mich mit seinen strahlend braunen Augen an. Obwohl ich auch braune Augen hatte, waren meine bei weitem nicht so schön wie seine.

„Ich kann leider nicht. Ich ähm..." komm schon Ever, lass dir eine gute Lügen einfallen, auch wenn es schwer ist bei Nando's wartenden Blick.

„Ich fahre zu meiner Familie." beendete ich den Satz. Ernsthaft Ever? Etwas dümmeres konnte dir nicht in den Sinn kommen oder? Nando zog die Augenbrauen zusammen, als würde er an meiner Antwort zweifeln. Ich konnte Damian's Miene nicht erkennen, da er mit dem Rücken zu mir saß und sein Blick brav auf die Straße gerichtet war.

„Wo wohnt deine Familie denn?" hakte Nando nach und wandte sich in seinem Kindersitz zu mir.

Ich atmete hörbar aus. Nicht weil er mich nervte, sondern weil ich auf dieses Thema zugesteuert hatte.

„In Michigan." erwiderte ich und zwang mich zu einem lächeln.

Nando dachte über meine Antwort nach und starrte auf die Klimaanlage neben ihm, die das Auto ganz schön erwärmt hatte. Seine Augen blickten wieder zu mir. 

„Hast du eigentlich Geschwister?"

Mir wurde mit der Faust direkt in den Magen geschlagen. Diese Frage traf mich so überrascht, dass ich den Atem anhielt. Ich verschränkte die Finger miteinander und legte sie auf meinem Schoß. Meine Unterlippe begann zu zittern und eine eiserne Kälte überfiel mein inneres. Ich schloss die Augen und beruhigte meine Atmung in einen normalen Rhythmus zu bringen. Nicht weinen! Nicht weinen! Die Frage hatte ich so lange nicht mehr gehört, dass es mir vorkam, als würde ich sie das erste mal hören.

„Nando, willst du wieder deine CD hören?" 

Damian's angenehme Stimme, zog mich wie einen Rettungsring aus dem eiskalten und schmerzhaften Gewässer.

„Ja!" quietschte Nando und klatschte sich in die Hände, während er auf seinem Stuhl auf und ab hüpfte.

Damian legte die CD ein und drehte die Musik laut auf, so als würde er wollen, dass meine Gedanken nicht mehr zu hören waren. Er wusste es nicht, ich meine es wusste niemand. Doch er wusste, dass etwas an dieser Frage mich aus der Bahn warf. Vielleicht war auch das der Grund, weshalb er mich noch nie gefragt hatte, weshalb Er. mich misshandelt hatte. Er wusste garnichts, doch trotzdem wusste er irgendwie auch alles. Etwas was nur er und ich verstehen zu schienen.

Die weitere fahrt über, waren Damian's grüne Augen im Rückspiegel auf mich gerichtet. Ich verstand nicht wie er uns ohne Komplikationen zum Kindergarten fahren konnte, wenn sein Blick nur auf mir ruhte, doch wir waren tatsächlich da. Nachdem Nando die ganze Zeit das Lied mit dem teuflischen Ohrwurm mitgesungen hatte, hatte ich mich wieder beruhigen können. Ich wusste, dass Nando's Frage völlig spontan war und er keinen Hintergedanken hatte, doch trotzdem traf sie mich auf eine schmerzliche Art und Weise.

Damian hob Nando aus dem Auto und nahm den Rucksack mit dem Ritter Muster in seine Hand. Ich stieg auf der anderen Seite aus und war schockiert über die fröstelnde Kälte, vorallem, da ich nur einen Pullover und eine dünne Übergangsjacke anhatte. Erkältung, ich komme!

Nando griff sofort nach meiner Hand, als ich näher kam. Seine andere kleine Hand lag in Damian's, während wir zum Eingang liefen.

Das Laute Gelächter und Geschrei einiger Kinder war zu hören, als wir in das Gebäude hineintraten. Der Flur breite Flur führte uns zu einem kleinen Vorraum, der aussah wie eine Garderobe. Wenn ich an die Kindergartenzeit zurück dachte, war sie das einzigste was schön war in den letzten 19 Jahren. Einige Mütter verabschiedeten sich von ihren Töchtern und Söhnen und sofort kam mir die Szene vor Augen, als meine Mum mich im Kindergarten abgesetzt hatte und mir einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, ehe sie nach Hause ging. Ich habe den Kindergarten geliebt. Jeden Tag hatte ich neue Freunde und jeden Tag entdeckte man was neues. Man war so kreativ, frei und sorgenlos.

„Hey Nando." begrüßte ihn plötzlich ein kleiner blonder Junge und streckte ihm seine Faust entgegen.

„Hey Mann. Was geht?" erwiderte Nando und schlug ein. 

Ich grinste und Damian tat es ebenfalls. Nando schielte zu mir und lächelte stolz. Er wollte mich beeindrucken das war offensichtlicher als alles andere. 

„Wer ist das? Die Freundin von deinem Bruder?" fragte der blondhaarige Junge und zeigte auf mich. Meine Wangen liefen rot an, bei der Vorstellung, dass Damian mich jemals als seine Freundin bezeichnen würde.

Nando stellte sich vor mich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein sie ist meine Freundin Eliot." giftete Nando seinen Freund an und blickte über seine Schulter zu Damian, der abwehrend die Arme in die Luft hob.

Die Augen von dem blondhaarigen Jungen leuchten auf.

„Cool." sagte der nur, worauf Nando stolz zu mir hoch blickte.

Damian schüttelte unauffällig den Kopf und grinste in sich hinein. Ich stupste ihn mit dem Ellbogen an und setzte einen warnend Blick auf. Damian zwinkerte mir flüchtig zu und schob seine Hände in seine Hosentaschen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, während meine Wangen noch wärmer wurden.

„Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal so coole Tattoos haben wir du!" sagte Eliot und bewunderte den linken Arm von Damian. Nando und sein Freund blickten beide neugierig auf Damian's Verzierungen am Arm. Er ging in die Hocke, zog die Ärmel seines Sweatshirts bis zu seinen Ellbogen und präsentierte lässig seine Tattoos

„Tat das weh?" fragte Eliot neugierig und stach mit seinem Zeigefinger auf der Haut herum.

„Meinem Bruder tut garnichts weh. Er hat sich sogar mal mit zwei typen geprügelt die älter waren als er und er hat sie platt gemacht wie einen Pfannkuchen!" antwortete Nando für Damian. 

„Sowas erzählst du deinem kleinen Bruder?" mischte ich mich ein und verschränkte die Arme vor der Brust.

Damian grinste.

„Er hat es zufällig mitbekommen, als mein Dad gefragt hat, weshalb mein T-Shirt so ausgeleiert war." erwiderte er, als wäre es das normalste auf der Welt. Ich verdrehte darauf nur die Augen. Viel zu oft schon für einen einzigen Tag und das war erst der morgen.

„Nimmt euch Damian nicht als Vorbild, vorallem nicht das was die Schlägereien angeht." riet ich den Jungs die beide gleichzeitig zu mir sahen.

„Aber Schlägereien sind cool. Da kann man zeigen, dass man der stärkste ist und man jeden und alles beschützen kann wenn man will." antworte Eliot und widmete sich wieder Damian's Arm.

Nando runzelte die Stirn und sah ebenfalls wieder auf die tätowierte Haut seines Bruders.

„Also wenn Ever sagt, dass Schlägereien nicht cool sind, dann sind sie nicht cool." stimmte Nando mir zu worauf ich begeistert lächelte. Damian schien mich eher auszulachen und meine Mundwinkel sanken wieder nach unten.

„Stehen Mädchen auf sowas? Ich meine kannst du damit viele klar machen?" fragte Eliot, worauf Damian mit dem Kopf in meine Richtung zeigte.

„Frag doch sie." sagte er sichtlich amüsiert.

Meine Kinnlade fiel nach unten. Was für fragen stellt dieser Eliot eigentlich und was für antworten gab da Damian von sich?

Drei Augenpaare richteten sich neugierig auf mich. Damian erhob sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich sah zwischen denn drei hin und her und stemmte die Hände an die Hüfte.

„Ich stehe nicht auf sowas." log ich und hob den Kopf herausfordernd in Damian's Richtung.

Damian öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als uns eine piepsige Stimme unterbrach.

„Hallo Nando. Ich habe garnicht mitbekommen, dass du schon da bist." 

Ich drehte mich in die Richtung von die nervigen Stimme kam und erblickte eine schlaksige Blondine. 

Sie musterte mich kurz mit ihren blauen Augen und wandte sich dann zu Damian. Ihrem Alter zu Urteilen machte sie wahrscheinlich gerade eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Sie war jung, hatte ein symmetrisches Gesicht und ein strahlend weißes lächeln. Ihre Körpergröße war einschüchternd und sofort fühlte ich mich wie ein pummeliges kleines Mädchen neben ihre Modelmaße.

Schützend verschränkte ich die Arme vor meinem Bauch und vermied jeglichen Blickkontakt mit ihr.

„Celly, stehst du auf Tattoos bei Jungs?" fragte Eliot, worauf sich die drei Augenpaare jetzt auf sie richteten.

Ihr Zahnpastalächeln huschte über ihre Lippen, während sie Damian musterte. Ich verzog angewidert das Gesicht, als hätte ich gerade in eine Zitrone gebissen.

„Naja, kommt drauf an bei wem." antworte sie mit einem zuckersüßen Ton, worauf ich ihr am liebsten die Stimmbänder rausgerissen hätte. Was sollte diese Verstellung auf eine andere Stimmlage? War sie ein zurückgebliebnes Kind, welches in dem Körper einer 20 jährigen feststeckte?

„Wie findest du Tattoos beispielsweise bei mir?" hakte Damian nach und trat einige Schritte vor, bis er neben Celly -kotzt- stand. 

Nando und ich tauschten einen Blick aus und mir schien es, als würde er sie auch nicht sonderlich mögen, worauf ich Nando umso mehr mochte.

Celly kicherte auf und fuhr vorsichtig mit ihren gemachten Nägeln über Damian's Unterarm. Mein Mund öffnete sich. Das war ja unerhört! Vorallem vor den Kindern. Wahrscheinlich fiel es denen nicht einmal auf, doch ich nahm jeden Wimpernschlag dieser Tussi wahr.

„Also dir stehen die Tattoos." antworte sie auf Damian's Frage.

Er blickte zu mir, mit einem Spiegergrinsen auf dem Gesicht und nahm Celly's Hand in seine. Er drückte ihr einen Handkuss auf ihre Haut. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und mein puls war rasend schnell. Ich musste mich beherrschen keine Anzeichen von Eifersucht zu versprühen, was mir ziemlich schwer fiel.

„Ih." sagten Eliot und Nando gleichzeitig und ich hätte am liebsten mitgemacht.

„Dein Bruder ist aber auch ein Charmeur." rechtfertigte sich Celly an Nando gewandte und blickte dann wieder mit ihren Barbieaugen zu Damian. 

Gott sie ignorierte mich schon die ganze Zeit, als wäre ich Luft! Meine Fingernägel bohrten sich in mein Handinneres, bis ich den stich nicht mehr spürte. Was für eine hochnäsige eingebildete Kuh! Ich stand die ganze Zeit gegenüber von ihr und sie beachtete mich keines Wegs. 

„Los Nando, lass uns spielen gehen." sagte Eliot, worauf Nando nickte.

Er kam kurz zu mir, streckte sich und umarmte meine Taille.

„Danke dass du mitgekommen bist. Du musst mich bald wieder begleiten okay?"

„Mach ich." antwortete ich nickend.

Er zog plötzlich ein trauriges Gesicht. 

„Und an Weihnachten kannst du wirklich nicht kommen?" 

Ich zuckte mit den Schultern und biss auf meine Unterlippe.

„Schau, dass du kommen kannst okay?" 

„Versprochen." erwiderte ich.

Nando lächelte zufrieden und winkte mir und seinem großen Bruder -der immernoch neben dieser Blondie stand- zu.

Mein Blick verhärtete sich auf ihre rosa Lippen. Seit wann sahen Kindergärtnerinnen so aus? Kein Wunder, dass Damian Nando jeden Morgen hier her brachte.

„Also dann Damian, die Arbeit ruft." sie kicherte und warf ihr glänzendes Haar über die Schulter.

„Wir sehen uns ähm...spätestens morgen." Celly kicherte wieder.

Ich wollte nicht wie stark verzogen mein Gesichtsausdruck aussah, doch ich konnte es mir denken. Dieses Mädchen war eine Mischung aus einer Barbie, einem Kleinkind und einem Victorias Secret Model. Zum Teufel mit meiner Größe von 1,61 und meinem durchschnittlichen aussehen! 

Ich hatte keine Ahnung wie Damian aussah, da ich gefesselt war von Celly's Erscheinung. Da Celly mich die ganze Zeit schon nicht beachtet hatte, bezweifelte ich, dass sich das ändern würde, deshalb machte ich kehrt und lief den Flur zurück zum Ausgang.

„Bis dann." hörte ich Damian noch sagen, bevor schnelle Schritte den Gang einnahmen.

Er spazierte locker neben mir her und wollte gerade nach der Tür greifen um mir sie aufzuhalten, als ich ihm zuvor kam und es selber erledigte. Ich stampfte zum Auto und wartete, bis er die Türen aufsperrte, doch es regte sich nichts.

„Mach die Türen auf Damian! Mir ist scheiß kalt!" fauchte ich wütend und hätte das Fenster am liebsten eingeschlagen, so sauer war ich. Ich hatte solch eine Wut noch nie gespürt.

Damian's Gelächter war deutlich wahrzunehmen. Er stand neben mir am Auto gelehnt und musterte mich.

„Wieso bist du denn plötzlich so verärgert mein Schatz? Habe ich dich auf irgendeine Art und Weise sauer gemacht?" fragte er und ich könnte schwören, ich hätte ihn noch nie so weit grinsen gesehen. Was war an dieser Situation so lustig?

„Du hast mich nicht verärgert. Mir ist nur kalt!" schnaubte ich und versuchte erneut die Tür aufzumachen. Erfolglos.

Er legte seine Hand auf meine Hüfte und zog mich ganz nah an seinen Körper. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nichtmal daran zu ihm hochzusehen. Mit seiner anderen Hand berührte er erst meine Finger, glitt über meine Taille, kurz über meine Brust, meinem Schlüsselbein und dann fanden seine langen Finger den Weg auf meine Wange. Prickelnde Wärme machte mich bei jedem seiner Berührungen in mir breit. Ich versteifte und presste die Fingernägel erneut in die Handflächen, wo sie auf die halbmondförmigen Wunden von vorhin trafen. 

„Ever." flüsterte er und führte mit seiner Hand mein Gesicht nach oben, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen.

„Soll ich dir was sagen?" fragte er genauso leise und strich mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Ich keuchte leise unabsichtlich auf und schloss die Augen. Seine Haut auf meiner zu spüren, fühlte sich einfach so übernatürlich an. Mein ganzer Körper reagierte auf ihn wie ein Magnet. Ich lief rot an und hoffte er würde denken, die Kälte wäre an meiner Gesichtsfarbe schuld.

„Wenn du eifersüchtig bist, bist du besonders süß." 

Ich hörte sein lächeln heraus und öffnete wieder die Augen. Sein Gesicht war meinem nun unglaublich nah.

„Ich war nicht eifersüchtig." log ich und leckte mir über meine Unterlippe, wo kurz davor noch sein Daumen lag.

„Warst du also nicht?" hakte er nach und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich biss auf meine Zunge um ein Geräusch der Lust zu vermeiden. Das musste sofort aufhören! 

„Nein." brachte ich heraus, kaum fähig zu sprechen. Mein Körper war wie in einer starre.

Seine weichen Lippen drückten sich nun auf die Mitte zwischen meiner Wange und meinem Mundwinkel. Ich krallte mich mit meinen Fingernägeln in sein T-Shirt, weil meine Knie butterweich wurden. Erneut hörte ich ein lächeln.

Sein Mund schwebte über meinen Mundwinkel. Er hielt inne und drückte dann ganz zart einen weiteren Kuss auf meine Haut. Ein leises stöhnen entfuhr mir, worauf ich mir am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte. Er durfte nicht wissen, was für eine Wirkung er auf mich hatte, obwohl er wahrscheinlich schon längst wusste.

„Ever, ich würde dich jetzt sehr gerne küssen." murmelte er legte seine Hand auf meine Wange.

Dann tu es ! Dann tu es! Hätte ich am liebsten rausgeschrien, doch ich durfte nicht weich werden. 

Seine Lippen waren schon beinahe auf meinem Mund, als ich mich völlig zusammenriss und jegliche guten Gefühle für Damian ausschaltete. Ich schubste ihn von einem mal komplett von mir weg und merkt erst jetzt wie warm mir bis jetzt gewesen war.

„Geh doch zu Celly, wenn du geküsst werden möchtest! Sie schien jedenfalls so, als wäre sie dir am liebsten um den Hals gefallen!" motze ich und all die angestaute Wut war wieder da. Mir war es egal war er von mir dachte oder wie laut ich war. Celly hatte mich so aggresiv gemacht, dass ich mich fühlte wie ein anderer Mensch.

Ich hätte mit jeder Situation gerechnet, außer mit dieser. Er grinste einfach. Das machte mich noch wütender. Er wollte nur sehen wie ich schwach wurde! Damian hatte mich reingelegt. Er wollte hören, dass ich eifersüchtig war und jetzt hatte er seinen Willen bekommen.

„Ich wusste, dass du eifersüchtig warst! Gott Ever das war so offensichtlich! Komm steig in den Wagen wir kommen zu spät zum Unterricht.

Im nächsten Moment hörte ich wie der Motor anging und rauch aus dem Auspuff kam. Ratlos stand ich da und hatte mich nicht vom Fleck gerührt. Schweigend öffnete ich die Tür zum Beifahrersitz und lehnte mich mit dem Kopf gegen die beschlagene Fensterscheibe. 

Er hatte mit meinen Gefühlen gespielt und probiert Sachen aus mir zu entlocken, nur damit er davon triumphieren konnte. Das würde böse Rache geben.

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