Teil 15

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Teil 15

12 Jahre zuvor...

„Mummy wieso ist Daddy nicht da?" fragte ich, während sie den Kuchen auf den Tisch abstellte.

Sie zündete die sieben Kerzen an und setzte sich seufzend neben mich. 

„Weil er vereist ist. Das habe ich dir doch schon erklärt und jetzt puste deine Kerzen aus." antwortete sie und zwang sich zu einem lächeln. Mum blickte auf die Uhr und dann wieder zu mir.

„Aber muss man denn nicht erst singen?" fragte ich irritiert.

„Du weißt, dass ich es nicht mag zu singen." antwortete sie. 

Mum stützte einen Kopf in ihre Handfläche und griff auf dem Tisch nach ihrer Zigarettenpackung. Sie zündete sich ihre Zigarette an und kramte in ihrer Tasche nach etwas, doch ich konnte nicht genau sehen um was es sich handelte. Sie holte anschließend eine kleine Box heraus, die mit Musiknoten und  einem Schriftzug verziert war. An der kleinen Holzkiste war ein langförmiges Metallstück befestigt. Plötzlich begann sie daran zu kurbeln. Die „Happy Birthday" Melodie ertönte die sich anhörte, als würde sie auf einem Xylophon gespielt werden. 

Ich blickte auf den kleinen Schokokuchen herab und fande es blöd, dass niemand für mich sang. Mit verschränkten Armen wartete ich darauf, dass die Melodie, die plötzlich so traurig klang zu Ende ging. Nachdem der letzte Ton ertönte, pustete ich die sieben Kerzen aus und schloss meine Augen, um mir etwas zu wünschen, was ich mir jedes Jahr wünschte. Ich wollte nur, dass mein Daddy nächstes Jahr dabei sein konnte. Dad hatte nie an meinem Geburtstag Zeit für mich. Immer war er genau an diesem Tag nicht in der Stadt.

Meine Mutter klatschte kurz und zog von ihrer Zigarette, ehe sie sie wieder in den Aschenbecher legte. 

Wir aßen beide jeweils ein Stück von der Torte ohne miteinander zu reden, als sie mir dann plötzlich einen eingepackten Karton reichte. Der Hintergrund das Geschenkpapier's war gelb. Die verschieden farbigen Partyhütte stachen eher hervor. Ich kratze aufgeregt wie ich war das Papier auf, bis eine kleine rote Stachel hervortrat.

Meine Mutter lächelte schwach und ein kleiner funken trat in ihren blauen Augen auf. Sie wirkte so viel älter, als sie eigentlich war. Ihre Augen waren so leer und ihre Haltung nicht aufrecht. Das schwarze Haare wirkte immer lebloser und auch sie wurde Tag für Tag dünner.

Eine silberne Kette mit dem Schriftzug „Ever" befand sich in dem Kästchen. Ich traute meinen Augen kaum, weil sie so schön war. Die einzelnen Buchstaben funkelten und ich war nicht sicher, ob das Schwache Licht der Lampe über uns dafür verantwortlich war. Unser ganzes Haus war immer so dunkel.

„Danke Mum!" rief ich und fiel ihr um den Hals. Sie zögerte erst, doch legte dann ihre dünnen Hände auf meinen Rücken und drückte mich sanft.

„Komm ich mach sie dir um." sagte sie und trat hinter mich.

Ich saß immernoch auf dem Holzstuhl und wartete darauf, dass sie die Kette an meinem Hals befestigte. Als sie das machte, drückte sie mir einen Kuss auf die Schläfe.

„Geh jetzt ins Bett liebes, es ist schon spät." flüsterte sie und sah auf die Uhr, die an der Wand direkt gegenüber von uns war. Ich roch den ekligen Mundgeruch, wofür die Zigarette zuständig war. Seufzend setzte ich meine Füße auf dem Boden ab.

„Na gut."

Ich ging zur Treppe und hielt bevor ich die erste Stufe betrat nochmal inne. Meine Mutter räumte unsere Teller auf und sah mich fragend an, als sie nach dem restlichen Kuchen griff.

DefenselessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt