Kapitel 17

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,,Wie viele sind noch hinter uns?", fragte Cirion gepresst. Er hielt sich fest an Aragon gedrückt, doch leider sah es so aus, als würde er sich nicht richtig festhalten können. Ich blickte zu den anderen Reitern, die sich langsam immer näher bewegten. Doch meine Geschwister machten mir am meisten Sorgen, da der Wolf, auf dem sie saßen, immer schwächer wurde. Nicht mehr lange und die Reiter würden sie eingeholt haben....! Ich musste mir also schnell etwas einfallen lassen, um uns alle aus dieser brenzligen Lage zu bringen. Im Wald würden wir nicht weit kommen, da das den Wolf nur noch schneller ermüden würde. Wenn wir weiterhin nur geradeaus ritten, würden sie uns irgendwann eingeholt haben.....

Wir müssen über den Fluss!

Erschrocken fuhr ich zusammen. Da war schon wieder diese bekannte Stimme in meinem Kopf.... Doch das, was sie vorschlug, war Selbstmord. Aber aus einem mir unerklärbaren Grund wusste ich, dass ich ihr vertrauen konnte. Ich blickte zum Fluss, in welchem die Wassermassen an uns vorbeizischten. Eine gewaltige Kraft, vor welcher ich einen großen Respekt hatte. Würden wir ins Wasser gehen, wären wir schon so gut wie tot. Meine Geschwister konnten nicht schwimmen. Nur ich hatte es gelernt, doch auch ich würde bei dieser Strömung nicht bis zur anderen Seite kommen.

,,Hier in der Nähe gab es mal eine Brücke.... Vielleicht steht sie noch!", schrie mir Cirion zu. Ich nickte ihm zu, doch kurz bevor er seinen Kopf wieder nach vorne wandte, konnte ich die Panik und Sorge in seinen Augen sehen. Auch er schien sich Sorgen zu machen. Ich betete, dass die Brücke noch stehen würde sonst wäre unser Ende besiegelt.

,,Haltet durch! Bald sind wir in Sicherheit.", rief ich meinen Geschwistern zu. Beide sahen verängstigt zu mir, doch sie schienen verstanden zu haben, da sich ihre Gesichter etwas erhellten. Bei diesem Anblick machte sich schon ein schlechtes Gewissen in mir breit.... Was wäre, wenn wir es nicht schaffen würden...? Ich durfte jetzt nicht aufgeben!

Als hätte Aragon meinen Entschluss mitbekommen, fing er an, schneller zu laufen und auch der Wolf beschleunigte nochmal ein wenig. Verbissen blickte ich gerade aus und hielt Ausschau nach der Brücke. Nach zweihundert Metern konnte ich nicht weit von uns etwas sehen. Je näher wir kamen, desto besser konnte man die Konstruktion sehen, welche über dem Fluss hing. Erleichtert atmete ich auf. Unsere Rettung war in Sicht!

Doch die Freude verschwand, sobald wir vor der Brücke zu stehen kamen. Sie sah sehr ramponiert aus und das Holz, welches von einem Seil zusammen gehalten wurde, war morsch und schon sehr alt. Zusätzlich dazu war es noch sehr nass, da immer wieder Wasser vom Fluss auf das Holz gelangte. Auch das Seil sah sehr benutzt aus..... Besorgt sah ich zu Cirion. Die Brücke sah nicht so aus, als würde sich auch nur einen von uns tragen können. ,,Es ist unsere einzige Chance....", murmelte er mir zu und stieg ab. Ehe ich mich versah, befanden sich meine Geschwister zusammen mit Cirion auf dem Weg ans andere Ufer. Danach würden der Wolf und Aragon gehen. Ich hatte mich entschieden, als letzte zu gehen. Während die Anderen die Brücke überquerten, hielt ich Ausschau nach unseren Verfolgern. Es dauerte nicht lange, bis ich ihre schwarzen Silhouetten erblickte. Sie kamen mit rasender Geschwindigkeit näher. Gehetzt sah ich zu Aragon, welcher schon beim halben Weg angekommen war. Eilig lief er den letzten Weg und sprang dann zu den Anderen aufs Land. Skeptisch blickte ich auf den ersten Holzbalken. Zwischen jedem Balken war ein kleiner Zwischenraum, durch welchen man auf die tosenden Wassermassen blicken konnte, welche nur darauf warteten, dass ein Holzbalken durchbrach. Tief atmete ich ein, bevor ich den ersten Schritt tat.

Knarzend bog sich das Holz ein wenig nach unten, doch es brach nicht. Nach und nach machte ich einen Schritt. Schweiß ran mir meine Schläfe hinunter und meine zitternden Hände suchten immer wieder verzweifelt Halt am Seil. Ich hatte nur noch zehn Balken vor mir, als plötzlich meine Geschwister aufschrien. ,,Elayne, pass auf!", rief Cirion besorgt und zeigte mit seinem Finger ans andere Ufer. Ängstlich blickte ich nach hinten und erstarrte, als ich sah, was alle so erschreckt hatte. Die schwarzen Männer waren am Anfang der Brücke und einer von ihnen war schon auf dem Weg zu mir!

Erschrocken drehte ich mich um und fing an, mich schneller fort zu bewegen. Die Brücke fing an durch die schnellen und ruckartigen Bewegungen, hin und her zu schaukeln. Ich taumelte nach vorn und konnte sehen, wie Cirion ein Schwert zog und zur Brücke ging. Er würde die Seile kappen! Nur noch drei Schritte hätte ich gehen müssen und ich wäre in Sicherheit gewesen. Lächelnd blickte ich zu meinen Geschwistern, doch in ihren Gesichtern sah ich bloß Schrecken. Kurz darauf verschwand das Holz unter meinen Füßen und ich fiel. Krachend traf ich aufs Wasser und meine Kleider sogen sich sofort voll. Das kalte Wasser zog mich immer weiter nach unten. Äste und Steine, welche vom Wasser mitgezogen wurden, rissen meine Haut auf und verhedderten sich in meinen Haaren oder meiner Kleidung. Verzweifelt rief ich nach Cirion und meinen Geschwistern sobald ich wieder auftauchte und schnappte nach Luft, doch die Wellen schwappten immer wieder über mich und machten es mir unmöglich, genügend Luft zu bekommen. Meine Kraft schwand immer mehr und schwarze Punkten fingen an, mir meine Sicht zu nehmen. Das Letzte, was ich sah, war das dunkle Blau des Wassers, welches mich verschlang.....

Es tut mir leid, James und Serina!

Rising Dark - Das ErwachenHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin