Kapitel 19

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Die Szene vor mir verschwand und um mich herum befand sich nur die Dunkelheit. Immer noch tief berührt starte ich auf die Stelle vor mir, wo ich vor wenigen Sekunden die Königin mit ihrem kleinen Kind gesehen hatte. Tränen der Trauer und des Mitgefühls liefen mir meine Wangen hinunter. Erst jetzt fiel mir auf, dass auch das Baby kleine Flügel gehabt hatte, ab und zu waren sie vom Stoff frei gewesen und man hatte die blau schimmernden Flügel hervorstechen gesehen. Doch, was mich am meisten betrübte, war das sicher Wissen, dass die Mutter kurz darauf ihr Leben verloren hatte. Ich wusste nicht, woher ich das wusste, doch es war ein Gefühl in meinem Inneren, welches so stark war, dass man es nicht ignorieren konnte. Traurig doch auch fasziniert hingen meinen Gedanken dem gerade Gesehenen nach. Aber es gab eine Frage, die ich mir einfach nicht beantworten konnte...... Woher kamen diese Bilder?

Plötzlich begann sich alles zu drehen und ich fühlte, wie ich zurück gerissen wurde. Die Dunkelheit lichtete sich und Licht machte sich breit. Kälte herrschte in meinem Körper. Es war als würde mein Bewusstsein wieder zurückkehren, doch damit kamen auch die Schmerzen und das starke Bedürfnis nach Luft. Zusätzlich zu meiner Atemnot spürte ich die vielen Schrammen, die mir zugefügt worden waren, während ich bewusstlos war. Angestrengt riss ich meine Augen auf und konnte nur in die unendlichen Massen das Wassers blicken, welches mich immer noch in seiner Gewalt hatte. Ich wusste nicht, wie ich näher an die Oberfläche gekommen war, aber ich konnte das Licht durch die Oberfläche scheinen sehen.

An meinen Kräften zerrend versuchte ich weiter an die Oberfläche zu schwimmen, doch das Wasser wollte mich nicht gehen lassen und fing an, mich mit aller Kraft wieder nach unten zu ziehen.

Ich wollte nur hier raus.... Ich konnte meine Geschwister doch nicht einfach allein lassen. Ich kämpfte mich immer weiter nach oben, auch wenn meine Lunge sich so anfühlte, als würde sie gleich explodieren. Meine Arme und Beine brannte vor Kälte und ich konnte viele blaue Flecken erkennen, die sich über meinen ganzen Körper zogen.

Ich würde nicht aufgeben, bis ich die Oberfläche durchbrochen hätte. Angespannt schwamm ich immer höher, was mir meine nasse Kleidung nur noch mehr erschwerte. Frustriet riss ich mir meinen schweren Mantel von den Schultern. Von etwas Last befreit, fühlte ich mich schon viel besser. Stur blickte ich meinem Ziel entgegen. Ich würde es schaffen!

Nur noch wenige Meter trennten mich von meinem Überleben, als mich plötzlich etwas erfasste. Ich hatte den großen Ast nicht kommen sehen.... Er war mit rasanter Geschwindigkeit auf mich zu gekommen und hatte sich nun in meinen Klamotten verhangen. Gewaltsam riss er mich mit sich. Durch das Wasser wurden wir umher geschleudert und ich konnte mein Ende schon vor Augen sehen, als sich plötzlich mein Sichtfeld veränderte. Es wurde auf einmal heller, aber nicht von oben sondern von dem Ast aus, welcher mich mitgerissen hatte. Ein grünes Licht ging von ihm aus und schien ihn zu umgeben. Vergessen war alle Gefahr und ich hatte nur noch Augen für dieses Licht, welches mich magisch anzog. Ohne lange zu zögern streckte ich meine Hand danach aus.

Das Licht umspielte meine Hand und schlängelte sich langsam meinen Arm empor. Es war wundersamer Weise nicht unangenehm. Ein warmes Gefühl erfühlte mich, während das grüne Licht anfing, auf mich überzugehen. Ein wunderbares Gefühl erfüllte meinen ganzen Körper, als ich dieses pulsierende Licht in mich aufnahm. Es schien mir Kraft zu geben, doch war nicht das Einzige, was passierte. Das Wasser um mich herum, schien ruhiger zu werden. Fast schon still lag es vor mir. Ohne lange nachzudenken nahm ich die neu gewonnene Kraft und schwamm mit kraftvollen Zügen an die Oberfläche. Keuchend durchbrach ich das Wasser und schnappte verzweifelt nach Luft. Es grenzte an ein Wunder, dass ich noch nicht ertrunken war. Das Ufer befand sich zu meinem Glück nicht weit von mir entfernt, denn die Wärme und die Kraft fingen an, meinen Körper zu verlassen und machten wieder der Erschöpfung platzt. Ächzend schwamm ich bis zum Ufer und zog mich kraftlos aufs Land.

Ich rang auf dem Rücken liegend nach Luft und blickte in den Wolken behangenen Himmel hinauf. Es dauerte nicht lange, bis sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht breit machte und ich anfing, wie eine Verrückte zu kichern. Ich hatte es wirklich geschafft. Was auch immer das gewesen war, es hatte mir das Leben gerettet, doch noch war ich nicht bei den Anderen. Und, wenn ich sie nicht bald finden würde, würde ich erfrieren... Die nassen und kalten Klamotten klebten an meinem Körper und verstärkten nur noch die Kälte, weshalb ich mich bis auf meine Unterwäsche auszog. Ich rappelte mich auf und machte mich zitternd auf die Suche nach den Anderen und etwas Holz. Meine Klamotten ließ ich liegen, da sie sowieso nur noch aus Fetzen bestanden.

Aus vielen verschiedenen Wunden blutete ich und lauter Prellungen machten es mir schwer, zu gehen. Hoffentlich würde ich die Anderen rechtzeitig finden oder sie mich!

Rising Dark - Das ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt