Kapitel 36

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"Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend, Miss. Rufen Sie mich, wenn Sie etwas benötigen!" Mit diesen Worten blieb die Zofe vor der Tür des Saals stehen, verbeugte sich leicht und ging davon. Seufzend drehte ich mich zur Tür um, welche aus massiven Holz bestand und wunderschön verziert war. Hinter der Tür konnte ich die Stimmen von Arien und ihres Sohnes hören. Auch meine Geschwister schienen, schon anwesend zu sein, weswegen ich noch ein letztes Mal tief einatmete, meine Kleid klatt strich und in den Saal trat. Der lange Tisch war schon mit den leckersten Speise bedeckt und ich konnte meinen Geschwistern ansehen, wie schwer es für sie war, nicht sofort über all das Essen herzufallen.

Ich spürte, wie sich alle Blicke zu mir wandten, als ich eintrat. Unwohl wegen der ganzen Aufmerksamkeit, lief ich auf die Königin und den Kronprinzen zu, bis ich vor ihnen in einen höflichen Knicks sank. "Eure Hoheiten!", begrüßte ich beide, während ich mich aus meiner Verbeugung erhob und nun lächelnd zu Arien sah. "Du siehst hinreißend aus, Elayne. Komm setz dich zu uns! Nachdem, was ich heute alles gehört habe über dich, musst du bestimmt hungrig sein.", erwiderte die Königin sanft und zeigte auf den Stuhl neben hier, welcher für mich bestimmt zu sein schien. James und Serina lächelten mich glücklich an, nachdem ich mich gesetzt hatte und begannen auf Geheiß der Königin, zu essen. "Also Elayne... Mein Sohn hat mir erzählt, dass es dir nicht gut ging während des Trainings.", fing Arien das Gespräch an. Anscheinend wollte sie sich erkundigen, wie es mir ergangen ist. Auch wenn ihr Sohn dem Anschein nach schon seine Version der Geschichte präsentiert hat. Aron, welcher sich wieder stumm gezeigt hatte, blickte mich aus finsteren Augen an, doch auch Schuldgefühle spiegelten sich in seinem Blick. Erst prügelte er mich nieder und jetzt fühlte er sich schuldig? Ich war zwar wütend auf ihn, doch wollte ich der Königin nicht offenbaren, was wirklich passiert war. Ich würde schon noch meine Rache bekommen, für das was er mir heute angetan hatte. "Ja, ich muss zugeben, dass ich unterschätzt habe, was mir die Reise alles abverlangt hat.", ging ich auf Ariens unausgesprochene Frage ein. Nickend dachte die Königin kurz einen Augenblick über meine Worte nach und aß ein paar Löffel der Suppe, welche sie vor sich stehen hatte. Auch ich wandte mich kurz meinem Essen zu und merkte sofort, wie mein Körper sich danach sehnte.

Das Training hatte mich ausgelaugt, doch nachdem ich in meinem Zimmer aufgewacht war, hatte mich eine unendliche Schwäche befallen, weshalb ich es Aron nicht glaubte, dass ich nur in Ohnmacht gefallen sei. Doch, was mich am meisten wunderte, war das Fehlen meiner Verletzungen... Oder waren diese nur ein Hirngespinst meiner selbst gewesen? Jedoch ließ sich nur so, das Blut auf meiner zerrissenen Trainingskleidung und auch die Schmerzen, die ich vor der Ohnmacht gehabt hatte, erklären. Aron war mir eine Erklärung schuldig und diese würde ich mir heute Abend noch holen jedoch nicht hier. In Gedanken verloren blickte ich aus dem Fenster, welches mir gegenüber an der Wand war. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen und ein wunderschönes Abendrot hatte sich über den Himmel gelegt. Alles in mir sehnte sich danch, jetzt im Wald umherzustreifen. Doch die Realität riss mich schnell wieder aus meinem Tagtraum, als die Königin sich wieder an mich wandte. "Cirion hat mir heute nachmittag mehr über eure Reise hierher erzählt und von deinem Unfall erzählt.", fing sie an, doch bevor sie weiter sprechen konnte, mischte sich nun auch Aron ein, welcher Interesse an den Worten seiner Mutter zu finden schien. "Was denn für ein Unfall, Mutter?", wollte er wissen und all der Spott, welcher davor in seinem Blick gelegen hatte, war der Verwirrung gewichen.

James und Serina schnifften traurig, als man sie an den Vorfall erinnerte und die Königin begann, ihrem Sohn zu erzählen, was Cirion ihr heute nachmittag berichtet hatte. Unwohl rutschte ich auf meinem Stuhl herum und dachte an meine Nahtoderfahrung zurück. "Nach Cirion wurden sie verfolgt vom schwarzen Zirkel, weswegen sie den Fluss nahe des wilden Waldes überqueren mussten. Dabei wurde Elayne in den Fluss gerissen und trieb davon. Dir ist bestimmt bewusst, wie stark die Strömung in dieser Gegend sind und wie unberechenbar, mein Sohn! Es gleicht einem Wunder, dass sie es dort lebend herausgeschafft hat. Nach einem Tag des Suchens haben Cirion und Elaynes Geschwister sie dann glücklicherweise gefunden, doch nach Cirions Erzählung warst du sehr verletzt.", richtet nun die Königin das Wort an mich. "Ja, ich war kurze Zeit ohnmächtig gewesen und habe mir wahrscheinlich in dieser Zeit sehr viele der Verletzungen zugezogen...", erklärte ich ihr, jedoch ließ ich meine Vision aus und auch die Frau, welche mir erschienen war, nachdem ich es aus dem Fluss geschafft hatte und dem Tode nahe gewesen war. Nervös knetete ich meine Finger, während ich das wissende Gesicht der Königin musterte. Aron hingegen schien, mit jedem Wort schockierter zu werden. "Sie wurden vom schwarzen Zirkel verfolgt?!", fragte er mit kaltem Ton. "Leider ja, doch Cirion konnte nicht herausfinden, warum die Reiter sie verfolgten... Er konnte nur in Erfahrung bringen, dass sie den Auftrag hatten, jemand gefangen zu nehmen. Doch wen, wissen wir nicht!", erklärte Arien ihrem Sohn, welcher nur nickte und in seine Gedanken versank. Während ihrer Unterhaltung hatte ich gespannt zugehört und obwohl ich am Anfang nicht gewusst hatte, wen Arien mit dem schwarzen Zirkel meinte, ging mir jetzt ein Licht auf. Sie sprach von den Reitern, welcher das Dorf zerstört hatten und uns dann gefolgt waren! Ich wollte die Königin näheres zu dem schwarzen Zirkel fragen, doch Arien kam mir zuvor. "Elayne, es würde mich freuen, wenn du mir morgen beim Frühstück Gesellschaft leisten könntest, damit wir ein paar Dinge besprechen können. Natürlich würde Aron dich danach abholen, damit ihr euer Training weiterführen könnt!", sagte Arien lächelnd, doch ihr Ton verriet, dass sie keine Widerworte hören wollte. Aber dieses Angebot war mir mehr als willkommen, da ich unendlich viele unbeantwortete Fragen hatte, die nach Antworten flehten. "Es ist mir eine Ehre, Hoheit!", erwiderte ich mit ehrlichem Lächeln, was Arien zufrieden zu stimmen schien, da sie sich nun wieder ihrem Sohn zuwandte, welcher seine Mutter und mich mit nachdenklichem Blick musterte.

Rising Dark - Das ErwachenWhere stories live. Discover now