Kapitel 9

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Entsetzen durchfuhr meinen Körper, doch es hinderte mich nicht daran, auf den Hirsch und den Wolf zu laufen. Es war mir egal, ob beide mich angreifen könnten. Das einzige, was in dem Moment zählte, war Elayne. Als ich bei ihr ankam, sah ich das Blut, welches ihre Kleidung tränkte. Auch ihre Geschwister waren mittlerweile bei mir angekommen und hielten ängstlich die Luft an, als sie ihre Schwester entdeckten.

Vorsichtig packte ich Elaynes schlaffen Körper und trug sie so sanft wie möglich zurück in die Hütte. Ich merkte gar nicht, dass der Hirsch und der Wolf uns folgten und vor der Hütte niederließen. Elaynes Panther setzte sich zu ihnen. Währenddessen machten Serina und James das Bett im zweiten Zimmer frei, auf welches ich Elayne danach ablegte.

Durch das Licht konnte ich Elaynes blasse und verwundete Haut sehen. Ihre ganze Haut war mit vielen blutigen Kratzer übersäht. Doch das war nicht das, was mir am meisten Sorgen machte. Um ihre Seite war ein notdürftiger Verband angelegt, welcher aber schon mit Blut vollgesogen war. Auch ihre Hände und Beine waren verletzt. Überall waren schon leicht entzündete und dreckige Wunden.

Ich brauchte nicht lang, um zu überlegen, was ich tun musste. Schnell holte ich das Verbandszeug und etwas Hochprozentiges, um die Wunden zu desinfizieren. Eilig machte ich mich daran, die Wunde an ihrer Seite zu säubern und sie dann zu nähen. Vorsichtig führte ich die Nadel mit dem Faden, um ihre Seite wieder zusammenzuflicken. Danach verband ich die Wunde effizient und widmete mich der Nächsten.

Mehrere Stunden dauerte es, bis ich Elayne komplett versorgt hatte. Nun schlief sie friedlich. Ihre Geschwister waren irgendwann zu Bett gegangen. Auch für sie war es ein anstrengender Tag gewesen. Erschöpft setzte ich mich auf einen Stuhl in der Küche und aß eine Kleinigkeit. Als ich aus dem Fenster sah, erblickte ich die Tiere, welche friedlich vor der Tür saßen und auf etwas zu warten schienen. Immer wieder fielen mir die Augen zu und die Erschöpfung machte sich schlagartig bemerkbar. Bevor ich es stoppen konnte, war ich eingeschlafen.

Stöhnend öffnete ich die Augen und versuchte mich aufzusetzen. Ein Stechen fuhr durch meine Seite. Langsam kamen die Erinnerungen an den Kampf und die Flucht zurück. Doch ich wusste nicht, wie ich zur Hütte gekommen war. Ächzend schob ich meine Beine über den Bettrand und stand langsam auf. Ich musste unbedingt wissen, wie es meinen Geschwistern ging.

Eilig humpelte ich durch die Hütte auf der Suche nach Serina und James. In der Küche fand ich Cirion schlafend vor. Leise näherte ich mich ihm und ließ mich neben ihm auf einen Stuhl nieder. ,,Cirion, wach auf!", flüsterte ich ihm eindringlich zu. Erschrocken öffnete er die Augen und machte den Anschein, auf mich losgehen zu wollen. Doch als er mich erkannte, beruhigte er sich. ,,Warum bist du nicht im Bett? Du dürftest gar nicht aufstehen können....", sagte er besorgt. Er wollte schon meine Wunde anschauen, doch ich schlug seine Hand weg. ,,Wo sind meine Geschwister?", wollte ich von ihm wissen. Doch er kam nicht dazu, mir eine Antwort zu geben. ,,Elayne!", hörte ich gleichzeitig die schreienden Stimmen meiner Geschwister. Erleichtert drehte ich mich zu ihnen um und schloss sie in meine Arme. Überrumpelt von ihrer Kraft stöhnte ich auf. Eilig gingen sie ein paar Schritte zurück. ,,Tut uns leid, Elayne. Wir haben vergessen, dass du verwundet bist.", sagte James niedergeschlagen und Tränen bildeten sich in seinen Augen. ,,Alles gut, Kleiner. Mir geht es schon viel besser.", sagte ich sanft zu ihm und streichelte ihm liebevoll über den Kopf.

,,Ich weiß, dass ihr unbedingt mit eurer Schwester reden wollt. Doch ich muss zuerst nach ihren Wunden schauen.", erklärte Cirion Serina und James. Verständlich nickten beide. ,,Komm, Elayne.", sagte Cirion an mich gewandt. Stöhnend stemmte ich mich nach oben. Zwar brauchte ich keine Hilfe, doch ich wandte nichts ein, als Cirion mich stützte. Vorsichtig setzte er mich aufs Bett ab. ,,Ich möchte mir nur kurz deine Wunden anschauen und den Verband auswechseln.", wies er mich an, während er vorsichtig den Verband um meine Seite löste. Ich hielt mich ruhig. Verwunderung spiegelte ich in seinem Gesicht wieder, als er den Verband komplett entfernt hatte. ,,Das kann doch nicht....", flüsterte er erstaunt. ,,Ist etwas Schlimmes?", fragte ich ängstlich. ,,Nein, so kann man das nicht sagen....", stotterte er. ,,Jetzt sag schon, was los ist.", zischte ich energisch. ,,Deine Wunde.... Sie ist fast verheilt.", sagte er ehrfürchtig. ,,Wie kann das sein? Der Schnitt war doch sehr tief?", meinte ich verwirrt. ,,Das stimmt. Ich weiß nicht, warum deine Wunde schon so weit verheilt ist.", sagte er ernst, während er sich daran machte, einen neuen Verband anzulegen.

Nachdem Cirion fertig war, wollte ich wieder in die Küche, um dort mit meinen Geschwistern zu reden. Zuerst wollte er protestierten, doch ich hörte nicht auf seinem Widerspruch. Während wir zurückgingen, hörte ich ihn nur etwas vor sich her murmeln. ,,Warum ist sie nur so dickköpfig?!"

Rising Dark - Das ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt