Kapitel 18

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Zitternd öffnete ich meine Augen.... Doch ich sah nur schwarz. Ich blinzelte ein paar Mal, aber die Dunkelheit verschwand nicht. Mühsam stand ich auf und versuchte, mich irgendwie zurecht zu finden und zu herauszufinden, wo ich war. Aber auch nach langer Suche fand ich nichts. Nur die Kälte und die Dunkelheit schienen mir Gesellschaft zu leisten. Ängstlich kauerte ich mich zusammen und schloss erschöpft meine Augen. Wo waren meine Geschwister? Wo war Cirion? Wo war Aragon? Wieso war ich hier? Mit jeder Frage, die ich mir nicht beantworten konnte, stiegen meine Angst und meine Zweifel, hier jemals rauszukommen. Die Kälte schlich sich immer weiter und übernahm nach und nach jeden Zentimeter meines Körpers. Mit jeder Minute, die ich hier saß, wurde ich schwächer. Ich spürte schon, wie mein Körper immer tauber wurde, als ich ein leises Zwitschern vernahm. Unter großem Kraftaufwand öffnete ich meine Augen. Doch es war nicht länger dunkel. Ich konnte einen Wald vor mir sehen. Seine Farben strahlten im Sonnenlicht und er wurde bewohnt von den verschiedensten Tieren. Doch er war nicht wirklich da. Es war mehr wie ein Foto oder ein Film, der sich in meinem Kopf abspielt. Fasziniert blickte ich zum Szenario, welches zu welches schien. Jetzt war eine ganze Stadt zu sehen. Hunderte von Häusern standen vor der Klippe, von der ich herunterblickte. Hinter den Häusern befand sich ein glamouröser Palast, welcher hoch in den Himmel ragte.

Doch gab es noch eine Sache, die mich am meisten verblüffte. Es waren die vielen Elfen, welche überall in der Stadt umher flogen. Lächelnd sah ich ihnen zu, wie sie sich mit Leichtigkeit durch die Luft bewegten. Verträumt überlegte ich, wie es sich wohl anfühlen würde. Würde ich nur auch fliegen können.... Leider verschwand auch kurz darauf dieses Bild und ein Neues formte sich vor meinen Augen. Doch dieses Mal war die Atmosphäre nicht harmonisch oder glücklich....

Vor mir erkannte ich einen großen Raum, wahrscheinlich war er sehr prunkvoll, doch das war durch den ganzen Rauch nicht zu erkennen. Aber das war nicht das Einzige, was ich bemerkte. Auch meine Sicht hatte sich verändert. Auf die Szenarien davor hatte ich immer außerhalb des Geschehens etwas beobachten können, doch dieses Mal schien ich alles aus der Sicht einer Person zu sehen. Nein, es war keine Person. Es war ein kleines Baby. Ich sah eine Wiege, in der ich lag und es war fast so, als könnte ich den Rauch riechen, der sich dort im Zimmer befand. Diese Situation fühlte sich vertraut an, doch ich konnte mich an keinen Brand erinnern. Neugierig wartete ich darauf, dass etwas passierte. Keine zwanzig Sekunden später kam eine Frau zu der Wiege. Ihr blondes Haar war wohl vor kurzer Zeit noch in einer wundervollen Frisur hochgesteckt gewesen, doch jetzt waren sie zerzaust. Ihre freundlichen Augen blickten auf mich herab und ich konnte die Angst in ihnen sehen. Diese strahlend blauen Augen kamen mir so bekannt vor, doch ich hatte sie noch nie zuvor gesehen. Als mein Blick weiter über sie wanderte konnte ich, wunderschöne Flügel hinter ihrem Rücken entdecken. Auch ihr Kleid war sehr edel und musste aus der feinsten Seide gemacht worden sein.

Doch bevor ich sie weiter mustern konnte, nahm die Frau das Baby in ihren Arm und lief durch den Raum auf eine Tür zu. Als sie diese öffnete und hinaus auf einen langen Gang lief, konnte ich Schreie hören und das Knistern eines Feuers. Sie lief und lief mit mir in ihrem Armen. Ich sah überall um uns herum Elfen, welche mit dunklen Kreaturen kämpften. Sie sahen ihnen irgendwie ähnlich. Sie besaßen dieselben spitzen Ohren, doch ihre Haut war schwarz und ihre Flügel waren grau. Als einer von ihnen seinen Kopf zu mir wandte, fuhr ich vor Schreck zusammen. Seine Augen glühten in einem starken Rot und sie blickten genau auf mich. Nun wurden auch noch andere auf uns aufmerksam. Mit gefährlichem Lächeln kamen sie auf uns zu, doch die Elfen stellten sich ihnen in den Weg und versuchten, ihnen den Weg zu uns abzuschneiden. ,,Bringt euch in Sicherheit, eure Hoheit.", schrie einer der Elfen. Er trug eine glänzende Uniform mit einem Wappen darauf. In seiner rechten Hand trug ein langes Breitschwert, von dem rotes Blut auf den Boden tropfte.

Die Frau nickte ihm zu, doch bevor sie ging, rief sie noch etwas. ,,Ich danke euch, General! Der König wäre euch sehr dankbar, dass ihr die letzte Erbin beschützt." Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief davon. Irgendwann befanden sich überall Bäume um uns herum und die Kampfgeräusche werden immer leiser. Doch wir waren noch lange nicht außer Gefahr. Auch bei der Frau fiel mir etwas auf. Sie wirkte sehr traurig und Tränen waren in ihren Augen. Sie hatte wohl einen großen Verlust ertragen oder musste etwas Schmerzhaftes machen. ,,Bleib stark, mein kleiner Schatz. Kehre in deine Heimat zurück, wenn die Zeit gekommen ist. Bis dahin wirst du normal aufwachsen. Außerhalb der Gefahr und deiner wahren Person. In dem Moment, in dem du den Kristall siehst, wird all das, was du bist, wieder zu dir finden. Vergiss deinen Vater und mich niemals. Du warst unser größter Schatz. Leb wohl, Naira.", flüsterte sie und drückte mir einen letzten Kuss auf die Stirn. ,,Eure Hoheit.... es ist Zeit.", erklang eine Stimme hinter mir. ,,Bring sie fort von hier. Zu einer Familie, die ihr ein glückliches Leben ermöglichen kann.", befahl die Frau leise schluchzend. ,,Ich habe schon ein nettes Paar. Dort wird es ihr gut gehen.", sagte der Mann, an den mich die Frau übergab. Ich konnte nichts von ihm erkennen, da er sich in schwarzen Stoff gehüllt hatte. Er drehte sich um und ging mit mir weiter. Traurig blickte ich der Frau hinter her und spürte einen dumpfen Schmerz in mir. ,,Ich liebe dich, Naira, meine kleine Prinzessin."

Rising Dark - Das ErwachenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ